Wo Manuel Andrack gerne dichtet

Saarbrücken. Rucksack, Rucksack in der Hand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Die Stiefelhütte auf fast 400 Metern Höhe oberhalb des St. Ingberter Buntsandstein-Wahrzeichens "Großer Stiefel" rühmt sich dieses Rufs

 Rastplatz nach dem Marschieren: Manuel Andrack im Biergarten des Restaurants Undine in Saarbrücken. Foto: Maurer

Rastplatz nach dem Marschieren: Manuel Andrack im Biergarten des Restaurants Undine in Saarbrücken. Foto: Maurer

Saarbrücken. Rucksack, Rucksack in der Hand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Die Stiefelhütte auf fast 400 Metern Höhe oberhalb des St. Ingberter Buntsandstein-Wahrzeichens "Großer Stiefel" rühmt sich dieses Rufs. Doch für Deutschlands prominentesten Wandersmann, Manuel Andrack (45), zählen andere Werte: "Im Rheinland hätte ich, um einen solchen Weg zu erreichen, erst mal eine Stunde mit dem Auto fahren müssen. Hier liegt er um die Ecke." Wie bitte? Andrack wohnt 16 Kilometer vom Stiefel entfernt. Doch sein Wander-Startpunkt Schafbrücke lässt sich bequem mit dem Bus erreichen, und die Hütte, wo man ihn im Winter schon mal mit Schnaps begrüßt und für ihn die Kerzen anzündet, liegt genau in der richtigen Entfernung für die von Andrack favorisierte Puls-Beschleunigungs-Einheit.

Eine Stunde Fußmarsch hin und wieder zurück fressen nicht den gesamten Tag. Es sei denn, Andrack packt sich den Laptop ein. Denn schreiben - der Haupt-Broterwerb nach dem Job als Redaktionsleiter der Harald-Schmidt-Show - kann er am Besten "mit Blick in die Natur". Sei es auf den dämmrig beschatteten Waldabhang unterhalb der Stiefelhütte oder auf den nahezu seeähnlich idyllischen Saar-Arm am Restaurant Undine hinter dem Staden. Beide Lokale sind Anlauf-Stellen geworden, trotz der hier wie dort deutlich vernehmbaren Autobahn-Geräusche. Der Hinweis auf mangelnde Stille im "Undine"-Biergarten löst Kopfschütteln aus: "Da sage ich nur: Hallo, Großstadt!" Sollen die Saarbrücker erst mal ins Ruhrgebiet fahren.

 

Die Heimat hat Andrack 2008 der Liebe zu einer hiesigen Künstlerin und Lehrerin wegen verlassen, ist in die Saarbrücker Großherzog-Friedrich-Straße gezogen. Der Mann ohne Führerschein marschiert alle Stadt-Strecken zu Fuß. Die "Undine" steuert er gerne mittags an, isst ein Stammessen oder die "Lammfrikadelle". Obwohl auch "Hummer mit Cognacsoße" oder "Steinbeißer in Safransoße" zu haben wäre. Andrack outet sich als pragmatischer Esser und seltener Gastronomie-Gast. Auf die Hütten nimmt er sich eigene Verpflegung mit, kehrt meist nur auf ein Bier ein: "Das ist das Schöne am Wandern. Man kann nach dem Essen und zwei Weizenbier weitermachen." Andrack hat sein Hobby von den Eltern geerbt, betreibt es aus Fitnessgründen, weniger aus Naturkunde-Leidenschaft. Ihn treibt Entdecker-Neugier, deshalb meidet er Wiederholungs-Pfade. Kulinarisch tickt er anders. "Ich bin häuslicher geworden", meint Andrack. "Ich gehe hier weniger, aber besser essen als früher in Köln." Freilich habe er sich im Saarland "einiges angeeignet", zum Beispiel die Lust auf Froschschenkel. Zudem weiß Andrack über die Einkaufs-Vorzüge seines Wohnviertels mit Café Steigleiter und City Basar ("Der beste Türke im Saarland") bestens Bescheid. Auch den "Lyonergürtel" rund um den Schlachthof kennt er gut. Recherchieren gehört zu seinem Job, wenn er für den SR "Saarland Abenteuer" dreht oder für den Gollenstein-Verlag ein "Saar-Sammelsurium" zusammenstellt. Ob darin die Kategorie "Biergarten" oder "Wanderhütte" auftaucht, sei nicht verraten.

Restaurant Undine, Bismarckstraße 129, ganztägig geöffnet, kein Ruhetag. Tel.: (0681) 685 33 53. Die Stiefelhütte macht bis 31. August Ferien; www.de-schdiwwel.de

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