Wo sich Gegner gegenseitig loben

Bürgermeisterwahl in NohfeldenNeue Gewerbegebiete, der Ferienpark am Bostalsee und der Türkismühler Bahnhof waren Thema während der gemeinsamen Podiumsdiskussion des Saarländischen Rundfunks (SR) und der Saarbrücker Zeitung (SZ). Die Kandidaten Andreas Veit (CDU) und Jörg Vogt (SPD) präsentierten anderthalb Stunden lang ihre Standpunkte

Bürgermeisterwahl in NohfeldenNeue Gewerbegebiete, der Ferienpark am Bostalsee und der Türkismühler Bahnhof waren Thema während der gemeinsamen Podiumsdiskussion des Saarländischen Rundfunks (SR) und der Saarbrücker Zeitung (SZ). Die Kandidaten Andreas Veit (CDU) und Jörg Vogt (SPD) präsentierten anderthalb Stunden lang ihre Standpunkte. Der CDU-Kandidat legt zu - jüngstes Umfrageergebnis im Vorfeld zur Nohfelder Bürgermeisterwahl (Sonntag, 10. Juni)? Nein, ein persönliches Bekenntnis von Andreas Veit. Der Amtsinhaber bezichtigt seine Frau öffentlich, schuld daran zu sein: Wegen ihrer Kochkunst lege er gewichtig zu. Anders der von der SPD nominierte Jörg Vogt: Er speckt zurzeit ab, verliert Kilos, sagt er zum locker-launigen Auftakt der Podiumsdiskussion, die politische Unterschiede beider Kontrahenten hervorheben soll.Doch an diesem Abend bleiben Nahrungsverzicht auf der einen Seite und gehaltvolle Mahlzeiten auf der anderen lange Zeit die augenscheinlichsten Widersprüche. Obwohl sich das Moderatoren-Duo Thomas Gerber (SR)/ Volker Fuchs (SZ) anderthalb Stunden müht, inhaltliche Differenzen herauszukitzeln. Keine leichte Aufgabe. Denn was seit Jahren im Gemeinderat praktiziert, setzt sich auf dem Podium der Türkismühler Gesamtschule fort: Einigkeit in vielen Punkten, trotz Wahlkampfs. Sogar die Budgets dafür sind bei Veit (41) und Vogt (56) mit je rund 10 000 Euro annähernd gleich.

Amtsinhaber Veit lobt sogar Herausforderer Vogt für sein bereits 25 Jahre andauerndes, ehrenamtliches Engagement als Vorsitzender des Nohfelder Musikvereins. Dieser erwidert die Anerkennung postwendend, bezeichnet Veit als "ausgewiesenen Freund unseres Musikvereins".

Der Konsens setzt sich fort: Bau von Solaranlagen, Schuldenbremse, Kampf gegen innerörtliche Leerstände, Pflege dörflicher Strukturen, Ausbau der Kindergartenplätze als Hilfe für junge Familien, Bürgernähe durch öffentliche Präsenz und Einzelgespräche: In all diesen Punkten ist kein Gegensatz zu spüren, höchstens in Nuancen.

Ob Veit damit seinen Gegner schachmatt setzen will, fragt Diskussionsleiter Gerber lax, im Wissen darum, dass rund 80 Prozent aller Gemeinderatsbeschlüsse einhellig fallen. Veit grinst und antwortet: "Einstimmige Entscheidungen gefallen mir, aber nicht, um den Gegner ruhig zu stellen." Er wolle alle Parteien einbinden, wenn Entscheidungen gefällt werden müssen, um größtmögliche Unterstützung für Projekte zu erzielen.

Vogt: Mutiger Kampf um Jobs

Das gelte unter anderem auch im Kampf gegen die desolate Finanzlage. 22 Millionen Euro Schulden belasten die Kommune. "Wir müssen gezielt neue Einnahmequellen anzapfen", legt Vogt vor. Das funktioniert seiner Meinung nach nur, wenn die Gemeinde die Wirtschaft ankurbelt. Neue Betriebe müssten angesiedelt werden, um zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Das wiederum spüle mehr Steuern in die leeren Kassen. In diesem Zusammenhang kommt es zaghaft zur ersten Meinungsverschiedenheit: Vogt fordert trotz klammer Haushaltslage: "Wir brauchen zusätzliche Ausgaben, um zusätzliche Steuereinnahmen zu bekommen." Konkret: In Nohfelden fehle ein erschlossenes Gewerbegebiet. Und ohne solche Flächen gebe es auch keine neuen Firmen, die Steuern zahlen.

