"Wir sind ein Energieland"

Sulzbach · Der traditionelle Steigermarsch war der emotionale Höhepunkt eines Festabends in der Sulzbacher Aula. Annegret Kramp-Karrenbauer blickte zurück, schaute aber auch hoffnungsfroh in die Zukunft des Landes.

Sulzbach. Am 30. Juni geht der Bergbau im Saarland zu Ende. Manch einer wird trauern, wenn eines der wichtigen identitätsstiftenden Merkmale unseres Landes für immer verschwinden wird. Einige, die den "Abschied vom Bergbau" als "Aufbruch mit neuer Energie" sehen möchten, waren am Freitagabend der Einladung der Stadt Sulzbach und der RAG Montan Immobilien zur gleichnamigen Veranstaltung in die Sulzbacher Aula gefolgt.Fast alle haben und hatten ihre eigene Beziehung zum Bergbau - wie die Schirmherrin des Abends, Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. "Als ich 1962 auf die Welt kam, wurde gerade die Grube in Püttlingen geschlossen", erinnerte sich die Landesmutter, "nur wenige hundert Meter von meinem Elternhaus war die Halde, auf der wir als Kinder immer spielten. Eine meiner ersten Aufgaben als junges Mitglied im Püttlinger Gemeinderat war die Wiederbelebung der ehemaligen Kaue." Kramp-Karrenbauer begrüßte den Kompromiss um die Entschädigung der von bergbaubedingten Beben Betroffenen und warb um eine Aussöhnung mit dem Bergbau. Überdies beantwortete die Ministerpräsidentin für sich die Frage nach dem Erbe, nach dem, was bleibt von 250 Jahren Bergbau: "Wir sind ein Industrieland, wir sind ein Energieland. Und das wollen wir auch bleiben."

Delf Slotta versuchte sich anschließend in der Quadratur des Kreises. "Was bleibt von der Kohle? Dies in ein paar Worte zu fassen ist unmöglich", meinte der Regierungsdirektor und Experte für Bergbaugeschichte. Sein kurzweiliger Vortrag wurde unterstützt von eindrucksvollen historischen Bildern eines Industriezweigs, in dem zeitweise 75 000 Saarländer ihr Brot verdienten. Slotta vergaß auch nicht den Einfluss auf die Entwicklung der Wohlfahrts- und Sozialeinrichtungen, die Bedeutung der Bergleute für den Wiederaufbau und die den Bergbau begleitenden Unternehmen. "Wer erinnert sich nicht an die Brauerei Schäfer?", fragte Slotta und erntete ebenso breite Zustimmung, wie bei der Aufzählung der Werte, die durch die Kumpel unter Tage tief in der saarländische Seele verwurzelt sind: "Solidarität, Hilfsbereitschaft, Kameradschaft, Kraft, Selbstvertrauen, Mut, Sparsamkeit, Effizienz, Können, Stolz." Aber Slotta warnte auch vor aufkommender Sozialromantik, denn "die gute alte Zeit war eine sehr harte."

Die Brücke in die Zukunft schlug dann Rudolf Krumm, Prokurist der in Sulzbach ansässigen RAG Montan Immobiliengesellschaft. "Die Vorbereitung der Folgenutzung ist eine Pflichtaufgabe des Bergbaus", betonte der gelernte Baumschulpfleger und beschwor damit auch die Nachhaltigkeit. "Es genügt nicht, das Ende des Bergbaus mit der Generation über 50 zu diskutieren, man muss dieses Thema auch an die jüngeren Menschen heranführen." Das war am Freitagvormittag in einer Podiumsdiskussion mit Schülerinnen und Schülern bereits gelungen (wir berichteten). Krumm sprach von einem Investitionsvolumen von 340 Millionen Euro zum Aufbau von Photovoltaik-Anlagen auf ehemaligen Bergbauflächen. In Sulzbach soll in der zweiten Jahreshälfte mit dem Bau der Anlage auf dem Kohlensturzplatz Mellin begonnen werden.

Die Bergkapelle der RAG an der Saar unter Leitung von Dirigent Bernhard Stopp bewies am Freitagabend ihr vielseitiges musikalisches Repertoire, die Planer der Veranstaltung wiederum bewiesen ein Gespür für Symbolik: Der traditionelle Steigermarsch am Ende des offiziellen Programms war auch der emotionale Höhepunkt der Festivität.