"Wir wollen Brücken bauen"

Quierschied. Leyla schwebt im Wasser. Die Arme weit ausgebreitet, den Kopf nach hinten gelehnt, lässt sie sich treiben, nur die Hand von Trainer Gordian Wolf hält sie leicht an der Oberfläche. Was im Trockenen manchmal ein wenig langsamer geht, fließt im Nassen im wortwörtlichen Sinne ganz leicht dahin

Quierschied. Leyla schwebt im Wasser. Die Arme weit ausgebreitet, den Kopf nach hinten gelehnt, lässt sie sich treiben, nur die Hand von Trainer Gordian Wolf hält sie leicht an der Oberfläche. Was im Trockenen manchmal ein wenig langsamer geht, fließt im Nassen im wortwörtlichen Sinne ganz leicht dahin. Auch wenn es mit dem Schwimmen noch ein wenig dauern wird, schließlich ist die Zehnjährige erst zum zweiten Mal im Training der Schwimmgruppe von "Hilfe durch Sport" in Quierschied. Es ist eine von drei Jugend-Gruppen, zusätzlich gibt es noch zwei Gruppen, eine für Erwachsene und eine Leistungsgruppe. "Die meisten haben eine geistige Behinderung, aber die Ziele sind für alle gleich. Es soll um Integration gehen, aber auch um Koordinationsschulung - und darum, die Behinderung so weit wie möglich auszugleichen", erklärt der Trainer der Gruppe, Tobias Baltes.Kontakte herstellenDoch neben den Teilnehmern mit Behinderung kommen in einigen anderen Gruppen auch Menschen ohne Behinderung - ganz bewusst geplant, wie Baltes sagt: "Damit soll verhindert werden, dass Menschen mit Behinderung immer unter sich sind. Wir wollen Brücken bauen." Gerade für die, die in Einrichtungen leben und in Behinderten-Werkstätten arbeiten, ist es wichtig, dass auch Kontakt neben der Behinderung geschaffen wird. Während sich die anderen warm machen, zieht Dominik Fries schon seine Bahnen. Er gehört zwar auch zu den Neueren in der Gruppe, aber Schwimmen gehört für den 13-Jährigen schon immer dazu: "Ich war immer mal mit Verwandten im Schwimmbad, und dann hab ich gesehen, dass es auch einen Verein gibt. Und jetzt bin ich dabei." Und genau davon lebt der Verein auch. "Viele kommen über Mund-zu-Mund-Propaganda zu uns", sagt Wolf. Selbst bei Baltes war es so: "Mein Vater ist Trainer bei ,Hilfe durch Sport', und so bin ich auch hier gelandet." Das war vor zwei Jahren. Wolf ist schon seit 30 Jahren Trainer. Neben den Schwimmgruppen gibt es noch zwei Gymnastik-Gruppen, eine Rollstuhlfahrer-Gruppe und eine Kegel-Gruppe. Die Grenzen sind durchlässig. Auch ein Grund, warum der Verein Ende des vergangenen Jahres mit dem Förderpreis der PSD Bank für besonderes Engagement im Behindertensport ausgezeichnet wurde. Zum wiederholten Male. Neues und Bewegendes"Wir hatten vor kurzem auch Rollstuhlfahrer im Schwimmen. Und eine Frau, die ihre Beine an Land nicht mehr bewegen konnte, hat sich im Wasser bewegen können. Nur ein klein wenig, aber für sie war das unheimlich viel. Das hat mir imponiert", auch für Wolf gibt es nach 30 Jahren immer noch Neues und Bewegendes. Mittlerweile hat sich auch Leyla in den Schwimmer-Teil vorgewagt. Noch am Rand, aber schon am tiefen Ende. Mit der stützenden Hand von Wolf wird jetzt gesprungen. Und schon hat Leyla einen neuen Favoriten: "Ja, das Springen macht am meisten Spaß. Das Schwimmen ist aber auch schön." Es geht eben nicht nur um schwergewichtige Begriffe wie Integration, Körperschulung und Überwindung der Behinderung. Sondern vor allem anderen um Spaß an der Bewegung. Ob schwimmend oder Springen ist dabei vollkommen egal.

Auf einen BlickDer Verein "Hilfe durch Sport" aus Quierschied wurde 1975 gegründet. Neben den sieben Schwimmgruppen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bietet der Verein drei Gymnastikgruppen, eine Rollstuhlgruppe, in der der Umgang mit dem Rollstuhl geübt werden soll, und Kegeln an. Zudem ist eine Sportschützen-Gruppe geplant. Ansprechpartnerin ist die erste Vorsitzende Alexandra Nekola, Telefon (0 68 21) 63 42 75. Weitere Infos im Internet unter www.hilfedurchsport.de jbö

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