Wirtschafts-Reise ins Stein-Reich der Mitte
Die Wallerfanger Firma NKS Natursteine Demmerle importiert seit 25 Jahren Natursteine für Hof und Garten direkt aus China. Jacqueline Demmerle hatte in jüngster Zeit jedoch festgestellt, dass Qualität und Service der chinesischen Lieferanten nachließen
Die Wallerfanger Firma NKS Natursteine Demmerle importiert seit 25 Jahren Natursteine für Hof und Garten direkt aus China. Jacqueline Demmerle hatte in jüngster Zeit jedoch festgestellt, dass Qualität und Service der chinesischen Lieferanten nachließen. Deshalb hat sie sich mit zwei Kollegen aus der Naturstein-Branche auf Reisen gemacht: In China wollten die Unternehmer direkt mit den Händlern und Lieferanten ins Gespräch kommen.Sie müsste Bücher schreiben, um alle Eindrücke aus China wiedergeben zu können, erzählt Demmerle der SZ. Wir belassen es hier jedoch bei Impressionen und Schlaglichtern der 17-tägigen Rundreise. Vom Süden nach Norden, dann nach Osten. Über 40 000 Kilometer und Besuche in 18 Steinbrüchen, Fabriken und Werkstätten.
Erste Station der Reise ist Xiamen an der Südküste China. Karibische Stimmung. Die reichen Chinesen machen in dieser subtropischen Gegend ihren Seeurlaub. Xiamen ist Tourismuszentrum und Unistadt - und aus seinem Hafen werden die Steincontainer mit den Palisaden, Stufen, Bordsteinen - eben allem, was der deutschen Vorgarten so braucht - verschifft.
Im Stein-Supermarkt
Nächste Ziel ist "Shuiton town" in Nan'an in der Provinz Fujian. "Der größte Stein-Supermarkt der Welt", verspricht Liansen, der chinesische Begleiter der kleinen deutschen Gruppe. "Es ist keine Übertreibung", sagt die Wallerfangerin: fünf Millionen Quadratmeter, rund tausend Shops, hunderte von chinesischen Steinsorten, hunderte Sorten Steine aus der restlichen Welt. Granite, Marmor, Kalksteine, Schiefer. Tonnen schwere Stalaktiten - vor dem Wasser gerettet aus den Höhlen des Drei-Schluchten-Staudamms - und feinste Mosaik-Arbeiten. Es ist das Schaufenster Chinas für Natursteine. "Die Chinesen können es. Das sieht man hier", sagt Demmerle.
"Wie kommt es also, dass wir in unseren letzten Containern eine so unregelmäßige Ware bekommen haben?", fragt sie sich. Am Nachmittag besucht die Gruppe eine große Produktionsstätte für graue Granitprodukte. Demmerle: "Wieder staunen wir. Dieses Mal vor den abenteuerlichen, prekären Arbeitsbedingungen. Es wird gesägt, geschliffen, gebürstet, gehämmert, Wasser und Staub überall. Hier hätten Berufsgenossenschaften und Gewerbeaufsicht eine Menge zu tun." Die Einkäufer sehen sich die Produkte an: Fensterbänke, Fliesen, Bodenplatten. Der Fabrikbesitzer, Mister Lin, lenkt von einigen Positionen ab. Sie seien nur für den inneren Markt. Er zeigt Exportware. Doch die sieht genauso wie die Ware aus, die die Fachhändler absolut nicht haben wollen.
Nur Billigware kostet kaum was
Lin sagt, das seien Steine für Baumarktketten. Demmerle und ihre beiden Kollegen erklären dem Fabrikbesitzer und seinem Vorarbeiter ihre Qualitätsvorstellungen. Sie zeigen Bilder: Regelmäßig geschlagen, gerade, natürlich, aber perfekt. Sie sprechen von Standard, DIN, Toleranz. Zurück im Büro hören die Deutschen nicht zum letzten Mal auf der Reise die Erfahrung des Anbieters. Lin sagt: "Normalerweise sprechen die Einkäufer mit uns nur über den Preis, nicht über Qualität." Jeder Cent werde aus den Fabriken herausgequetscht. Deshalb bekämen die Einkäufer auch das, wofür sie bezahlen - "Billigware".
Überall, berichtet Demmerle, mussten sie und ihre Kollegen erklären, dass sie als Fachhändler Qualität und Kontinuität brauchen. Dafür würden sie auch nicht über 50 Cent für eine Palisade diskutieren. Angemessene Preise für ordentlich verarbeitete und verpackte Ware: Darauf hätten sich Anbieter und Einkäufer dann doch meistens verständigen können.
Grüner Tee für Qualität
"Der persönliche Kontakt, aufgebaut und gepflegt mittels Unmengen Tassen grünen Tees und vieler gemeinsamer Essen, wird der richtige Weg zur Qualitätssicherung sein", ist Demmerle optimistisch. Die Reise führt kreuz und quer durchs Land. Jacqueline Demmerle sagt, dass sie noch lange brauchen wird, um alle Eindrücke zu verarbeiten. Ein wenig davon, denkt sie, wird am Wochenende bei "Steine, Kunst und Gärten" (siehe beigestellten Artikel) zu erahnen sein. Aber China erleben in seiner unvorstellbaren Größe und in den riesigen Gegensätzen - das könne man wohl nur im Land selbst.