Wo Schwangere Hilfe bekommen

Neunkirchen. Der Ämter-Wirrwarr ist ein Grund, warum immer mehr Menschen Hilfe bei der Beratungsstelle Pro Familia suchen. Denn bei der Schwangerenberatung geht es nicht nur um die Frage, ob eine Frau ihr Kind bekommen will, sondern darum, wie es nach der Geburt weitergeht. "Zu einer Entscheidung dürfen wir nicht raten

Neunkirchen. Der Ämter-Wirrwarr ist ein Grund, warum immer mehr Menschen Hilfe bei der Beratungsstelle Pro Familia suchen. Denn bei der Schwangerenberatung geht es nicht nur um die Frage, ob eine Frau ihr Kind bekommen will, sondern darum, wie es nach der Geburt weitergeht. "Zu einer Entscheidung dürfen wir nicht raten. Wir zeigen auf, welche Unterstützungsangebote es gibt", sagt Sozialpädagogin Johanna Omlor bei der Präsentation des Jahresberichts 2010.Für jeden Einzelfall muss die finanzielle Situation geklärt werden. "Das sind oft lange, komplizlierte Berechnungen, selten gibt es einfache Sachlagen. Oft wird sogar erst durch die Schwangerschaft aufgedeckt, dass die Leute unter dem Existenz-Minimum leben", sagt Omlor. Einige wüssten gar nicht, dass sie bei geringem Verdienst ergänzend ALG II beantragen können ("Aufstocker").

Formulare müssen ausgefüllt und zahlreiche Ämter aufgesucht werden. Für die Berater sind Begriffe wie "Woge" (Wohngeld), "Kiz" (Kinderzuschlag) und ALG II (Hartz IV) Alltag. Die Ratsuchenden sind meist überfordert. "Kreissozialamt, Kreisjugendamt oder Jobcenter - für jeden Antrag ist ein anderes Amt zuständig." Durch das Bildungspaket für Kinder aus Hartz-IV-Familien kommt eine neue Antragsflut auf die Beratungsstelle zu. "Wir können die Leute ja nicht im Stich lassen", sagt Psychologin Christa Piro, die die Beratungsstelle leitet. Ein weiteres Problem: Für viele arme Menschen sind Verhütungsmittel zu teuer. "Manche werden schwanger, weil sie das nicht bezahlen können."

Neben den Sozialleistungen verweist Pro Familia auch auf die Bundesstiftung Mutter und Kind. Sie bietet bei Bedarf Geld für eine sogenannte "Erstlingsausstattung" (Kinderbett- und Kleidung etc.). Die Hilfe muss allerdings bis zur 28. Schwangerschaftswoche beantragt werden. Der Kreis Neunkirchen hat darum einen Schwangeren-Fonds für Frauen eingerichtet, die diese Frist versäumt haben. "Dadurch bekommen pro Jahr drei bis sechs Frauen Hilfe", sagt Piro.

Der Sexualpädagoge Helmut Rausch ist für die Aufklärungsarbeit in Schulen zuständig - und bereits restlos ausgebucht. Er geht in Grundschulen und beantwortet Fragen wie "Was ist eine Gebärmutter?" oder "Warum haben Mädchen keinen Stimmbruch?". mwi

Auf einen Blick

Pro Familia hat 2010 rund 1300 Menschen beraten. Etwa 500 kamen zur Schwangerenberatung, davon stammten 64 Prozent aus dem Kreis Neunkirchen. Im Bereich Aufklärung für Jugendliche wurden rund 800 Menschen erreicht. Die Beratungsstelle mit einer Teilzeit- und zwei Vollzeitkräften wird vom Sozialministerium gefördert. mwi

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