Wo Badekultur Tradition hat
Luxemburg. Die öffentlichen Bäder haben sich von schlichten Schwimmbädern zu wahren Wellnessoasen entwickelt. Sie locken mit einem Kurzurlaub in die Erlebnislandschaft mit Rutschen, Wellenbereich und Saunen. Zwar kosten sie viel Geld, sind jedoch auch Wirtschaftsfaktoren für eine Region oder Kommune
Luxemburg. Die öffentlichen Bäder haben sich von schlichten Schwimmbädern zu wahren Wellnessoasen entwickelt. Sie locken mit einem Kurzurlaub in die Erlebnislandschaft mit Rutschen, Wellenbereich und Saunen. Zwar kosten sie viel Geld, sind jedoch auch Wirtschaftsfaktoren für eine Region oder Kommune. Diese Aspekte standen auch bei der Planung des Wellness- und Gesundheitsressorts Saarland Therme im Vordergrund, das im September 2012 eröffnen soll.In Luxemburg, wo die Badekultur lange Tradition hat, gibt es zahlreiche Schwimmbäder, darunter die beiden Thermen "Domaine Thermale" im Kurort Bad Mondorf und "Les Thermes" in Strassen. Das Bad Mondorfer Traditionsbad mit seinem seit 1820 als gesundheitsfördernd anerkannten Heilwasser ist seit langem Treffpunkt für Gesundheitsbewusste aus der Grenzregion. Schon 1847 wurde die erste Thermaleinrichtung eröffnet. Während des 19. und 20. Jahrhunderts war Bad Mondorf ein beliebter Kurort, dessen Anlage und Architektur, etwa mit dem botanischen Garten im Kurpark, stark vom Badebetrieb geprägt ist.
Heute besuchen nach Auskunft von Roland Lammar, dem Leiter des Marketings, jährlich etwa 210 000 Besucher den Fitness- und Wellnessbereich. Der Spa-Bereich hat etwa 11 500 Gäste, hinzu kommen etwa 2500 Patienten zur Physiotherapie und um die 5000 Kurgäste. Diese nehmen eine Fahrtzeit von bis zu 45 Minuten in Kauf. Die Zahlen verdeutlichen die Schwerpunkte des Bades: Hier setzt man auf das salzhaltige Thermalwasser, Kuren und Wellness. Zielgruppe sind damit eher Erwachsene. Architektonisch interessant ist das nach einem Entwurf der Architekten Nico Steinmetz und Arnaud de Meyer gebaute und 2001 neu eröffnete Gebäude aus Glas, Stahl, naturbelassenem Holz und Stein, das den Festsaal und die überdachte Passage zur Orangerie beherbergt.
Futuristisch wirkt dagegen der 2009 eröffnete Bau von "Les Thermes" in Strassen: Gerade weil die Architektur vieler Schwimmbäder eher schlicht und funktional gehalten ist, fällt das große Gebäude mit seiner elliptischen Form und silbernen Verkleidung sehr aus dem Rahmen. Hier ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen, dass es sich um ein Schwimmbad mit Saunabereich, Gastronomie und Fitnessstudio handelt. Spontan denkt man eher an eine fliegende Untertasse. Laut der Direktorin Jutta Kleiber hat das Bad jährlich etwa 350 000 Besucher, von denen 70 000 auch die Sauna besuchen. Gesetzt wird auf ein breites Publikum aus Luxemburg, Frankreich und Belgien; das Einzugsgebiet beträgt bis zu 50 Kilometer. Träger des Bades sind die Gemeinden Strassen und Bertrange, die jeweils jährlich 1,5 Millionen Euro dafür ausgeben. Auch der Löwenanteil der 37 Millionen Euro Baukosten wurde von den Gemeinden bezahlt. 2010 erhielt "Les Thermes" mit dem "EWA Professional Award" einen international renommierten Fachpreis für Bäderbauten. Ausschlaggebend dafür war auch das energetisch innovative Konzept mit seiner nachhaltigen Energiegewinnung.
Diese beiden Thermen sind nur zwei Beispiele für die Vielfalt von Bädern in Luxemburg. Dass das Angebot angenommen wird, beweisen die hohen Besucherzahlen, die die Unterhaltskosten dennoch nicht vollständig decken. Schwimmbäder waren und sind eben Prestigeprojekte im öffentlichen Raum, deren Visitenkarte nicht nur das spezifische Angebot, sondern auch ihre Architektur ist.
Auf einen Blick
Les Thermes (Rue des Thermes, Strassen): täglich von 10 bis 22 Uhr (Di, Do ab 7 Uhr) geöffnet, Wochenende 9 bis 21 Uhr, Eintritt: Bad 7 Euro, Sauna 14 Euro.
Domaine Thermale (Avenue des Bains, Bad Mondorf): Mo 14 -22 Uhr, Di - Do 9 -22 Uhr, Fr 9 - 23 Uhr, Sa 9 - 21 Uhr, So 9 - 20 Uhr. Eintritt: 21,50 (9 bis 15 Uhr), der ganze Tag kostets 32 Euro. red
