Pictures of Pop Das Spendierhöschen des Kulturministers

Saarbrücken · Das neue Ausstellungs-Festival Pictures of Pop bekommt vergleichsweise wenig öffentliche Zuschüsse. Warum ist das so? Und welche Rolle spielt Ulrich Commerçon?

 Auch die Fantasy-Szene ist Teil der Popkultur. Fotos zur „Fark“-Messe, die in Reden stattfindet, werden bei Pictures of Pop ebenfalls gezeigt.

Auch die Fantasy-Szene ist Teil der Popkultur. Fotos zur „Fark“-Messe, die in Reden stattfindet, werden bei Pictures of Pop ebenfalls gezeigt.

Foto: Rico Pahlig

Selbst ist der Poprat Saar? Das neue Ausstellungs-Festival „Pictures op Pop“, das im August 2019 startet und bis April nächstes Jahr mit 40 Vernissagen aufwartet, definiert er, wie berichtet, weitgehend  als Vereins- und Gemeinschaftsprojekt. Staatliche Unterstützung wird kaum beansprucht, jedenfalls im Vergleich mit anderen Landesfestivals, so erhalten die Saarbrücker Perspectives rund 205 000 Euro aus der Landeskasse und das neue Musikfestival darf rund 650 000 Euro ausgeben. Doch das neue Szene-Event Pictures of Pop zur Popmusik-Geschichte des Saarlandes, hat sein Fundament im Engagement vieler Fotografen, Gastronomen und Musiker. Auch sind  Sponsoren mit an Bord, sei es die Union Stiftung oder der  Wochenspiegel. „Wir halten es für die seriöse Art zu arbeiten, zuerst selbst mal was auf die Beine zu stellen, bevor man nach der öffentlichen Hand ruft“, sagt Peter Meyer. Der Poprat-Vorsitzende möchte über die Höhe des Gesamtetats keine Angaben machen: Die Kosten der Einzel- und Sach-Leistungen seien kaum bezifferbar.

Fest steht jedoch, dass auch Pictures of Pop nicht ganz ohne öffentliche Unterstützung auskommen wird. Unter anderem sind Städte, das Historische Museum Saar oder das Landesarchiv als Mitveranstalter dabei. Zudem läuft bei der Staatskanzlei, die bekanntlich über einen eigenen Kulturfonds verfügt (330 000 Euro jährlich) ein Förderantrag, der höchstwahrscheinlich positiv beschieden werden wird. Das erfuhr die SZ auf Nachfrage.  Die Höhe? Bis zur Absegnung noch Geheimsache. Nicht geheim ist dem hingegen, dass sich Saartoto mit 20 000 Euro an Pictures of Pop beteiligen wird, 15 000 Euro davon stammen aus dem Kulturverstärkungsfonds. Der Poprat-Antrag lautete, wie Saartoto bestätigt,  auf 30 000 Euro. Entschieden  hat über die Förderung wie immer der Toto-Aufsichtsrat, in dem auch Kulturminister Ulrich Commerçon (SPD) sitzt.  Soweit so klar. Oder dann doch nicht, weil es unterschiedliche Auffassungen und Darstellungen darüber gibt,  ob der Minister die Unterstützung für Pictures of  Pop nun besonders aktiv betrieben hat. Wie die SZ aus SPD-Kreisen erfuhr, soll dies der Fall gewesen sein. CDU-nahe Stimmen verneinen Commerçons besonderen Einsatz.  

Warum aber ist das überhaupt wichtig? Weil der Kultusminister bisher so gar keine Rolle spielte bei dieser Festival-Neugründung, zumindest öffentlich nicht. Dies, obwohl Pictures op Pop so ganz in seine kulturpolitischen Vorstellungen passt, ein junges, urbanes Publikum anspricht. Unmittelbar sichtbar wird Commerçons Fehlen im Festival-Katalog. Dort tauchen lediglich Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und Landtagspräsident Stephan Toscani (CDU) mit Grußworten auf. Auch auf der Unterstützer-Liste steht das Kultusministerium nicht. Was wiederum logisch ist, denn der Poprat hat nach eigenem Bekunden dort erst  gar keinen  Förderantrag gestellt. „Umso erfreulicher also“, hört man von  Commerçons Pressechefin, dass sich der Minister trotzdem bei Saartoto für Pictures op Pop eingesetzt habe.

Charles Aznavour in Saarbrücken (links): Eine Schau von Chansons-Größen („Chansons sans frontières“) ist bei Pictures of Pop ebenso geplant wie Fotos zu „phantastischen Welten“ (rechts).

Charles Aznavour in Saarbrücken (links): Eine Schau von Chansons-Größen („Chansons sans frontières“) ist bei Pictures of Pop ebenso geplant wie Fotos zu „phantastischen Welten“ (rechts).

Foto: Julius C. Schmidt

Aber warum wurde der Poprat nicht in der Kulturabteilung vorstellig? Dazu sage er nichts, hört man von Meyer. Womit der  – ungewollt –  Spekulationen nährt, dass es zwischen dem Gremium  und dem Minister nicht zum Besten steht, seit Commerçon das vom Poprat höchst begrüßte Festival Colors of Pop (2017) nach der ersten Ausgabe wieder beerdigte. Nun macht der Poprat sein eigenes Ding? Commerçon seinerseits hat auf Kooperation geschaltet. Er sagte der SZ: „Ich freue mich sehr, dass dieses wunderbare Fotografie-Projekt entstanden ist. Popkultur hat die Qualität, viele Menschen zu begeistern. Pictures of Pop knüpft Netzwerke und führt Menschen an neue Orte.“

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