Zahlenfolgen führen in die Unendlichkeit

Saarlouis. Was antwortet der Plastiker Hellmut Bruch, wenn ihn einer fragt, was er denn so mache? "Ich bin Künstler" vielleicht? Nein, Hellmut Bruch geht die Antwort viel grundlegender an: "Ich beschäftige mich mit immateriellen Voraussetzungen des Daseins: mit Licht und den Proportionen", erzählt er

 "Licht und Proportion" heißt die Ausstellung in der Galerie Walzinger in Saarlouis. Foto: SZ

"Licht und Proportion" heißt die Ausstellung in der Galerie Walzinger in Saarlouis. Foto: SZ

Saarlouis. Was antwortet der Plastiker Hellmut Bruch, wenn ihn einer fragt, was er denn so mache? "Ich bin Künstler" vielleicht? Nein, Hellmut Bruch geht die Antwort viel grundlegender an: "Ich beschäftige mich mit immateriellen Voraussetzungen des Daseins: mit Licht und den Proportionen", erzählt er. So ist es folgerichtig, dass seine Einzelausstellung in der Galerie Walzinger mit "Licht und Proportion" überschrieben ist. "Mich interessiert, was hinter der äußeren Erscheinungsform liegt", sagt der 72-Jährige und ist schon bei dem, was seinen Arbeit Form gibt: Die Fibonacci-Gleichung und der Goldene Schnitt, salopp gesagt ein Verhältnis von Zweidrittel zu einem Drittel. Der ist "eine Entdeckung des Menschen, keine Erfindung." Und da noch etwas: Fünf Blütenblätter oder fünf Kerngehäuse, warum immer diese Zahl auftaucht, auch das interessierte ihn. Hier kommt nun der Mathematiker Leonardo Fibonacci mit seinem 1202 erschienen "Rechenbuch" ins Spiel. Fibonaccis Zahlenfolge beginnt mit der Null und der Eins. Dann folgt noch einmal eine Eins. Diese wiederum wird mit der vorhergehenden Eins zusammengezählt und ergibt die Zwei. Eins und Zwei ergeben die Drei, Zwei und Drei die Fünf, Fünf und Drei ergeben die Acht und so weiter ins Unendliche. Hellmut Bruch, der in Tirol lebt und arbeitet, hat diese Folge und den ihr verwandten Goldenen Schnitt zur Berechnungsgrundlage seiner Objekte aus fluoreszierendem Acrylglas gemacht. Der Kreis, das Quadrat oder die Säule sind in der Aufteilung der sie durchziehenden Linien davon bestimmt. Nach Saarlouis hat er seine in den Grundfarben leuchtenden Objekte mitgebracht. Seit 1999 arbeitet er in Farbe. Vorher war alles Weiß oder der Stahl blieb ohne Farbe. Doch, erzählt er, als er bei der Herstellung der von ihm genutzten Stahlbleche das Gelb-Weiß des geschmolzenen Metalls, der rotglühende und ausgekühlt blauschimmernde Stahl in der Schmiede sah, kamen davon angeregt die Farben und damit umso stärker das Licht in sein Werk. Nun verbinden sich die Grundfarben mit Fibonacci und treiben in strenger Folge seine Arbeit fort. Ob er denn nicht dessen überdrüssig sei, hat man ihn einmal gefragt, und er hat geantwortet: "Ich sehe keinen Grund, es zu lassen, weil ich noch nicht alles ausgeschöpft habe."Ausstellung bis zum 17. Mai. Öffnungszeiten von Dienstag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr. Samstag von zehn bis 14 Uhr sowie nach Vereinbarung, Telefon (06831) 49541 "Eine Entdeckung des Menschen, keine Erfindung."Hellmut Bruch

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