Wie Tipps von Mentorinnen Migrantinnen helfen könnten

Saarbrücken. In Dänemark geht man seit 2003 einen neuen Weg, um Flüchtlingsfrauen und Migrantinnen mit Bildungs- und Karrierewünschen zu unterstützen. Eine berufserfahrene Dänin begleitet jeweils eine Migrantin über etwa ein Jahr als Mentorin. Mindestens eine von vier Migrantinnen komme durch dieses Mentorinnen-Programm am Ende zu einem Arbeitsplatz, berichtet Elisabeth Möller-Jensen

Saarbrücken. In Dänemark geht man seit 2003 einen neuen Weg, um Flüchtlingsfrauen und Migrantinnen mit Bildungs- und Karrierewünschen zu unterstützen. Eine berufserfahrene Dänin begleitet jeweils eine Migrantin über etwa ein Jahr als Mentorin. Mindestens eine von vier Migrantinnen komme durch dieses Mentorinnen-Programm am Ende zu einem Arbeitsplatz, berichtet Elisabeth Möller-Jensen. Sie leitet das dänische Frauenforschungszentrum Kvinfo in Kopenhagen, das dieses Programm konzipiert und inzwischen ein riesiges Mentorinnen-Netzwerk aufgebaut hat. Ein lohnendes Modell auch für das Saarland? Das fragen sich die ASKO-Stiftung, die Saarländische Inititiative Migranten und Arbeitswelt (SIMA) und das Saarbrücker Zuwanderungs- und Integrationsbüro.Anlässlich des Frauenthemen-Monats präsentierte Möller-Jensen das dänische Netzwerk vor Fachfrauen in der Saarbrücker Frauenbibliothek. Deren Team hatte das Mentoring-Konzept in Kopenhagen "aufgespürt". Die Idee hat in Dänemark offenbar sofort gezündet. Nach ersten Aufrufen meldeten sich 300 Däninnen und 150 Migrantinnen, "die nur auf eine Mentorin gewartet hatten", erzählt Möller-Jensen. Die wenigsten Mentorinnen hätten zuvor Kontakte zu Migrantinnen gehabt. Für sie sei diese ehrenamtliche Arbeit attraktiv, weil sie interessante Gespräche erwarten. Eine dänische Krankenschwester könne so erfahren, wie es ist, als Krankenschwester in Thailand zu leben.

"Im Mittelpunkt steht für uns aber die Migrantin", so die Kvinfo-Direktorin. In einem Erstgepräch erfrage eine Projekt-Mitarbeiterin zunächst: "Wovon träumen Sie, welche Art von Leben, welche Bildung hätten Sie gern?" Dieses Interview sei der schwierigste Part der Arbeit, denn viele Migrantinnen erzählten dort zum ersten Mal überhaupt ihr Leben einer anderen Person. In einem Vertrag werde festgelegt, welches Ziel sie im Mentoringprozess erreichen will. Dann wird aus der Datenbank die passende Mentorin ausgesucht. "Wir fokussieren auf die positive Perspektive statt auf die Probleme". 75 Prozent der Migranten wollten vorrangig einen Arbeitsplatz, auch wenn es Kvinfo bei dem Programm um mehr gehe: "Es ist für uns auch ein politisches Projekt, wir wollen die Gesellschaft öffnen", sagt Möller-Jensen. Wichtig sei, dass sich Mentorin und Mentee auf gleicher Augenhöhe austauschen. In Trainings für Mentorinnen heiße die wichtigste Botschaft: "Vergiss alle deine guten Ratschläge und höre der Migrantin zu". Beide Frauen könnten etwas lernen. Bei Konflikten und Enttäuschungen stehen Projekt-Mitarbeiterinnen mit Rat zur Verfügung oder ziehen weitere Mentorinnen hinzu. 5000 Mitglieder habe das Mentorinnen-Netzwerk inzwischen, das reicht von der afghanischen Flüchtlingsfrau bis zur dänischen Spitzenpolitikerin. Finanziert wird es vom dänischen Immigrationsministerium und lokal. "Wir wollen mit den anderen Veranstaltern die Idee aufgreifen und über eine Umsetzung im Saarland nachdenken", sagte Andrea Adam von SIMA auf Nachfrage der SZ. "Wir fokussieren auf die positive Perspektive statt auf die Probleme."

E. Möller-Jensen

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