"Wir wohnen wie auf dem Grünstreifen der Autobahn" Hirsteiner fürchten diese Rallyestrecke

Hirstein. "So kann es nicht mehr, aber wie soll es weitergehen", diese Frage stellt sich Helmut Fetzer täglich. Er ist Anwohner der Birkenfelder Straße - über Hirstein hinaus besser als viel befahrene B 41 bekannt. Fetzer klagt über Raser. Und der Lärm, für den Schwertransporter sorgen, geht ihm gegen den Strich

 Gefährliches Unterfangen: Wer die B 41 in Hirstein überqueren will, braucht viel Geduld - und Mut. Foto: Bonenberger & Klos

Gefährliches Unterfangen: Wer die B 41 in Hirstein überqueren will, braucht viel Geduld - und Mut. Foto: Bonenberger & Klos

Hirstein. "So kann es nicht mehr, aber wie soll es weitergehen", diese Frage stellt sich Helmut Fetzer täglich. Er ist Anwohner der Birkenfelder Straße - über Hirstein hinaus besser als viel befahrene B 41 bekannt. Fetzer klagt über Raser. Und der Lärm, für den Schwertransporter sorgen, geht ihm gegen den Strich. Der Leidende bringt es auf den Punkt: "Wir wohnen wie auf dem Grünstreifen der Autobahn." Bei geöffnetem Fenster "können wir unser eigenes Wort nicht verstehen - und das geht den ganzen Tag so".

Die breite gutausgebaute Straße, sagt Anlieger Ralf Baureis, verführe regelrecht, kräftig aufs Gaspedal zu treten. "Deshalb können wir nicht am Straßenrand parken." Er befürchtet, dass die Autos regelmäßig durch den rasanten Verkehrsfluss beschädigt würden. Gefahren lauerten zudem, wenn Anwohner mit ihrem Wagen auf die Straße rollen wollen. Wer als Fußgänger die Fahrbahn überqueren will, müsse extrem aufpassen.

Madlen Strauß lässt ihre Tochter Sarah nicht allein über die Straße gehen. Die Mutter ist sehr besorgt: "Bei diesem Verkehr ist mir das zu gefährlich - nicht nur für Kinder auch für ältere Leute."

Holzfiguren auf den Grundstücken am Fahrbahnrand stilisieren Kinder und sollen Raser mahnen. Doch Beobachter und Aufsteller gleichermaßen resignieren: Die Puppen brächten nichts. Und die etwa ein Kilometer durch Hirstein führende B 41 hat auf der gesamten Strecke nur eine Fußgängerampel. Dennoch: "Sicher fühlen sich die Fußgänger nicht, weil Fahrzeuge nicht halten beziehungsweise nicht mehr zum Halten kommen", klagt die stellvertretende Ortsvorsteherin Alexa Voss (SPD).

Zwar seien trotz allem laut Statistik die Unfallzahlen gesunken. Das reicht den Hirsteinern aber keineswegs. Deshalb fordert Baureis: "Wir wollen mehr Verkehrssicherheit und die Reduzierung der Geschwindigkeit des innerörtlichen Durchgangsverkehrs." Zuerst sollen Geräte den Autofahrern ihre aktuelle Geschwindigkeit anzeigen. Zwei dieser elektronischen Tafeln verlangen die Betroffenen, jeweils an den Ortseingängen. Und: Fahrer sollen geblitzt werden, die nicht bei Rot an der Ampel stehen bleiben. Letztlich müssten regelmäßig Radarfallen her. Eine entsprechende Petition soll der Ortsrat jetzt dem Landkreis St. Wendel und dem LfS zuschicken. "Da die Forderungen der Bürger mit denen des Ortsrats deckungsgleich sind, werden wir uns in der nächsten Sitzung damit befassen", kündigt Ortsvorsteher Manfred Gondolf (SPD) an.

Allerdings macht er den Betroffenen wenig Hoffnung, was eine Ortsumgehung Hirstein-Pinsweiler betrifft. Diese sei wohl auf längere Sicht nicht zu realisieren. Im Bundesverkehrswegeplan 2015 stehe sie jedenfalls nicht (siehe auch "Auf einen Blick"). "Wir wohnen wie auf dem Grünstreifen der Autobahn."

Helmut Fetzer, Anwohner der stark befahrenen B 41 in Hirstein

Auf einen Blick

Eine Ortsumgehung Hirstein-Pinsweiler war bereits 1974 geplant. Ursprünglich vorgesehen: B-41-Ausbau mit Umgehung Pinsweiler, Hirstein, Wolfersweiler, Nohfelden zur A 62, Anschlussstelle Birkenfeld. Dieser Weiterbau startete, stoppte dann aber. Überbleibsel ist eine funktionslose Brücke westlich von Wolfersweiler.

Auslöser für den Baustopp: Teile des Rosenwalds bei Hoppstädten-Weiersbach wurden zum Naturschutzgebiet.

Die Gemeinde Namborn forderte in den vergangenen Jahren neue Pläne für eine Umgehung der beiden betroffenen Ortsteile Pinsweiler und Hirstein.

Im Bedarfsplan der Bundesregierung für den Fernstraßenausbau gelangte eine Ortsumgehung Wolfersweiler 2003 als vordringlicher Bedarf.

Dann die schlechte Nachricht: Kürzlich rückte die Ortsumgehung wieder in weite Ferne. Im Bundesverkehrswegeplan 2015 wird sie nicht mehr als vordringlich geführt. frf

Am Rande

Konkrete Zahlen, die zeigen, wie stark befahren der Ortsdurchgang ist, belegen zumindest mengenmäßig den Eindruck der Hirsteiner. Die letzte Verkehrszählung 2005 ergab, dass an Spitzentagen binnen 24 Stunden 11 230 Autos, darunter 760 Lastwagen, durch Hirstein brettern. "Die Zahlen der Verkehrszählung von 2010 werden im August veröffentlicht", kündigt Georg Kloy an, stellvertretender Pressesprecher des Landesbetriebs für Straßenbau (LfS) in Neunkirchen. frf

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