"Wir sind eine preiswerte Stadt beim Parken!"

Saarbrücken. Beim Thema Parkgebühren stellen sich Max Schoenberg, dem Vorsitzenden des Vereins für Handel und Gewerbe Saarbrücken, die Nackenhaare. "Ein lästiges Thema", findet er, denn "Parken ist in Saarbrücken nicht zu teuer

 Ralf Steinbach am städtischen Parkscheinautomaten in der Dudweilerstraße. Foto: Becker&Bredel

Ralf Steinbach am städtischen Parkscheinautomaten in der Dudweilerstraße. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Beim Thema Parkgebühren stellen sich Max Schoenberg, dem Vorsitzenden des Vereins für Handel und Gewerbe Saarbrücken, die Nackenhaare. "Ein lästiges Thema", findet er, denn "Parken ist in Saarbrücken nicht zu teuer." Im Gegenteil: "Wir sind eine preiswerte Stadt beim Parken! Und wir bieten bei unseren Parkhäusern eine Innenstadtlage, die unvergleichbar ist mit anderen Großstädten."Das Lifestyle-Magazin "Men's Health" (Die Gesundheit des Mannes oder des Menschen) sieht es anders: In einer Rangliste, die "Men's Health" kürzlich veröffentlichte, belegt Saarbrücken den Spitzenplatz. 2,21 Euro kostet - laut "Men's Health" - die erste Parkstunde in Saarbrücken. Die Illustrierte folgert, dass Parken nirgends in Deutschland teurer sei. Schoenberg findet, die Erhebung, auf die sich "Men's Health" beruft, sei "unseriös". Dasselbe denkt Bürgermeister Ralf Latz und bezeichnet die Erhebung außerdem als "fehlerhaft". Latz stellt klar: "Unter Berücksichtigung aller bewirtschafteten Parkplätze ergibt sich ein Durchschnittswert von 1,43 Euro pro Stunde." Das sei ein angemessener Preis, meint die Stadtverwaltung.

Die Redaktion von "Men's Health" behauptet, sie habe ihre Schlüsse aus Daten gezogen, die der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) sammelte. Christian Buric, Pressesprecher des ADAC Deutschland, versteht den Unmut der Saarbrücker Stadtverwaltung und gibt Rückendeckung: "Wir können die Zahlen nicht bestätigen, stehen auch nicht hinter dem Vergleich. Wir waren offiziell an der Auswertung nicht beteiligt. ,Men's Health' hat mit Teildaten vom ADAC gearbeitet. Seriös ist das nicht."

Latz verweist darauf, dass das städtische Parkangebot von "40 Cent bis zu einem Euro die Stunde wesentlich günstiger" ist, "als bei privaten Anbietern".

Fast 5000 Saarbrücker Parkplätze, etwa die Hälfte aller gebührenpflichtigen in der Stadt, betreibt die Firma Q-Park an 17 Standorten.

Seit 2009 berechnet Q-Park seinen Kunden die Gebühren nicht mehr nach Stunden, sondern nach Dreiviertelstunden: Pro 45 Minuten Parkzeit verlangt Q-Park zwischen einem Euro und 1,50 Euro. Fabian Schulz, Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes Einzelhandel und Dienstleistung Saarland, sieht "momentan noch keinen Nachteil für den Handel". Schulz: "Q-Park bietet Toplagen, die in anderen Städten auch nicht günstiger sind." Dennoch nimmt er wahr, dass bei den Kunden und Händlern die "subjektive Wahrnehmung" herrsche, "Parken sei vergleichsweise teuer".

Eine Gegenmaßnahme sollte das Rabattierungssystem "Park & Smile" (Parke und lächle) sein, das Q-Park, City Marketing und Handel ins Leben riefen. Bei dem Rückvergütungssystem bekommen Kunden in teilnehmenden Geschäften einen Teil ihrer Parkgebühren in Form von Werttickets zwischen 0,50 und 1,50 Euro erstattet. Rund 150 Geschäfte und Gastronomiebetriebe listet Q-Park auf der Internetseite auf.

Aber die Liste ist veraltet, führt Geschäfte, die lange geschlossen sind, und auf SZ-Anfrage bei den großen Filialisten in der Bahnhofstraße ist die Rede von "geschenkten Werttickets" und einer "einmaligen Aktion". Der Kunde bekommt dort keine "Park & Smile"-Werttickets.

Und am St. Johanner Markt? Martin Bickert, Optik Augenblick, verteilt "fünf bis zehn Ein-Euro-Tickets monatlich an gute Kunden." Mirko Stublic, Chamäleon, erinnert sich dunkel an "Park & Smile": "Wir hatten vor eineinhalb Jahren mal geschenkte Werttickets, die wir auch verteilt haben. Aber ,Park & Smile' ist für uns uninteressant. Wir müssten ja die Werttickets kaufen. Und das sehen wir nicht ein. Wir zahlen hier Miete und machen unsere Geschäfte schön."

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