"Wir sind kein Restaurant"Das Bier im Bus wird zum Zankapfel

Dudweiler. "Das Konsumieren von Alkohol im Bus ist nicht gern gesehen, aber wenn Leute am Wochenende aus der Disco kommen, haben sie das vergessen, dann wird es heftig", erzählt Busfahrer Peter Trapp. Der 52-Jährige ist bei Saarbahn&Bus tätig und kennt seine Pappenheimer

Dudweiler. "Das Konsumieren von Alkohol im Bus ist nicht gern gesehen, aber wenn Leute am Wochenende aus der Disco kommen, haben sie das vergessen, dann wird es heftig", erzählt Busfahrer Peter Trapp. Der 52-Jährige ist bei Saarbahn&Bus tätig und kennt seine Pappenheimer. "Im Berufsverkehr ist es ruhig, aber abends kommt schon mal eine Flasche geflogen, da muss man ruhig bleiben", weiß Trapp. Er musste auch schon Hilfe anfunken. "Wenn es eskaliert, hab ich auch schon die Polizei gerufen", so der gestandene Fahrer, seit 33 Jahren im Beruf. Übergriffe von alkoholisierten Fahrgästen seien zwar zahlenmäßig überschaubar, aber er würde sich manchmal mehr Handlungskompetenz wünschen."Am Wochenende kommen Jugendliche aus der Stadt und sitzen betrunken im Bus. Ich fände es in Ordnung, wenn die Busfahrer Order hätten, solche Leute mit Bußgeld zu belangen", sagt Silke Lehnert aus Dudweiler gegenüber unserer Zeitung. Die 29-Jährige und ihr fünfjähriger Sohn Leon fahren regelmäßig Bus. Fahrgast Theresa Linz aus Dudweiler fährt jeden Freitag nach Dudweiler-Süd. "Jugendliche starten ihre Trinkgelage ja nicht nur im Bus, man kann das überall beobachten", so die 49-Jährige. Doch der Bus sei der letzte Ort, an dem man Bierflaschen erlauben sollte. "Der Anblick von einem Typ mit einer Bierflasche gehört in die Kneipe. Das sieht im Bus aus, als wenn man ein Penner wäre", tut Riza Tasci aus Saarbrücken kund. Der 17-Jährige hat mit Alkohol nichts am Hut und hätte im Nahverkehr gerne seine Ruhe vor pöbelnden Saufkumpanen. "Es gibt zu wenig Sicherheitspersonal, das den Bus bei Nachtfahrten begleitet. Am besten würde man eine Strafe kassieren, wenn einer auffällig wird", schlägt Falk Baudy vor. Der 33-Jährige arbeitet als Busfahrer beim saarländischen Verkehrsverbund. "Wir dürfen leider alle negativen Sachen machen, wie für Ruhe und Ordnung sorgen, uns mit den Launen von Spätgästen rumschlagen. Die positiven Sachen, wie Bußgeld kassieren, darf dann die Stadt", meint Busfahrerkollege Werner Schmitt. Der 56-Jährige war lange selbstständig, er arbeitet seit fünf Jahren für Saarbahn&Bus. Man wisse oft bei Fahrtbeginn nicht, dass man einen Bierfreund an Bord hat.

"Die reißen ihre Flaschen während der Fahrt auf der Rückbank auf, erst dann kannst du was sagen", erzählt Michael Speicher. Den 35-Jährigen trifft man als Fahrer der Linie 102 auch nachts an. "Da kann ich genug erzählen. Eine Nachtlinie hat es nicht leicht, die übergeben sich in den Bus, und einen Fahrer haben sie auch schon zusammengeschlagen", berichtet Speicher der SZ. Essen und Trinken seien im öffentlichen Verkehrsmittel teils verboten. "Bei einer Brezel sagt ja keiner was, aber Kebab oder Rostwurst gehen gar nicht", informiert Falk Baudy.

Doch für Kinder schlägt haben Busfahrern ein Herz: "Wenn die Kinder aus der Schule kommen, sagt niemand was gegen ein Brötchen. Viele haben ihre eigenen Plastikflaschen dabei, das ist okay, solange nichts liegen bleibt", meint Schulbusfahrer Baudy. "Das sehen wir bei Kindern nicht so eng, es ist ja fast alles verboten", fügt Kollege Schmitt hinzu.Dudweiler/Saarbrücken. Wegen der Problematik "Alkohol im öffentlichen Nahverkehr" hat sich eine Diskussion entzündet. "Die Initiative kommt aus Hamburg. Generell ist Alkohol in Bus und Bahn nicht gern gesehen, aber in Hamburg ist neu: Man muss blechen, wenn man erwischt wird", klärt Sarah Schmitt, Pressesprecherin von Saarbahn&Bus. Als erste deutsche Großstadt habe Hamburg ein Alkoholverbot mit Strafandrohung beschlossen. "Vor ein paar Wochen ging das über den Ticker. Seit Anfang September läuft die Aktion bereits", so Schmitt. Dabei sei noch ein Monat Karenz erlaubt. "Zum Eingewöhnen gibt es zunächst noch eine Verwarnung, aber ab November muss gezahlt werden", sagt die Sprecherin.

Die Stadt Saarbrücken würde sich die Neuerung erstmal aus der Ferne ansehen. "Wir beobachten, wie es in Hamburg läuft. Bei uns im Regionalverband Saarbrücken wurden bislang recht wenige Beschwerden zum Thema Alkohol laut. Das Rumpöbeln hat nicht die höchste Priorität. Vorrang haben Punkte wie Anschlüsse sichern, Pünktlichkeit, Sicherheit", erläutert Schmitt gegenüber der SZ.

Noch sei das Problem mit den alkoholisierten Gästen in dem Verantwortungsbereich der Fahrer. "Die Fahrer dürfen Leute aus dem Bus weisen, Polizei oder Rettungskräfte über Funk anfordern", so Schmitt über die offizielle Richtlinie. Bei Essen und alkoholfreien Getränken im Bus dagegen komme es auf das Augenmaß an: "Generell gilt: Wir sind kein Restaurant, aber es wird keiner rausgeschmissen, wenn er ein Brötchen in der Hand hat. Problem ist nicht das Essen, sondern der Müll, der oft liegen bleibt", sagte die Sprecherin des Saarbrücker Nahverkehrsunternehmens der SZ. ane

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