Das sieht Veit anders. Er verweist auf ein 27 000 Quadratmeter großes Gebiet in Wolfersweiler: "Hier können wir jeden Tag mit der Erschließung beginnen." Allein an Interessenten mangele es. Ihm sei lediglich ein Investor bekannt, der rund 3000 Quadratmeter nutzen wollte. Das reiche nicht. Denn laut Veit gebe es von der Saar-Regierung nur Geld, wenn das Gelände auf einmal erschlossen würde. Das sei im Moment nicht drin. So bliebe Nohfelden auf 600 000 Euro sitzen, die für das Gesamtprojekt veranschlagt seien.

Vogt kontert und fordert von Veit: "Ich würde mir wünschen, dass der Bürgermeister offensiver die Sache angeht, risikofreudiger ist." Darin sieht Vogt gegenüber Veit klar seine Stärken: "Mehr Mut, mehr Gewerbeansiedlung." Veit jedoch sieht's anders, will lieber wie in den zurückliegenden sieben Amtsjahren auf Nummer sicher gehen.

Auf einen Nenner kommen die Bewerber um den Rathauschefsessel wieder beim Ferienpark am Bostalsee. Vogt beschreibt seine Reaktion, als nach jahrelangem Stillstand die Entscheidung für den Bau fiel: "Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Ich freue mich, wenn er eingeweiht wird." Vogt nutzt die Chance zum Seitenhieb: Veit habe nicht immer hinter dem Projekt gestanden. Der erwidert: "Vor 20 Jahren war ich nicht so begeistert. Als JU-Mitglied hatte ich Vorbehalte. Aber in den sieben Jahren als Bürgermeister kann man mir nicht vorwerfen, dass ich nicht dafür eingestanden bin." Er habe dazugelernt, die Vorteile des Parks für die Gemeinde erkannt.

Veit: Paukenschlag Bahnhof

Einen Clou hebt sich Veit bis zum Schluss auf: Der marode Bahnhof soll auf Vordermann gebracht werden. Parkplatz und Busbahnhof seien in einem "unhaltbaren Zustand". Deshalb habe er als einstiger Eisenbahner seine Kontakte genutzt, den Geländekauf auf den Weg gebracht. Mit 70 000 Euro komme Nohfelden "relativ günstig" davon. Zudem das Saarland bis zu 75 Prozent Zuschuss in Aussicht stelle. Vier Millionen Euro koste der Umbau. Da seien bis zu 90 Prozent Fördergeld zu erwarten. Fürs Bahnhofsgebäude liefen erste Gespräche mit möglichen Interessenten. Konkreter macht es Veit zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Vogt sagt auch hier prinzipiell Unterstützung zu und zeigt sich überrascht von dieser Entwicklung: "Hier ist Herr Veit entschieden im Vorteil."

Trotzdem sieht der Nohfelder Ortsvorsteher Vogt Wahlchancen, wenn auch knappe, spricht vom Kopf-an-Kopf-Rennen. Sollte der Einzug ins Rathaus nicht funktionieren, versichert er: "Ich werde mir keinen Strick kaufen, wenn's nicht klappt."

Produktion dieser Seite:

Matthias Zimmermann

Ulrike Otto-Jesenek "Ich werde

mir keinen Strick kaufen, wenn's

nicht klappt."

Jörg Vogt (56) auf die Frage,

wie er reagiert, sollte der SPD-Kandidat

die Bürgermeisterwahl

in Nohfelden verlieren.

"Wie wollen

Sie Ihre

Bürgernähe hinbekommen?"

Ulrich Becker stellt

beiden Kandidaten diese Frage.

"Sagen Sie mir doch nach jetzt einer Stunde, wo

die Besserungen

mit Ihnen liegen."

Rudolf Georg fordert den SPD-Kandidaten Jörg Vogt auf.

"Es geht

nur vorwärts,

wenn investiert wird. Zeigen Sie mehr Mut."

Manfred Becker berät CDU- Bürgermeister Andreas Veit.

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