Wurst statt Böller

Munition wird in diesen Tagen gleich zentnerweise heimgekarrt, Vorrat wird gebunkert für die Nacht der Nächte. Lange vor Mitternacht geht der Palaver dann los, der sich Schlag Null Uhr dann zu einem ohrenbetäubenden Kanonengeröhre auswächst.

Es zischt, kracht, bumst und scheppert als wäre der dritte Weltkrieg ausgebrochen. An uns armen Viecher denkt keiner, wenn Mensch die Raketen und Böller abfeuert, um das neue Jahr zu begrüßen. Je lauter, desto besser scheint die Devise zu sein. Für uns Tiere ist das für die Katz. Wir haben Angst. Wir bedauernswerten Hunde und Katzen wissen beim Feuerwerk nicht, wohin wir uns angesichts des Terrors, der über uns hereinbricht, verkriechen sollen. Unter dem Teppich? Keine Chance. Selbst der dickste Perser hält den Radau nicht ab. Im Keller? Vergiss es. Selbst hartgesottene Asseln verdünnisieren sich in die kleinste Mauerritze. Wo bleibt da die Tierliebe, die Mensch das ganze Jahr proklamiert? Gilt die alle Jahre wieder in der Silvesternacht nicht mehr? Darauf wird es wohl hinauslaufen. Mein Mensch hat mir zwar Ohropax besorgt, aber ich bezweifle, ob sowas wirklich hilft - zumindest nicht in meinem Fall und im Falle vieler meiner Artgenossen, die ebenfalls schon zittern in schauriger Erwartung des infernalischen Raketengetöses am nächtlichen Himmel.

Mein Vorschlag: Statt unsere Ohren mit dem tierischen Lärm zu traktieren und unsere Nasen mit dem bestialischen Gestank zu pissaken, feuert doch Gulaschkanonen ab. Die Munition dafür wüsste ich schon: Es müssen nicht nur Wiener sein. Auch Krakauer, Frankfurter, Braunschweiger, Thüringer oder Nürnberger sind willkommen. Kurzum: Wurst statt Böller. Das wäre eine schöne Silvesterüberraschung für uns Vierbeiner.

Oder wie schaut das mit diesem Vorschlag aus: Insgesamt 113 Millionen Euro sollen die Deutschen für die Knallerei zum Jahreswechsel in diesem Jahr ausgeben, haben Statistiker voraus berechnet. Das wären in unserer Währung, den heiß geliebten Wienern, etwa 56,5 Millionen Würstchen, wahrscheinlich eher mehr. Aber wir gehen zum Metzger und nicht zum Discounter. Die Regelrechnung: Etwa 10 Millionen Hunde sind in Deutschland angemeldet. Haltet Ihr Menschen Euch also an den Appell "Wurst statt Böller", stünden jeder bundesdeutschen Hundeschnauze fünf Würstchen zu. Im Gegenzug würden wir an Sylvester um Mitternacht kollektiv jaulen -ganz ohne Kosten.

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