Windrad-Gegner berufen sich auf Bayern

Völklingen · Bürger aus Völklingen, Püttlingen und Elm wollen das Projekt auf Bouser Bann verhindern. Sie erinnern an eine Regelung in Bayern.

Die Kölner lieben ihren Dom. Das Wahrzeichen ist mit 157 Metern Höhe an vielen Orten der Rheinmetropole zu sehen, was die Einwohner freut. Noch einmal knapp 50 Meter höher sind die Windräder, die die Firma Dunoair in der Region aufbauen will. Nicht auf Völklinger Boden, aber am Rand der Nachbargemeinde Bous. So sind auch Völklinger betroffen, vor allem auf der Röchlinghöhe und auf dem Kreuzberg. Darüber informierte Michael Altpeter am Mittwoch vor knapp 100 Interessierten bei einem Info-Abend zum Thema Windkraft in der Eventhalle der Firma PBS an der Hofstattstraße.

Er selbst habe sich bei Gresaubach einen Eindruck von den Riesenrädern verschaffen wollen, sagte er. Und war zugleich beeindruckt und erschreckt. Zwei Fotos, die er bei der Veranstaltung präsentiert, zeigen ihn am Fuße eines solchen Windrades. Auf dem, das den Stromerzeuger in ganzer Größe zeigt, ist Altpeter kaum zu erkennen. Und so nennt er neben anderen schädlichen Auswirkungen von Windrädern auf Menschen in deren Umfeld - Schlagschatten, Schall und Infraschall - auch "die optisch bedrängende Wirkung". Seiner Ansicht nach wirken sich die Anlagen auf die ganze Stadt aus: "Die wird man von den meisten Stellen der Stadt aus sehen." Die Wut der Betroffenen richtet sich gegen die Politik. "Keine Transparenz", lautet einer von Altpeters Vorwürfen. Zufällig hätten er und andere überhaupt von den Plänen erfahren. Behörden und Betreiber hätten noch nicht einmal die Stadt Püttlingen informiert; deren Verwaltung sei von heute auf morgen mit der Sperrung einer Zufahrtsstraße zur Baustelle für den Windpark Schwalbach konfrontiert worden. Die Stadt Püttlingen prüft derzeit eine Klage gegen die Baugenehmigung (wir haben berichtet). Auch weitere Informationen musste sich Altpeter mühsam zusammensuchen. Und ihn ärgert, dass geschützte Tierarten offenbar mehr zählen als die Gesundheit der Menschen.

Verständnis haben die meisten dafür, dass erneuerbare Energien vorangebracht werden sollen, um die Produktion von Kohlenstoffdioxid (CO{-2}) zu vermindern. Ebenso wird der Atomausstieg begrüßt. Aber jetzt Windkraft auf Biegen und Brechen? Altpeter: "In Bayern müssen Windkraftanlagen so weit von Wohnbebauung entfernt stehen, dass der Abstand dem Zehnfachen der Höhe der Windräder entspricht." Hier wären das zwei Kilometer: "Das hieße, dass im Saarland kaum Windkraftanlagen möglich wären." Deshalb gelte im Saarland nur eine Minimallösung.

Hoffnungsvoll blicken die Gegner des Windparks Bous nach Paris. Denn dort entscheidet die Unesco-Kommission, ob die Pläne mit dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte vereinbar sind. Sagt sie "Non!", könnte dies das Aus für die Anlage bedeuten. Weiter hoffen die Gegner, dass das Knappschaftsklinikum Püttlingen Argumente vorbringen kann, um die Gefahr abzuwenden. "Stark ist nur, wer sich organisiert", so Katja Bär-Hanuja. Sie wohnt nicht weit vom Püttlinger Mathildenschacht und zählt zu denen, die direkt betroffen sind. 150 Unterstützer habe sie allein über Facebook um sich versammelt, und zwar in der Bürgerinitiative "Gegenwind VPE" (Völklingen, Püttlingen, Elm), die zur 20 Initiativen zählenden Landesinitiative Gegenwind zählt. Von der Landesregierung fordert die Initiative transparentere Genehmigungsverfahren, eine Abstandsregelung nach bayerischem Vorbild und keine Windkraft- Finanzierung durch öffentlich-rechtliche Institute oder öffentliche Mittel.

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