"Wir fühlen uns als Söhne dieser Stadt"

Sulzbach. Die Delegation aus Afrika ist in ihre Heimat zurückgekehrt. Geblieben ist der Wille, sich nach dem Austausch mit der fünf Personen umfassenden Gruppe aus Bassila im bettelarmen westafrikanischen Staat Benin noch mehr für die Menschen dort zu engagieren. Ideen, die vom Verein "Sulzbach hilft Benin" koordiniert werden, sind vielfältig

Sulzbach. Die Delegation aus Afrika ist in ihre Heimat zurückgekehrt. Geblieben ist der Wille, sich nach dem Austausch mit der fünf Personen umfassenden Gruppe aus Bassila im bettelarmen westafrikanischen Staat Benin noch mehr für die Menschen dort zu engagieren. Ideen, die vom Verein "Sulzbach hilft Benin" koordiniert werden, sind vielfältig. So steht ein Konzert zu Gunsten des Projekts "Wir bauen Schulen in Bassila" der Erweiterten Realschule (ERS) Sulzbach an. Es findet am 10. September, 19.30 Uhr, in der Aula in Sulzbach statt. Mit dabei sind unter anderem die Künstler Susan Ebrahimi, Detlev Schönauer, Uwe Brandt und Sebastian Voltz.

Ob des Engagements der Saarländer für seine Heimat sagte Bassilas Bürgermeister Amidou Atta am Abend, bevor er die Heimreise antrat: "Wir fühlen uns schon als Söhne dieser Stadt." Und die Verbindungen werden noch enger geknüpft. Mit Bassila wird Sulzbach eine Städtepartnerschaft eingehen (wir berichteten). "Diese bedeutet ein politischer Akt der Festschreibung der Freundschaft", freute sich Atta.

Daneben treibt der Verein "Hilfe für Bassila" drei Hilfsprojekte voran. Das Waisen-Projekt der Sulzbacher Grundschule Mellin, das Schulbau-Projekt der ERS sowie ein Container-Projekt für Hilfsgüter zur medizinischen Versorgung. "Bei unserem Besuch haben wir festgestellt, dass der Verein tolle Arbeit geleistet hat. Unklare Punkte, die die Projekte betrafen, konnten gelöst werden", erklärte Atta, der bestätigte, dass die Kommunikation zwischen Deutschland und Benin viel besser funktioniere. Dazu beigetragen haben regelmäßige Besuche. Bassilaner waren seit 2006 drei Mal im Saarland, Sulzbacher seit 2005 vier Mal in Benin. Peter Thiel, der Vorsitzende des Vereins "Hilfe für Bassila", erklärt: "Durch die gegenseitigen Besuche ist eine echte Freundschaft und ein starkes Vertrauensverhältnis entstanden, das uns in Sulzbach sicher macht, dass die Unterstützung, ob finanziell oder ideell, dort ankommt, wo wir sie hinhaben wollen." Der stellvertretende Leiter der ERS sagt: "Der Besuch der Bassilaner hat dazu beigetragen, dass die vielen engagierten Kinder und Erwachsenen hier den aus dem Herzen kommenden Dank der Afrikaner gespürt haben. In der Mellinschule mit ihrem Waisenkinder-Projekt hat die Soziologin Foussénatou Koudoro, in der ERS mit dem Schulbau-Projekt hat Bürgermeister Atta Rede und Antwort gestanden." Dadurch seien die Beteiligten auf deutscher Seite in ihrem Engagement bestätigt worden.

Die Benin-Delegation hatte in der Mellinschule einen Rechenschaftsbericht über die Verwendung des Geldes für 20 Waisenkinder abgegeben und Fragen der Paten beantwortet. Atta erklärte, dass Bassila erwäge, zusammen mit zwei Nicht-Regierungs-Organisationen, darunter die Mellinschule, ein Waisenhaus für die elternlosen Kinder zu bauen. Beim Besuch der ERS ging es auch um den Stand des zweiten Schulbaus. Atta sagte, dass die bisher überwiesenen 12 000 Euro nicht ausreichten. Mit in der Benin-Kasse der Schule angesammelten 3000 Euro und einem Eigenanteil der Kommune Bassila soll der Bau der Schule in Bayakou vorangetrieben werden.

Um das Container-Projekt kümmert sich Dr. Christiane Grimm vom Sulzbacher Krankenhaus. In Bassila soll eine Gesundheits-Station eingerichtet werden. In diesem September soll ein Container mit medizinischen Hilfsgütern geschickt werden. Bevor die Delegation ihre Heimreise antrat, hatte Atta gerührt mit Blick auf die Hilfsaktivitäten und die offizielle Städtpartnerschaft erklärt: "Vor unserem Besuch hier in Sulzbach waren wir verlobt. Jetzt sind wir verheiratet und tragen den Ring."

Weitere Infos zur Hilfe für Benin gibt es bei Jörg Bier unter Telefon (0 68 97) 9 24 83 13 oder per E-Mail unter der Adresse info@joerg-bier.de

Spendenkonto: Sparkasse Saarbrücken, Bankleitzahl 59 05 01 01, Konto 3 58 01 07, Stichwort Benin-Hilfe.

Hintergrund

Die Republik Benin ist 112 622 Quadratkilometer groß. Das entspricht ungefähr der Gesamt-Fläche der neuen Bundesländer. Die Hälfte der 8,8 Millionen Einwohner (Bevölkerungswachstum: 2,9 Prozent im Jahr) ist jünger als 16 Jahre. Etwa ein Drittel der Bevölkerung lebt in absoluter Armut. Die Analphabetenrate liegt bei über 60 Prozent, der Schulbesuch bei 55 Prozent.

Trotz eines stabilen wirtschaftlichen Wachstums seit den 1990er Jahren belegt Benin unter den 177 ärmsten Ländern der Welt Rang 163. Das Bruttoinlandsprodukt (Gesamtwert aller in einem Land hergestellten Güter) beträgt 4,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: In Deutschland sind dies 2322,20 Milliarden Euro. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt bei 523 Euro. Das Bruttoinlandsprodukt von Deutschland liegt pro Kopf bei 28 211 Euro.

Die Wirtschaft des äußerst ressourcenarmen Landes wird vom Agrarsektor dominiert. Knapp 85 Prozent aller Exportgüter sind daher landwirtschaftliche Produkte, drei Viertel davon Baumwolle. mak

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