"Xynthia" hinterlässt hohe Schäden im KöllertalGrandiose Kletterleistung eines Feuerwehrmanns

Köllertal. Einen Tag nach Sturmtief "Xynthia" war gestern im Köllertal das Aufräumen in vollem Gang. Zum einen gab es immer mal wieder neue Einsätze für die Feuerwehr zu bewältigen. So drohte in der Überhofer Straße in Riegelsberg ein weiterer Baum auf die Straße zu stürzen und musste von der Feuerwehr gesichert werden

 In einer spektakulären Kletteraktion kappte ein Feuerwehrmann Ast für Ast einer auf ein Haus gestürzten Tanne, ehe sie weiteren Schaden anrichten konnte. Foto: bub

In einer spektakulären Kletteraktion kappte ein Feuerwehrmann Ast für Ast einer auf ein Haus gestürzten Tanne, ehe sie weiteren Schaden anrichten konnte. Foto: bub

Köllertal. Einen Tag nach Sturmtief "Xynthia" war gestern im Köllertal das Aufräumen in vollem Gang. Zum einen gab es immer mal wieder neue Einsätze für die Feuerwehr zu bewältigen. So drohte in der Überhofer Straße in Riegelsberg ein weiterer Baum auf die Straße zu stürzen und musste von der Feuerwehr gesichert werden. Das selbe Bild bot sich in Püttlingen in der Fresagrandinariastraße. Auch hier sah ein Baum bedrohlich instabil aus und wurde von der Feuerwehr entfernt.

Derweil liefen die Aufräumarbeiten an den waldreichen Landstraßen auf Hochtouren. Auf den Landstraßen 270 und 272 zwischen Riegelsberg und Altenkessel sowie auf der Landstraße 136 zwischen Püttlingen und Völklingen wurden wie am Sonntag Vollsperrungen eingerichtet, um in die Fahrbahn ragende und instabil wirkende Bäume zu entfernen. Gerade zwischen Völklingen und Püttlingen sorgte das am Kreisverkehr zur Völklinger Straße hin für Unmut, den viele Autofahrer an den Forstarbeitern ausließen. Tatsächlich war es schwer, aus dem Köllertal in die Hüttenstadt zu kommen. Wer nicht auf "inoffizielle" Wege wie über den Dickenberg oder den Mathildeschacht ausweichen wollte, dem blieb nur der riesige Umweg über Elm und Bous oder Saarbrücken.

In den Gemeinden begann gestern das Zählen und Auswerten der eigenen Schäden. Glimpflich davon kam die Gemeinde Heusweiler: Wie Gemeindesprecher Hans Trouvain mitteilte, gab es nur einen nennenswerten Schaden am Schwimmbad. Dort war ein Teil der Dachabdeckung weggeflogen. Weit schlimmer sah es in Riegelsberg aus: Dort gab es mit rund 15 000 Euro einen saftigen Schaden an der Turnhalle der Ellerschule. Hans-Jörg Woll vom Technischen Hilfswerk Riegelsberg teilte mit, das Flachdach habe in einer über vierstündigen Aktion mit Spanngurten, Seilen und Holzbalken provisorisch neu befestigt werden müssen. Mit einer zum Kran umfunktionierten Drehleiter der Feuerwehr wurde das Blechdach dabei angehoben und wieder in seine ursprüngliche Position gebracht. "Weitere Schäden gab es an der Pflugscheidschule, wo der Putz der Außenfassade stellenweise abgebröckelt ist", so der Riegelsberger Bauamtsleiter Karl-Erich Schneider.

In Püttlingen sammelte Stefan Hirschmann, Geschäftsführer der GmbH "Kommunaler Service Püttlingen", die Schadensmeldungen der Gemeinde. Seit Fazit: "Vom Turm des Trimmtreffs Viktoria ist eine Beschilderung weggeflogen, am Unternehmerzentrum wurde das Dach beschädigt. Außerdem haben an der Pater-Eberschweiler-Grundschule umherfliegende Teile den Putz beschädigt. Der war ganz neu." Auch einen umgestürzten Basketballkorb und einen kleinen Schaden am Rathaus gab es.

Was man jetzt tun muss, um die eigenen Schäden so schnell wie möglich reguliert zu bekommen, erklärt Thomas Schackmann, der für den Püttlinger Versicherungsmakler Jörg Malburg arbeitet: Wenn es Schäden am Auto gab oder man durch Teile verletzt wurde, sollte man zunächst versuchen, den "Verursacher" ausfindig zu machen, also denjenigen, dem die Teile weggeflogen sind. Der könne für die Schäden haftbar gemacht werden. Sollte sich kein Verursacher finden lassen, könnte für Schäden am Auto eventuell die Vollkaskoversicherung aufkommen. "Da muss man seinen Vertrag prüfen", so Schackmann. Für körperliche Schäden komme die private Unfallversicherung auf.Köllerbach. Feuerwehrleute machen die "einfachen" Sachen, wie etwa ausgelaufenes Öl von Straße entfernen, aber sie löschen, bergen und retten auch - und manchmal müssen sie auch klettern wie die Eichhörnchen. So geschehen am Sonntagmittag, dem Tag an dem Sturmtief "Xynthia" im gesamten Südwesten der Republik seine Spuren hinterließ. Zwischen zwei Häusern in der Köllerbacher Hauptstraße war eine Tanne entwurzelt worden und fiel auf das Dach eines Hauses. Da es für den Einsatz des Drehleiterwagens zu windig war, musste eine andere Lösung gefunden werden. Denn der Baum musste weg, ehe er noch mehr Schaden anrichten konnte und unter Umständen Menschen verletzte. Also Gurt angelegt und ganz vorsichtig Ast für Ast so kurz gekappt, dass daraus "Leitersprossen" wurden. Der Feuerwehrmann, der sich zu diesem Himmelfahrtskommando meldete (ein Mann mit Vollbart, mehr darf nicht verraten werden), legte eine beispiellose Kletterleistung hin. Jeder Windstoß konnte für ihn der Letzte sein. Stück für Stück, Ast für Ast, wurde mit der Motorsäge gekappt und Stunden später konnten sowohl die Feuerwehrkameraden als auch die Hausbesitzer dem "Luis Trenker von Köllerbach" auf die Schulter klopfen. Dies dürfte wohl der spektakulärste Einsatz einer Feuerwehr im Köllertal gewesen sein. Typisch saarländisch wurde nach getaner Arbeit "erschd emol was gess" - die Hausbesitzer versorgten die Wehrmänner mit Schnittchen und Getränken. bub

/orkan

 Der Sturm hob das Dach der Turnhalle Ellerschule an. THW-Helfer sichern es mit Hilfe eines Feuerwehr-Leiterwagens. Foto: THW

Der Sturm hob das Dach der Turnhalle Ellerschule an. THW-Helfer sichern es mit Hilfe eines Feuerwehr-Leiterwagens. Foto: THW

 Die Landstraße 136 zwischen Völklingen und Püttlingen ist derzeit wegen Windbruchs gesperrt. Wie lange die Strecke gesperrt bleiben muss, ist noch unklar. Foto: sma

Die Landstraße 136 zwischen Völklingen und Püttlingen ist derzeit wegen Windbruchs gesperrt. Wie lange die Strecke gesperrt bleiben muss, ist noch unklar. Foto: sma

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