Würdigung für Wagner - aber wie?
Lockweiler. In einer Stube des Heimatmuseums Wadern zeugen Unterlagen von seinem Kampf gegen das diktatorische Regime. Und ein Grabstein auf dem Friedhof erinnert an den Mann, den die Nazis hinrichten ließen: Josef Wagner. Der gebürtiger Lockweilerer war 1943 von Volksgerichtshof wegen Hochverrats zum Tode durch die Guillotine verurteilt worden
Lockweiler. In einer Stube des Heimatmuseums Wadern zeugen Unterlagen von seinem Kampf gegen das diktatorische Regime. Und ein Grabstein auf dem Friedhof erinnert an den Mann, den die Nazis hinrichten ließen: Josef Wagner. Der gebürtiger Lockweilerer war 1943 von Volksgerichtshof wegen Hochverrats zum Tode durch die Guillotine verurteilt worden. Grund: Er hatte seine Meinung frei geäußert, Flugblätter gegen die Nazis geschrieben, antinationalsozialistische Zeitungen ins damalige Deutsche Reich geschmuggelt, und er war Kommunist.
Katholik und Bergmann
Dass der Katholik, Bergmann und Kommunist in seiner Heimat künftig mehr Würdigung erfahren soll als bisher, darin sind sich alle Parteien vor Ort einig. Allerdings diskutieren sie noch über das Wie: Umbenennung der Schule, wie die Sozialdemokraten vorschlagen, oder ein Platz, wie die Christdemokraten wünschen.
Ausgelöst hatte diese Debatte die Biografie über den Widerstandskämpfer aus der Feder von Dieter Gräbner. Als Titel für sein Buch wählte der frühere Redakteur der Saarbrücker Zeitung Wagners letzte Worte, mit denen er sich bei seiner Familie kurz vor seiner Hinrichtung verabschiedet hatte: "Ich sterbe ruhig und mutig". Nach einer Lesung und einer Diskussion mit Gräbner schlug die SPD vor, der Grundschule Lockweiler Wagners Namen zu geben. Diesem Vorstoß erteilte Schulkonferenz allerdings ein klare Absage. "Wir wollen den Namen Grundschule Lockweiler behalten", sagte Schulleiter Thomas Serwe auf SZ-Anfrage, "das hat die Schulkonferenz einstimmig beschlossen".
SPD für Schulbenennung
Mit der Person von Josef Wagner habe dies "überhaupt nichts" zu tun. Im Gegenteil: Man bewundere den Mut und des Wirken des NS-Widerstandskämpfers. Dieses Nein der Schule war dann Thema einer Veranstaltung von Sozialdemokraten und Stiftung Demokratie im Bürgerhaus.
Erneut warb SPD-Mitglied Sandra Koch für die Idee ihrer Partei. Die Schule in Lockweiler sei 1937 errichtet worden. In Gründungsunterlagen wimmele es nur so von nationalsozialistischer Propaganda. Dagegen stehe die Person von Wagner für politische Weitsicht, Mut und Zivilcourage. Diese Ideale müssten endlich gewürdigt werden - Argumente, die Waderns Beigeordneter Christoph Trampert, ebenfalls SPD, unterstützt.
"Meine Fraktion und ich befürworten ganz deutlich, die Grundschule Lockweiler nach Josef Wagner zu benennen." Vorbilder sind nach seiner Meinung das Willi-Graf-Gymnasium in Saarbrücken und die Geschwister-Scholl-Schule in Lebach. Streit über diese Angelegenheit gebe es bislang in dem zuständigen Ausschuss für Finanzen, Personal, Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Kultur nicht. Der Ablehnung der Schulkonferenz, die Grundschule umzubenennen, sei der Ortsrat mit fünf zu drei Stimmen gefolgt.
Für Bernd Rauls von der Stiftung Demokratie ist Wagner ein Vorbild für die Jugend. "Deshalb würde es der Grundschule gut zu Gesicht stehen, sich nach ihm zu benennen", plädierte er. Derweil steht für Konrad Schmidt, CDU-Ortsratsmitglied fest: " Zwar hat der Stadtrat das Recht, eine kommunale Schule umzubenennen. Dies aber gegen der Willen der Schule selbst zu tun, wäre nicht in Ordnung. Auch Josef Wagner hätte sich sicherlich gegen diese Art der Fremdbestimmung gewehrt."
CDU für Gedenkplatz
Daher sei im Ortsrat angeregt worden, eine zentrale parkähnliche Fläche, die Anfang der 90er Jahre im Rahmen der Dorferneuerung angelegt wurde, wieder entsprechend herzurichten - mit Sitzgruppen, einem Teich und befestigten Kieswegen, um den Bereich auch mit Kinderwagen oder Rollatoren befahren zu können.
Nach Schmidts Ansicht wäre es völlig verkehrt, dieses Thema parteipolitisch ausschlachten zu wollen und damit zu zerreden. Das wäre nicht im Sinne Josef Wagners.
