Terrorgefahr Zehn islamistische Gefährder in Rheinland-Pfalz

Mainz/Saarbrücken · Die Zahl der potenziellen Terroristen ist laut Innenministerium derzeit stabil. Für das Saarland gibt es keine offizielle Statistik.

Die Zahl der islamistischen Gefährder in Rheinland-Pfalz hat sich in den vergangenen Monaten nicht weiter erhöht. Die Sicherheitsbehörden gehen derzeit von zehn Gefährdern aus. Fünf von ihnen hielten sich in Deutschland auf, teilte das Innenministerium in Mainz mit. Die Gesamtzahl lag im vergangenen Jahr zwischenzeitlich bei 14 Gefährdern. Die Ermittler hatten die Fälle aber mit einem standardisierten Verfahren neu bewertet. Die Polizei stuft jemanden als Gefährder ein, wenn er ihrer Ansicht nach politisch motivierte Straftaten von erheblicher Bedeutung begehen könnte.

Der Islamwissenschaftler Marwan Abou-Taam hält das Internet für ein zentrales Mittel zur Radikalisierung von Jüngeren. „Das Internet ist insbesondere für junge Menschen die Plattform schlechthin. Das ist schon durchaus strategisch aus der Perspektive einer Terrororganisation ganz zentral“, sagte Abou-Taam, der für das Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz arbeitet. Er nannte die sozialen Netzwerke Facebook, Twitter und Instagram als Beispiele. Im Internet würden unterschiedliche Zielgruppen angesprochen.

Der Experte sieht drei Hauptmotivationen, warum jemand Interesse an einer Terrororganisation haben kann: die göttliche Aufgabe, mit einer Ausreise nach Syrien unterdrückten Menschen zu helfen, die Suche nach Männlichkeit und Abenteuer und die Suche nach einer Art Neugeburt für diejenigen, die abgedriftet sind etwa in Kriminalität. „Diese Personen müssen sich gar nicht ändern“, sagte Abou-Taam. „Das, was sie an krimineller Energie haben, können sie dort ausleben, aber jetzt wird das Ganze göttlich interpretiert.“

Das Internet ist nach Ansicht des Forschers jedoch nicht das einzige Instrument für eine Radikalisierung. „Ich persönlich glaube nicht, dass das Internet alleine reicht, um jemanden zu radikalisieren“, sagte Abou-Taam. Sonst müsste es überall in Deutschland gleich viele Betroffene geben. „Das spricht alles dafür, dass es lokale Dynamiken geben muss, parallel zu den Begleitangeboten wie das Internet.“ Orte der Radikalisierung könnten etwa eine Moschee sein oder eine Koran-Verteilaktion auf öffentlichen Plätzen. „Das ist kein Zufall, dass die Mehrheit derjenigen, die nach Syrien abgereist sind, vorher in solchen Verteilaktionen aktiv war. Dort gibt es Dynamiken – und diese Dynamiken sind wahrscheinlich im Prozess der Radikalisierung ganz zentral.“

Die saarländischen Sicherheitsbehörden geben „aus ermittlungstaktischen Gründen“ prinzipiell keine Auskunft darüber, wie viele islamistische Gefährder das Bundesland zählt, sagte ein Sprecher des Innenministeriums gegenüber der SZ. Entsprechende öffentliche Informationen könnten polizeiliche Ermittlungen und Präventivmaßnahmen gefährden, hieß es bereits vor einem Jahr in einer Stellungnahme der Landesregierung auf Anfrage der Linken.

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