"Wir sind Leute für kleine Kirchen"

Alt-Saarbrücken. Da war dieser Heiligabend. In der Alt-Saarbrücker Notkirche saßen die Leute sogar auf dem Boden. Die Holzbaracke, die nach dem Krieg am 40er Grab als Provisorium aufgebaut wurde, aber bis heute Gottesdienst- und Versammlungsraum ist, war so voll, dass er sich dort einen Platz "regelrecht erkämpfen" musste, erinnert sich Thomas Paulußen

 Christine und Thomas Paulußen. Foto: Martin Rolshausen

Christine und Thomas Paulußen. Foto: Martin Rolshausen

Alt-Saarbrücken. Da war dieser Heiligabend. In der Alt-Saarbrücker Notkirche saßen die Leute sogar auf dem Boden. Die Holzbaracke, die nach dem Krieg am 40er Grab als Provisorium aufgebaut wurde, aber bis heute Gottesdienst- und Versammlungsraum ist, war so voll, dass er sich dort einen Platz "regelrecht erkämpfen" musste, erinnert sich Thomas Paulußen. Dass ihm das gelungen ist, war für ihn "ein großer Spaß" und für den Verlauf des Gottesdienstes nicht unwichtig - Paulußen war der Pfarrer, der den Gottesdienst leitete.Dass eine der schönsten Erinnerungen aus 31 Jahren Gemeindedienst in Alt-Saarbrücken mit der Notkirche zu tun hat, ist weder für Thomas Paulußen noch seine Frau Christine verwunderlich. Die beiden haben sich und ihre drei Kinder immer als Team im Gemeindedienst und in der Arbeit fürs Stadtteilforum verstanden. "Und die Menschen waren dabei immer das Wichtigste für uns", sagt Christine Paulußen. Und Menschen nahe zu kommen, erklärt sie, "gelingt besonders gut in der Notkirche". Anders als in der großen Ludwigskirche mit ihrer barocken Pracht könne "man dort hinkommen, ohne sich darstellen zu müssen".

Ähnlich sei das in der Deutschherrnkapelle gewesen. Diese älteste unter den Saarbrücker Kirchen wurde lange nicht genutzt. An dem Tag, als Thomas Paulußen vor 31 Jahren Pfarrer in Alt-Saarbrücken wurde, ging sie wieder "in Betrieb". "Wir sind Leute für kleine Kirchen", sagt Thomas Paulußen über sich und seine Frau.

Dass es 31 Jahre in Alt-Saarbrücken werden, habe er bei seiner Amtseinführung nicht gedacht, sagt Paulußen. Aber da sich seine Aufgaben innerhalb der Gemeinde verändert haben, sei seine Arbeit nie zur Routine geworden.

Am Anfang stand die Jugendarbeit in der Deutschherrnkapelle und im Kirchenkreis. Später hat sich Jugendarbeit ins Gustav-Adolf-Haus verlagert. Paulußen war mit den jungen Leuten aber auch viel unterwegs. So wie zuletzt auch mit den Senioren der Gemeinde. Die Kindergärten, sagt Paulußen, waren ihm immer wichtig. Um so schmerzhafter sei es gewesen, dass die Gemeinde den Kindergarten Gärtnerstraße nicht mehr finanzieren konnte und aufgeben musste. Da seien einige Dinge schlecht gelaufen, räumt er ein. Die Kirche stand heftig in der Kritik. "Das hat Spuren hinterlassen", sagt Paulußen. Wie der Busunfall auf dem Rückweg von einer Ferienfreizeit mit Jugendlichen aus der Gemeinde. Vier junge Leute starben dabei 1985.

Auch diese Erinnerungen nehmen die Paulußens mit. Und die Erfahrung, dass es schlecht für einen selbst ist, "wenn man schafft, aber die Grenzen nicht findet". Vor allem aber nehmen Christine und Thomas Paulußen "einen ganzen Packen Zufriedenheit und Dankbarkeit" mit in den Hunsrück. "Wir sind ziemlich verwöhnt worden von den Menschen hier", sagt Thomas Paulußen.

Die Gemeinde verabschiedet Familie Paulußen am Sonntag, 14 Uhr, mit einem Gottesdienst in der Ludwigskirche.

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