Wohnungseinbrecher immer dreister

Saarbrücken. Ferienzeit ist Einbruchszeit - meint man. Das ist ein Märchen, sagt indes Helmut Degen, Leiter des Kriminalkommissariats 4 im Landeskriminalamt (LKA), das für Raub, Erpressung und schwere Diebstähle verantwortlich ist. Heute seien die Täter das ganze Jahr über aktiv - und offenbar zunehmend am helllichten Tag

 Helmut Degen mit einem sicher gestellten Gemälde. Foto: bub

Helmut Degen mit einem sicher gestellten Gemälde. Foto: bub

Saarbrücken. Ferienzeit ist Einbruchszeit - meint man. Das ist ein Märchen, sagt indes Helmut Degen, Leiter des Kriminalkommissariats 4 im Landeskriminalamt (LKA), das für Raub, Erpressung und schwere Diebstähle verantwortlich ist. Heute seien die Täter das ganze Jahr über aktiv - und offenbar zunehmend am helllichten Tag. Die Tageswohnungseinbrüche machen den Ermittlern so viel Arbeit, dass die zuständige Ermittlungsgruppe jetzt aufgestockt wurde. Von Tageswohnungseinbrüchen spricht man, wenn die Diebe zwischen sechs und 21 Uhr einsteigen. Im vergangenen Jahr war das im Saarland 694 Mal der Fall, insgesamt gab es 2218 Diebstähle.

Vieles von dem, was dort geklaut wurde, findet man Internet: Auf der Homepeage des Bundeskriminalamts (www.bka.de) gibt es einen Link zur Datenbank "Securius". Dort zeigt die Polizei sichergestellte Wertgegenstände aus Einbrüchen - wobei auffallend viele aus dem Saarland stammen. Gibt man Völklingen ein, stößt man etwa auf zahlreiche gestohlene Münzen. Die Polizei weiß nicht, wo sie herstammen. Über die Datenbank hoffen die Beamten auf Hinweise von Tatopfern.

Kürzlich konnte die Polizei ein Ölgemälde einem 2004 in Belgien begangenen Kunstraub zuordnen. Der betroffene Antiquitätenhändler bekommt sein Bild zurück. Degen: "Wenn wir den Diebstahl nicht nachweisen können, müssen wir die Sachen an den Besitzer aushändigen."

Auch um dies zu verhindern, gibt es das Datenbank-Angebot. Nur wie will man beweisen, wem eine Münze vorher gehört hat? "Bei Diebesgut ohne Individualkennzeichen kommt es wesentlich auf die Umstände an der Tat, auf Tatzeit, Tatort und auf Gegenstände an, die damit zusammen gestohlen wurden", sagt Degen. Das heißt: Wenn mehrere Münzen bei einer Tat gestohlen wurden, kann auch ohne individuelle Kennzeichen eine Zuordnung möglich sein. Eingezogen werden die sichergestellten Wertsachen nie. Es gibt daher auch keine Versteigerung. Einmal im Jahr gibt es im LKA eine Schmuckausstellung. Dann kann jeder Bestohlene in den Asservaten prüfen, ob er Geklautes wiederfindet. "Das Interesse daran ist sehr groß", sagt Degen. In der Internet-Datenbank ist zudem die Eingrenzung nach Tatorten möglich. So sieht man schnell, was im LKA-Keller lagert und auf Eigentümer wartet.

Die Betroffenheit der Bestohlenen ist groß, stellt Degen immer wieder fest. Schon deshalb wolle die Polizei alle Wege nutzen, um den Tätern auf die Spur zu kommen. bub

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