Zimmern wie die Weltmeister

Völklingen/Geislautern. Die Fußballer wollen es endlich mal wieder werden, die Zimmerer sind es momentan: Der amtierende Europameister der Zimmerer heißt Deutschland. Doch für die Auswahl der deutschen Zimmererorganisation Holzbau Deutschland ist Europa nicht genug: Im Juli 2013 wollen sie der Weltelite in Leipzig zeigen, wo der Holzhammer hängt

 Andreas Fichter, Europameister der Zimmerer aus St. Georgen im Schwarzwald, arbeitet hochkonzentriert an einem Stück Holz, das Teil eines Pavillons werden soll. Foto: Oliver Dietze

Andreas Fichter, Europameister der Zimmerer aus St. Georgen im Schwarzwald, arbeitet hochkonzentriert an einem Stück Holz, das Teil eines Pavillons werden soll. Foto: Oliver Dietze

Völklingen/Geislautern. Die Fußballer wollen es endlich mal wieder werden, die Zimmerer sind es momentan: Der amtierende Europameister der Zimmerer heißt Deutschland. Doch für die Auswahl der deutschen Zimmererorganisation Holzbau Deutschland ist Europa nicht genug: Im Juli 2013 wollen sie der Weltelite in Leipzig zeigen, wo der Holzhammer hängt. Seit über 40 Jahren findet die Berufsweltmeisterschaft "WorldSkills" (zu deutsch: Weltweite Fertigkeiten) wieder in Deutschland statt. Für das sechs Mann starke Team um Leiter Roland Bernardi könnte damit im eigenen Land ein Traum in Erfüllung gehen.Anlässlich des 50. Geburtstages der Bernardi Bedachungen GmbH lud der ehrenamtliche Teamleiter seine Männer zum öffentlichen Training in den Völklinger Stadtteil Geislautern ein. Seit 1996 betreut er die erfolgreiche Mannschaft: In den Einzelwertungen bei der letzten EM mit Gold und Silber und bei der WM mit Bronze ausgezeichnet, hat die Mannschaft - in der Gesamtwertung Europaspitze - allen Grund, selbstbewusst zu sein.

Trainer Michael Rieger aus Westerstetten bei Ulm erläutert, worauf es im Wettkampf ankommt: "Vorstellungskraft, Präzision, Durchhaltevermögen, das macht ein gutes Team aus". Was bedeutet das konkret? In 22 Stunden über drei Tage müssen die Handwerker, die nicht älter als 22 (WM) beziehungsweise 23 Jahre (EM) alt sein dürfen, nach vorgegebenen Plänen eine Holzkonstruktion bauen. "Wir berechnen alle Winkel und Längen auf Grundlage der Pläne, schneiden das Fichtenholz zurecht und montieren die einzelnen Module." Diese werden dann zusammengesetzt. Es geht um absolute Genauigkeit - wenige Millimeter an der vorgesehenen Position vorbei, und die ganze Arbeit sowie viele wertvolle Punkte von der Jury können dahin sein. "Beim letzten Turnier kam es am ersten Tag zum Tiefschlag, weil einer von uns das Holz falsch geschnitten hatte. Aber wir sind dran geblieben und haben das Ruder wieder herum gerissen!", berichtet Rieger.

"Jeder Zimmerer darf nur ein Mal in seinem Leben am jeweiligen Turnier teilnehmen. Das ist eine Chance, die man ergreifen muss", sagt Andreas Fichter (19) aus St. Georgen im Schwarzwald, letztmaliger Goldmedaillengewinner in der Einzelwertung. "Ich arbeite gerne mit Holz. Ich mag, dass ich mein Werk sehen und anfassen kann", antwortet er auf die Frage, woher die Leidenschaft für diese Arbeit kommt. Das Team stehe aber im Vordergrund: "Nicht ich bin Europameister, wir sind es!".

Der Pavillon, den das Team am Freitag in Geislautern in rund fünf Stunden baute, kam übrigens den Kindern der Stadt zu Gute: Am Nachmittag nahm der Völklinger Bürgermeister Wolfgang Bintz das Geschenk an die Kindertagesstätte Geislautern entgegen.

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