"Wie zeitgemäß ist basisdemokratisch?"

Neunkirchen. Vor 400 Jahren, im September 1610, wurde auf der Generalsynode in Duisburg der Grundstein für das Selbstverständnis der Evangelischen Kirche im Rheinland gelegt. Dieses Jubiläum gilt es in diesem Jahr zu feiern, nicht jedoch, ohne auch kritisch die Strukturen der Evangelischen Kirche, die seit vier Jahrhunderten bestehen, zu hinterfragen

Neunkirchen. Vor 400 Jahren, im September 1610, wurde auf der Generalsynode in Duisburg der Grundstein für das Selbstverständnis der Evangelischen Kirche im Rheinland gelegt. Dieses Jubiläum gilt es in diesem Jahr zu feiern, nicht jedoch, ohne auch kritisch die Strukturen der Evangelischen Kirche, die seit vier Jahrhunderten bestehen, zu hinterfragen. Das Motto des Jubiläumsjahres lautet "Wir sind so frei - bewahren oder aufbrechen?" und wurde am Mittwoch in der Christuskirche Neunkirchen kontrovers diskutiert.Als Grundlage zur Diskussion gab es ein Impulsreferat von Christian Drägert, Vizepräsident der Evangelischen Kirche im Rheinland. Er stellte die presbyterial-synodale Ordnung, die die Grundlage der Verwaltung innerhalb der Evangelischen Gemeinden, aber auch darüber hinaus regelt, in Frage: "Ist dieses basisdemokratische Selbstverständnis heute noch zeitgemäß?"Zum einen sieht Drägert die Gefahr darin, dass gerade in der Ebene der Presbyterien diese Gremien eher zum Selbstzweck als zum Selbstverständnis der Kirchengemeinde zusammenkommen. Zudem sieht er eine große Gefahr in der Kleinteiligkeit. Der Wunsch, Aufgaben in die höhere Ebene zu delegieren, hat für Drägert seine Berechtigung.Bewahren und aufbrechenAuch der Blick über den Tellerrand sei wünschenswert. "Wir haben grundlegende Strukturprobleme. Ziel sollte ein qualitativer sowie quantitativer Wachstum in den Gemeinden sein. Dazu müssen wir unsere immer geringer werdenden Ressourcen bestmöglich nutzen", appellierte Drägert. "Bewahren und aufbrechen, und zwar zu neuen Wegen."Die Podiumsdiskussion wurde souverän von Marlene Grund, Redakteurin beim Evangelischen Pressdienst, geleitet. In zwei Fragerunden beleuchtete sie beide Seiten der Kirchenverwaltung. Für zeitgemäß und leistungsfähig hält Bärbel Hoffmann, Presbyterin in Spiesen-Elversberg, das Gremium an der Basis. "Aber man muss schon alte Strukturen aufbrechen, Raum geben für neue Ideen. Dazu gehören junge Presbyter und der Wunsch, etwas zu bewegen. Als überaus wichtig schätzt Rieke Eulenstein von der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend Saar die Arbeit der Basis an. "Gerade dadurch erreichen wir Transparenz in den Entscheidungen." Dass man von höherer Stelle den Presbyterien keine Aufgaben wegnehmen, sondern sie von manchen Verwaltungsaufgaben entlasten will, betonte Christian Weyer, Superintendent des Kirchenkreises Saar-West. Die Fragerunde der Zuhörer zeigte, wie wichtig die Arbeit in den Presbyterien ist, doch bestimmte Aufgaben und Entscheidungen könnten - auch auf Wunsch der Ehrenamtlichen - in die höhere Ebene verlagert werden. cim

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