Zeichen stehen auf Entspannung

Saarbrücken. In der Auseinandersetzung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat bei der Saarbrücker Saarbahn GmbH stehen die Zeichen erneut auf Entspannung

 Im Gerichtssaal: Die Betriebsräte Winfried Jung und Albert Ruby (rechts). Foto: Becker & Bredel

Im Gerichtssaal: Die Betriebsräte Winfried Jung und Albert Ruby (rechts). Foto: Becker & Bredel

Saarbrücken. In der Auseinandersetzung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat bei der Saarbrücker Saarbahn GmbH stehen die Zeichen erneut auf Entspannung. Nachdem es am Dienstag bereits einen Vergleich zwischen beiden Seiten bezüglich der Einstellung von Triebfahrzeugführern gegeben hatte, drängte Arbeitsrichter Hans Klanig auch im Hauptstreitpunkt, in dem es um die fristlose Kündigung der Betriebsräte geht, auf eine friedliche Beilegung des Konflikts. Die Kündigung gegen ein Betriebsratsmitglied, der ein Formfehler zu Grunde lag, wurde bereits zurückgezogen.

Der Befund des Richters: "In der Sache ist der Betriebsfriede ziemlich gestört. Jetzt müssen wir sehen, wie wir die Kuh vom Eis bringen. Das geht nur durch Zu- und Abgeben." Begonnen hatte die Verhandlung mit einer absoluten Neuheit für das Arbeitsgericht: Die 27 Plätze für Zuhörer, die neben den Beteiligten und den Pressevertretern im Gerichtssaal noch frei waren, wurden durch Verlosung zugeteilt. Damit wollte man ein bedrohliches Gedränge, wie es in der ersten Verhandlungsrunde noch geherrscht hatte, vermeiden.

Der Streit zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat war eskaliert, nachdem im vergangenen Sommer 220 Saarbahn-Beschäftigte geschlossen zur Linken übergetreten waren. Dabei wurde die fristlose Kündigung der sechs Saarbahn-Betriebsräte unter anderem damit begründet, dass sich der Betriebsrat zu einer Sitzung abgemeldet habe, in Wahrheit aber zu einem Umtrunk in ein Gasthaus gegangen sei; dass der Betriebsrat für den Eintritt in die Linke geworben habe; oder dass eine E-Mail über eine Ex-DVU-Mitgliedschaft eines Saarbahn-Mannes weitergeleitet worden sei.

Demgegenüber wurde seitens der Betriebsräte immer wieder darauf verwiesen, dass diese Vorwürfe falsch und nicht zu halten seien. Nach der Verhandlung, die der Richter mit dem Wunsch beendete, "das wir uns vielleicht nicht mehr sehen", signalisierten der Saarbahn-Geschäftsführer Peter Edlinger und der Betriebsratsvorsitzende Winfried Jung Gesprächsbereitschaft. Beide sagten, im Sinne des Unternehmens und der Belegschaft sei es wichtig, dass man sich nochmals zusammensetze.

Alfred Staudt, der Landesvorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die die Betriebsräte unterstützt, begrüßte die Einigungsempfehlung des Gerichts. Die Parteien sollten wieder zueinander finden, erwartet der Gewerkschafter.

Meinung

Zeit, die Kuh vom Eis zu holen

Von SZ-Redakteur

Gerhard Franz

Wenn es in dem Streit bei der Saarbahn, der nun bereits seit acht Monaten schwelt, einen vernünftigen Ansatz gibt, dann ist es der, den der Arbeitsrichter empfohlen hat: Holt die Kuh endlich vom Eis! Denn in diesem Konflikt ist schon viel Porzellan zerschlagen worden. Nicht zu vergessen, dass dabei selbst öffentlich erhobene Vorwürfe in ihr Gegenteil verkehrt wurden. Einmal hieß es, der Betriebsrat habe Druck ausgeübt, später - ätsch, ätsch - die Geschäftsführung. Aber unabhängig von Konflikterwägungen wäre es für die Saarbahn ohnehin besser, wieder in ruhige Fahrwasser einzulaufen. Der Nahverkehr selbst bietet ja ein genügend Herausforderungen, auf die man sich konzentrieren sollte.

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