Wo Schule hilft und Mut macht

Homburg. Wer täglich in die Schule traben muss, empfindet dies nicht unbedingt als Auszeichnung, sondern eher als notwendiges Übel. Schule, egal, ob sie Spaß macht oder nicht, bedeutet für Kinder ab dem sechsten Lebensjahr vor allem eins: Alltag. Und der genießt im Normalfall nicht den besten Ruf, denn der Alltag gilt als langweilig und wenig aufregend

Homburg. Wer täglich in die Schule traben muss, empfindet dies nicht unbedingt als Auszeichnung, sondern eher als notwendiges Übel. Schule, egal, ob sie Spaß macht oder nicht, bedeutet für Kinder ab dem sechsten Lebensjahr vor allem eins: Alltag.

Und der genießt im Normalfall nicht den besten Ruf, denn der Alltag gilt als langweilig und wenig aufregend. Erst, wenn er durch unvorhergesehene Schicksalsschläge wie Unfälle oder Krankheiten aus dem Lot gerät, dann weiß man, was man an ihm hatte. So geht es vielen Kindern, die durch Krankheiten oder psychische Leiden daran gehindert werden, zur Schule zu gehen wie die anderen Kinder.

"Für kranke Kinder ist die Verbindung zur Schule die Nabelschnur zum Alltag, sie gibt ihnen eine Zukunftsperspektive", sagt Peter Scheller. Er muss es wissen, denn er ist Förderschulrektor, das heißt, er ist dafür verantwortlich, dass alle kranken Kinder von der ersten Grundschulklasse bis zum Abitur in saarländischen Krankenhäusern regulär und nach den geltenden Lehrplänen unterrichtet werden.

Das Team der Förderschullehrer umfasst 25 Kolleginnen und Kollegen, die an zehn verschiedenen Standorten zwischen Merzig, Saarlouis, St. Wendel, Saarbrücken, Neunkirchen-Kohlhof, Kleinblittersdorf, Güdingen und natürlich Homburg eingesetzt werden. Homburg ist der größte Standort, denn hier gibt es nicht nur die Kinderklinik, sondern auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie, die demnächst auch durch eine Tagesklinik ergänzt wird.

Saarlandweit werden derzeit rund 200 Kinder im Krankenhaus unterrichtet, am Homburger Uniklinikum liegt die Zahl zwischen 40 und 45 Kindern, wovon etwa die Hälfte krank oder chronisch krank ist, die andere Hälfte psychische Probleme hat. Zwölf Lehrer kümmern sich um die Kinder in Homburg - und werden dabei oftmals selbst zum Therapeuten. "Gerade bei Kindern mit psychischen Problemen kommt vielfach auch eine negative Schullaufbahn hinzu, so dass unsere Förderlehrer nicht nur Stoff vermitteln, sondern diesen Kindern vor allem wieder schulische Perspektiven eröffnen müssen," sagt Scheller, "sie kümmern sich sehr intensiv um diese Kinder."

Sei eine gymnasiale Oberstufe gefordert, "zum Beispiel bei magersüchtigen Mädchen, die über 16 sind und Abitur machen wollen", fordert Scheller Fachlehrer an. Es gibt auch chronisch kranke Kinder, die zu Hause unterrichtet werden - derzeit ist das bei 35 Kindern im Saarland der Fall. Der größte Wunsch aller Kinder: Nichts zu verpassen und nahtlos wieder in den normalen Schulalltag überwechseln zu können.

Auf einen Blick

Der Krankenhaus- und Hausunterricht ist eine selbstständige Einrichtung des Ministeriums für Bildung. Der Landesbeauftragte für den Krankenhaus- und Hausunterricht, Peter Scheller, nimmt die Aufgabe eines Schulleiters wahr. Er organisiert und genehmigt den Unterricht. Zielgruppe: kranke Schüler der allgemein bildenden Schulen aller Schulformen von Klasse 1 bis 13, die sich wegen einer Erkrankung den Unterricht ihrer Heimatschule nicht besuchen können. Der Unterricht findet in allen saarländischen Kinderkliniken und kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtungen statt. red

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