"Wir müssen eine Nische finden"

Bexbach. Wie sieht die Zukunft der Stadt am Höcherberg aus? Bexbachs Haushaltslage ist kritisch, die Mittel knapp, die Herausforderungen groß. Für die rund 18 000 Einwohner ein funktionierendes Gemeinwesen zu gestalten - keine leichte Aufgabe

 Der Löwe auf dem Brunnen vor dem Bexbacher Rathaus könnte sinnbildlich sein für den Kampf von Verwaltung und Bürgerschaft, Bexbach in eine starke Zukunft zu führen. Foto: Thorsten Wolf

Der Löwe auf dem Brunnen vor dem Bexbacher Rathaus könnte sinnbildlich sein für den Kampf von Verwaltung und Bürgerschaft, Bexbach in eine starke Zukunft zu führen. Foto: Thorsten Wolf

Bexbach. Wie sieht die Zukunft der Stadt am Höcherberg aus? Bexbachs Haushaltslage ist kritisch, die Mittel knapp, die Herausforderungen groß. Für die rund 18 000 Einwohner ein funktionierendes Gemeinwesen zu gestalten - keine leichte Aufgabe.Doch schaut man sich die Aktivitäten der vergangenen Monate an, dann scheint es so, als wolle man sich in Höchen, Frankenholz, Oberbexbach, Bexbach-Mitte, Kleinottweiler und Niederbexbach nicht mit dem Schicksal einer kleinen Kleinstadt zwischen den vermeintlich großen Konkurrenten Neunkirchen und Homburg zufriedengeben. Es tut sich was. Die Verwaltung stellt die Finanzen auf den Prüfstand, die City soll neu konzipiert und deutlich attraktiver werden.

Kommt dieser Wille nach Veränderung und Verbesserung bei den Bürgern an? Im Gespräch mit unserer Zeitung ist sich Bürgermeister Thomas Leis dessen durchaus sicher. "Denn das ist die Rückmeldung, die ich von 'draußen' bekomme. Ich spüre das anhand der Reaktionen der Menschen, aber auch ganzer Institutionen." Für Leis ein Schlüssel zum vielleicht wieder gesteigerten Gefühl, gerne ein Bexbacher zu sein, ist eine von ihm wahrgenommene neue Offenheit im Umgang miteinander.

Nichtsdestotrotz: Auch Bexbach muss sich im Wettbewerb der Kommunen behaupten. Genau da wollen Verwaltung und Rat einen Weg gehen, der die charakterliche Eigenständigkeit der Stadt am Höcherberg betont. Leis: "Man könnte auf den Gedanken kommen, dass wir zwischen den Mühlsteinen Neunkirchen und Homburg/Zweibrücken zermahlen werden. Es wäre aber der falsche Weg, mit diesen beiden Mittelzentren auf Augenhöhe zu konkurrieren, um das zu verhindern. Das funktioniert nicht. Wir müssen für uns eine Nische finden. Zum Beispiel die Nische, die klarmacht, dass es bei uns ruhiger zugeht. Wir wollen mit unserem Kleinstadt-Flair punkten." Zu diesem Ziel gehört auch die geplante Umgestaltung der Innenstadt. "Wir möchten dort alles zusammenziehen, dort wollen wir die Wirtschaftskraft konzentrieren." Und das man eine überraschend hohe Wirtschaftskraft habe, das hätte nicht zu Letzt ein Gutachten ermittelt, das vor einigen Wochen vorgestellt worden war (wir berichteten). "Das Ziel ist also eine Art Einkaufsstraße in der City."

Doch nicht nur Handel und Gewerbe im Endkundenbereich sollen Bexbach reizvoll machen, Thomas Leis sieht eine Chance für die Stadt auch im guten Mix im Bereich von Industrie und produzierendem Gewerbe. "Natürlich können wir da nicht mit Großansiedlungen wie Michelin oder Schaeffler in Homburg konkurrieren. Aber wir haben eben einen echten Branchenmix. Und der macht uns weniger abhängig von branchen-bezogenen Konjunktureinbrüchen."

Und noch ein Pfund sieht Thomas Leis, mit dem Bexbach durchaus wuchern kann: Er nennt es Wohlfühlfaktor und meint damit auch das touristische Potenzial des Höcherbergs an sich. "Darüber wird leider viel zu wenig gesprochen." Auch die Wohnqualität würde sich durch den kleinstädtischen Charakter durchaus positiv von anderen, größeren Städten abheben. Und Leis' Vision zum Bexbach in zwanzig Jahren? Die ist erstaunlich konkret: "Ich stelle mir eine ruhigere und konzentriertere Innenstadt ohne Lkw-Verkehr vor. Und für die Stadtteile wünsche ich mir eine deutlich bessere Nahversorgung."Foto: reichhart/SZ

Hintergrund

Bexbach wurde in seiner Geschichte vor allem durch den Steinkohle-Bergbau geprägt. Nach dem Ende dieser Ära künden noch das Kraftwerk Bexbach und das saarländische Bergbaumuseum von dieser Zeit. Heute behauptet sich die Stadt als sogenanntes Grundzentrum zwischen Neunkirchen und Homburg. thw

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