Zieht Rathaus um ins City-Center?

Völklingen · Völklingens Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) lässt prüfen, ob ein Teil des Rathauses nicht besser ins neue City-Center umzieht. Hintergrund: Für die Sanierung des siebengeschossigen Turmaufbaus würde rund eine Million Euro pro Etage fällig. Zudem hätte dann das City-Center bereits einen großen Mieter.

 Der Turm: Die Mehrzahl der Bediensteten arbeitet im sieben Stockwerke hohen Aufbau über dem Grundtrakt des Völklinger Neuen Rathauses. Im ganzen Haus kann man kein Fenster öffnen, und auch die Klimaanlage gilt als überholungsbedürftig. Foto: Jenal

Der Turm: Die Mehrzahl der Bediensteten arbeitet im sieben Stockwerke hohen Aufbau über dem Grundtrakt des Völklinger Neuen Rathauses. Im ganzen Haus kann man kein Fenster öffnen, und auch die Klimaanlage gilt als überholungsbedürftig. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Als Völklingen in den 60er Jahren sein Neues Rathaus baute, hatte noch niemand an heutige Brandschutzvorschriften gedacht. Im Erdgeschoss wird derzeit für rund 1,9 Millionen Euro saniert und umgebaut. Doch die Mehrzahl der rund 250 Bediensteten arbeitet im siebengeschossigen Turm.

Nun hat Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) dem Stadtrat den Vorschlag präsentiert, einen Teil der Mitarbeiter ins künftige City-Center auszulagern. Dadurch könnten die oberen drei, vier Etagen des Turms geräumt und versiegelt werden. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung soll zeigen, ob es günstiger ist, das Rathaus komplett zu renovieren oder als Mieter ins City-Center zu ziehen. Die Kosten für den Umbau jeder Etage werden auf rund eine Million Euro geschätzt.

CDU-Fraktionschef Stefan Rabel, der auch an den Baulärm denkt, hält Lorigs Idee für prüfenswert. Seine Fraktion unterstütze zunächst alle Bemühungen und Überlegungen der Verwaltung, Kosten zu verringern und Alternativen zu finden.

Der Platzbedarf für die an die 150 Rathaus-Bediensteten wird auf rund 3000 Quadratmeter geschätzt. Das City-Center sollte rund 8500 Quadratmeter Verkaufsfläche bieten, doch der Investor hat gegenüber Oberbürgermeister Lorig eine Umplanung angekündigt. Das Konzept soll am 16. Mai den Stadträten in einer nicht öffentlichen Sondersitzung vorgestellt werden.

"Wir sind gespannt, was der Investor dann vorbringt", sagt SPD-Fraktionschef Erik Kuhn. "Es kann nicht sein, dass wir ein City-Center light machen und dann die Verwaltung reinhocken." Bei jeder Kostenrechnung müsse auch beachtet werden, was der Zerfall des Rathausturmes koste. Entschieden werden müsse am 16. Mai auf jeden Fall. Für Mitte Juni sei der Baubeginn am City-Center vertraglich vereinbart. Kuhn: "Wenn wir noch mal vier Jahre warten, ist die Stadt platt."

Klaus Degen, Fraktionsvorchef der Linken, bewertet Lorigs Vorschlag "als Zeichen totaler Hilflosigkeit". Nutzen durch die Zersplitterung der Verwaltung sei nicht zu erkennen. Die genannte eine Million Sanierungskosten pro Etage sei völlig übertrieben. Degen äußerte den Verdacht einer "versteckten Anschubfinanzierung fürs City-Center".

Ähnlich sieht dies FDP-Fraktionschefin Denise Baldauf. Dem Vorschlag Lorigs liege wohl zu Grunde, dass sich bisher zu wenige Mieter fürs City-Center interessierten. Anstatt andere Nutzungsvarianten wie ein Schulzentrum zuzulassen, versuche Lorig nun, das Projekt zu retten, indem er einen großen Teil des Centers miete und so dem Investor entgegenkomme. Und auch nicht mehr genutzte Rathausetagen müssten gepflegt und geheizt werden, um dem Verfall vorzubeugen.

Auch Berthold Annel, Fraktionschef der Freien Wähler, erteilt Lorig eine Absage: "Das heißt, nur durch die Anmietung durch die Stadtverwaltung kann das City-Center gebaut werden. Und auch eine Dezentralisierung der Verwaltung kann ich nicht gutheißen." Karl-Heinz Remark, Fraktionschef von Pro Völklingen, setzt nach wie vor aufs große Einkaufszentrum. Remark: "Aber wenn es sicher wäre, dass das Thema ganz ins Wasser fällt, wäre es keine schlechte Idee, einen Teil der Verwaltung im City-Center unterzubringen." Ganz anders wiederum Manfred Jost, Fraktionschef der Grünen: "Die bundesweit gemachten Erfahrungen zeigen, dass letztendlich die öffentliche Hand immer die Dumme ist, die bei diesen Geschäftsmodellen draufzahlt."