"Zehn Jahre sind kein Grund zum Feiern"

Neunkirchen. Morgen, am 6. Dezember, jährt sich der Tag der ersten Lebensmittelausgabe bei der Neunkircher Tafel zum 10. Mal. Im Gemeindezentrum der Pauluskirche, können sich bedürftige Menschen mit Obst, Gemüse, Brot und anderen Grundnahrungsmitteln versorgen. Für einen Obolus von einem Euro pro Besuch bekommen sie einwandfreie Lebensmittel im Wert von etwa 25 Euro

 Brot, Obst, Gemüse und andere gespendete Grundnahrungsmittel werden bei der Tafel an Bedürftige verteilt. Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Brot, Obst, Gemüse und andere gespendete Grundnahrungsmittel werden bei der Tafel an Bedürftige verteilt. Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Neunkirchen. Morgen, am 6. Dezember, jährt sich der Tag der ersten Lebensmittelausgabe bei der Neunkircher Tafel zum 10. Mal. Im Gemeindezentrum der Pauluskirche, können sich bedürftige Menschen mit Obst, Gemüse, Brot und anderen Grundnahrungsmitteln versorgen. Für einen Obolus von einem Euro pro Besuch bekommen sie einwandfreie Lebensmittel im Wert von etwa 25 Euro. Getragen wird die Neunkircher Tafel von Caritas und Diakonischem Werk an der Saar. Thomas Hans, Fachdienstleiter Allgemeine Soziale Dienste beim Caritasverband Schaumberg-Blies, erzählt von den Anfängen: "Ursprünglich gab es schon 1996 bei der Caritas die Idee für ein Armutsprojekt." Damals wollte man einen günstigen Lebensmittelladen einrichten. Es scheiterte am fehlenden Zuschuss der EU. Im Förderprogramm für Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf "Die soziale Stadt" gab es im Jahr 2000 dann endlich Geld und ein geändertes Konzept. Nach zweijähriger Planung konnte die Tafel unter der Leitung von Jörg Panter ihre Arbeit aufnehmen.2006 startete Tafel plus, eine Erweiterung, die den bedürftigen Menschen auch ein Beratungsangebot bei verschiedenen Stellen und andere Unterstützung liefert. "Die Tafel löst nicht die Probleme der Menschen", weiß Panter. Die Probleme liegen meist tiefer als die offensichtliche Lebensmittelarmut.

Auf rund 30 ehrenamtliche Helfer kann die Tafel schon seit zehn Jahren setzen. Sie holen die Lebensmittel ab, sortieren sie und helfen bei der Ausgabe. Eine körperlich durchaus anstrengende Arbeit, wie Panter versichert. Trotzdem sind einige der Helfer schon seit dem ersten Tag dabei. 400 Haushalte, also rund 1300 Personen werden wöchentlich unterstützt. "Da reden wir von mehreren Tonnen Lebensmitteln", sagt Jörg Panter. Rund 40 Geschäfte beteiligen sich.

Grund zu großen Feierlichkeiten ist das zehnjährige Jubiläum für die Verantwortlichen jedoch nicht. Die Zahl der Tafeln und ähnlicher Einrichtungen in Deutschland wächst und wächst. "Als wir angefangen haben, gab es 130 in Deutschland, heute sind es über 900", berichtet Jörg Panter. Und die steigende Zahl ist dem steigenden Bedarf geschuldet. Und genau das ist es, was keine Feierlaune aufkommen lässt. Die Helfer stehen in einem ständigen Spannungsverhältnis. "Auf der einen Seite wollen wir den Not leidenden Menschen helfen", sagt Panter. Andererseits wäre es ihm wie auchHans lieber, wenn immer weniger statt mehr Menschen auf das Angebot der Tafel angewiesen wären. Bis es aber soweit ist, dass die Tafel nicht mehr gebraucht wird, benötigt sie selbst Hilfe. Diese kann ganz unterschiedlich aussehen - nach dem Motto "Jeder gibt, was er kann". Geldspenden werden immer gebraucht. Schließlich entstehen trotz ehrenamtlicher Helfer und gespendeter Lebensmittel Kosten durch Fahrzeuge und Personal, das die Mammutaufgabe managt. Rund 60 000 Euro jährlich kommen so zusammen. Diese können nur zum Teil von den Trägerverbänden (jeweils 13 000 Euro) und der Stadt (15 000 Euro) bezahlt werden. 17 000 Euro kostet allein der Unterhalt und Betrieb von drei Fahrzeugen zum Einsammeln der Lebensmittelspenden.

Genauso wichtig ist Jörg Panter aber auch, dass sich Menschen für die Arbeit der Tafel interessieren. "Man kann gerne vorbeikommen und sich die Arbeit anschauen." Jeder, der aus eigener Anschauung heraus Werbung für die Tafel macht, sei ein Gewinn. Trotzdem, sagt Hans, "sollte eine solche Einrichtung ein ständiger Stachel im Fleisch der Überflussgesellschaft und des Sozialsystems sein." Und so hoffen beide, dass sie und alle Helfer mit ihrem Engagement die Tafel irgendwann doch überflüssig machen.

caritas-neunkirchen.de

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"Um hier zu arbeiten, braucht man eine große Liebe zu den Menschen."

Thomas Hans, Caritas

In Kürze

 Thomas Hans und Jörg Panter (v.l.) haben beim Redaktionsgespräch von der Arbeit der Neunkircher Tafel berichtet. Foto: Spettel

Thomas Hans und Jörg Panter (v.l.) haben beim Redaktionsgespräch von der Arbeit der Neunkircher Tafel berichtet. Foto: Spettel

Die Neunkircher Tafel verteilt im Gemeindezentrum Pauluskirche, Schlossstraße 1, Lebensmittel an Bedürftige. Ausgabetermine sind dienstags für Haushalte ab drei Personen, donnerstags für Schwangere und Menschen mit psychischer oder körperlicher Beeinträchtigung und freitags für Ein- bis Zwei-Personen-Haushalte, jeweils ab 14 Uhr. spe

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