Zeitreise zieht die Massen an
Alsweiler · So alt wie das 300 Jahre alte Hiwwelhaus und noch wesentlich älter waren die Handwerke, die am Sonntag rund um das historische Alsweiler Gebäude gezeigt wurden. 2000 Besucher kamen, um sich das anzusehen, Vorträge zu hören und sich durch das historische Bauernhaus führen zu lassen.
Alsweiler. So viel Betrieb hat es in und um das 300 Jahre alte Hiwwelhaus in Alsweiler schon lange nicht mehr gegeben wie bei dem historischen Markt am Sonntag. Vielleicht lag es an der guten Werbung, die der Schellenmann Karl-Heinz Kauth am Samstag gemacht hatte. In historischer Kleidung war er durch die Dorfstraßen marschiert, hatte seine Glocke geschwungen und das Fest mit seinen vielen Programmpunkten angekündigt. Aber nicht nur die Einheimischen waren am Tag darauf seiner Einladung gefolgt. Das Hiwwelhaus sah auch viele hundert auswärtige Besucher. Insgesamt 2000 Gäste dürften es gewesen sein.Handwerk wie vor 300 Jahren, als das Hiwwelhaus wieder aufgebaut wurde - da standen die "Dillschneider" in der vordersten Front. Die mundartliche Bezeichnung für dieses Handwerk hat nichts mit dem Dillgewürz im Garten zu tun, sondern mit dem Schneiden von Dielen für die Bauernhäuser. Eine Gruppe Alsweiler Männer taten es in den Kleidern, wie sie die Waldarbeiter damals trugen. Abwechselnd saß einer von ihnen auf einem hohen Holzbock, ein anderer stand auf der Erde. Mit einer Trómpsää, das ist eine Säge mit einem großen, nicht gespannten Sägeblatt und zwei Griffen, bearbeiteten sie einen fünf Meter langen und über 30 Zentimeter dicken Laubholzstamm, aus dem nach schwerer Arbeit lange Bretter entstanden. Werner Feldkamp von der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land kommentierte die Arbeit, die von mehreren hundert Menschen verfolgt wurde: "Vor 300 Jahren gab es in unserer Region nur hartes Laubholz, kein Nadelholz", erzählte er. "Im Wald wurde nicht mit der Säge hantiert. Die Arbeiter benutzten zum Fällen der Bäume nur die Axt, Hilfsmittel gab es nicht."
Der Schmied Hanno Rudolphy aus Marpingen versetzte die Zuschauer in eine wesentlich ältere Zeit, nämlich in die keltische Epoche. Kinder durften die Blasebälge bedienen, die über eine unterirdische Leitung Luft in das Holzkohlenfeuer bliesen. "Zu der Zeit des Hiwwelhauses arbeitete der Schmied schon etwas moderner", meinte er. Den Jungen und Mädchen drückte er oft den Hammer in die Hand, damit sie sich Nägel schmieden konnten. Gewürzpflanzen, die es schon im Mittelalter gab, bot der Gärtner Jörg Hammermeister an, zum Beispiel Basilikum (damals Hirnkraut genannt), den Hirtentee aus Thymian, Salbei und Pfefferminze. "300 Jahre Hiwwelhaus - da verkaufe ich natürlich nichts Exotisches." Filzen und Körbe flechten, Besen binden und Weben sowie das Brotbacken im alten Hiwwelhaus-Backhofen waren Tätigkeiten, die die Besucher ebenfalls sehr interessierten. Dass es so manches Märchen über das alte Alsweiler Bauernhaus gibt, können die Kinder jetzt in den Büchern nachlesen, die es an einem Stand zum Kauf angeboten wurden: "Der fremde Reiter", "Pauline, die Mühlenmaus" und "In der Mühlenbäckerei".
Vorträge zur Baugeschichte des Hiwwelhauses, Familiengeschichten und ein Beitrag zu der Zeit, als Alsweiler zu Lothringen gehörte, bereicherten das Programm ebenso wie die historischen Tänze und die Beiträge des Alsweiler Kabaretts, des Theatervereins und der Old-Boys-Combo. Klaus Brill, der Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde Alsweiler - zusammen mit dem Hiwwelhaus-Verein war dieser historische Tag ausgerichtet worden - freute sich über den guten Besuch: "Es herrscht ein toller Betrieb bei bestem Wetter. Mit so vielen Gästen hatten wir nicht gerechnet."
Auf einen Blick
Das Alsweiler Hiwwelhaus ist das älteste erhaltene Bauernhaus im Saarland und ein Kulturdenkmal von hohem Rang. Es ist im Jahre 1712 nach Jahrzehnten kriegerischer Verwüstungen aus den Trümmern eines vorher dort stehenden Hauses wieder aufgebaut worden, ist jetzt also 300 Jahre alt geworden.
Historisches Magazin: "Hiwwelhaus - Unsere Tür in die Geschichte" lautet der Titel eines Buches, das zum 300-jährigen Bestehen des alten Bauernhauses erschienen ist. In vielen Kapiteln wird von der Geschichte des Hauses erzählt, vom Dorfleben in Alsweiler und von den damaligen herrschaftlichen Verhältnissen.
Die nächsten Veranstaltungen im Hiwwelhaus: Sonntag, 1. Juli: Der Hiwwel voller Bilder (14 Uhr). Samstag, 6., und Sonntag, 7. August: Kinderferienprogramm unter dem Motto "24 Stunden im Hiwwelhaus". Samstag, 8. September: Lange Nacht der Lieder (19 Uhr). Sonntag, 21. Oktober: Pilgerwanderung mit Suppenfest (elf Uhr). gtr