Wie Solarlampen das Leben verbessern können

Es ist soweit: In der zweiten Folge meiner "Post aus Kenia" habe ich noch davon berichtet, dass ein TV-Bericht von der Deutschen Welle über meine Partnerorganisation Ecofinder Kenya in Arbeit sei und bald veröffentlicht wird. Am 2. Oktober wurde er nun im TV-Programm der DW ausgestrahlt. Jetzt kann man sich diesen siebenminütigen Bericht im Internet auf YouTube ansehen

Es ist soweit: In der zweiten Folge meiner "Post aus Kenia" habe ich noch davon berichtet, dass ein TV-Bericht von der Deutschen Welle über meine Partnerorganisation Ecofinder Kenya in Arbeit sei und bald veröffentlicht wird. Am 2. Oktober wurde er nun im TV-Programm der DW ausgestrahlt. Jetzt kann man sich diesen siebenminütigen Bericht im Internet auf YouTube ansehen. Damit ihn jeder finden kann habe ich den Link zum Video in meinem Blog (nicolaskisumu.wordpress.com) eingefügt.Es war wirklich ungewöhnlich und etwas gewöhnungsbedürftig, gerade in der allerersten Woche bei meiner Einsatzstelle ein beobachtendes Kamerateam die ganze Zeit im Rücken zu haben. Ich war schon froh, als ich das endlich hinter mir hatte, aber auch gleichzeitig glücklich darüber, direkt zu Anfang meiner Zeit hier in Kisumu einen Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit der Organisation Ecofinder geleistet zu haben.

Die folgende Woche ohne Kamera war für mich deshalb die erste richtige Einsatzwoche bei Ecofinder. Der Einstieg wurde mir richtig schön gestaltet. Als erstes stellte mir mein Chef Leonard Akwany in einem netten Gespräch Ecofinder Kenya nochmal genauer mit seinen Projekten und Zielen vor. Diese sind so definiert, in der lokalen Bevölkerung ein stärkeres Bewusstsein für die eigene Umwelt und die schöne Natur des Viktoriasees zu schärfen, um sie damit zu erhalten beziehungsweise auch wiederherzustellen. Dies kann über verschiedenste regionale Umweltprojekte funktionieren, die dabei natürlich auch zum gobalen Klimaschutz beitragen. Prinzipiell ist meine Partnerorganisation für alle Arten von Ideen und Projekten offen.

Was mir die schöne Möglichkeit bereitet, eigene Initiative zu ergreifen, da ich mehr oder weniger selbst bestimmen kann, was ich mache und woran ich arbeite. Allerdings bin ich auch aufgefordert, immer einen "Workplan" pro Monat zu machen, damit das, was ich tue, auch Struktur und immer ein Ziel vor Augen hat.

Ich entschied, mich als erstes dem Solarlampenprojekt zu widmen. Genauer handelt es sich dabei um eine Solarlampenvermietung, die von Ecofinder ins Leben gerufen wurde. Gestartet wurde das Projekt bereits im März dieses Jahres, wobei acht Kleinunternehemer jeweils mit zehn Solarlampen ausgestattet wurden, um diese an Leute aus der lokalen Bevölkerung weitervermieten zu können. Mit 25 Prozent des Einkommens sollen unsere "Solar Lamps-Entrepreneurs" nach etwa anderthalb Jahren die Kosten für die Lampen zurückzahlen. Ecofinder hat dadurch die Möglichkeit, wieder neue, zusätzliche Lampen zu kaufen. In dem Zusammenhang habe ich die etwas chaotische Buchführung über die Rückzahlungen neu geordnet und davon eine elektronische Excel-Version erstellt.

Aber es fragen sich nun bestimmt einige Leser, wozu man denn Solarlampen vermieten sollte. Das auch zurecht, denn in Merzig würde ein solches "Business" niemals funktionieren, weil einfach keine Nachfrage besteht. In Kisumu herrscht dafür jedoch ein riesiger Markt, weil hier sehr viele Menschen noch nachts aus Mangel an Elektrizität lediglich Kerosinlampen als Lichtquelle nutzen. Wenn man also eine Solarlampe günstiger anbietet, als die Kosten des nächtlich benötigten Kerosins betragen, wird dieses Angebot schnell für viele Menschen hier interessant. Solarlampen haben eine ganze Reihe von Vorteilen gegenüber Kerosinlampen, die ich an dieser Stelle aufführen möchte, um deren Nutzen zu verdeutlichen. Das Wichtigste ist, dass mit Solarlampen ärmere Menschen die Möglichkeit haben, Geld zu sparen. Zudem sind Solarlampen offensichtlich umweltfreundlicher aufgrund des beim Gebrauch nicht vorhandenen CO2-Ausstoßes. Gleichzeitig wird das Brandrisiko in den Slums erheblich gesenkt, da es nicht mehr so viele offene Flammen in den Lehm- und Holzhütten gibt. Außerdem wirkt sich eine Solarlampe, die eine Kerosinlampe ersetzt, positiv auf die Gesundheit der Menschen aus. Denn Kerosinlampen produzieren gesundheitsschädliche Gase und einen übel riechenden Rauch.

Der wahrscheinlich nachhaltigste positive Aspekt ist jedoch, dass Kindern auch das Lernen am Abend und in den Nachtstunden erheblich erleichtert wird, wenn sie eine helle Solarlampe zur Verfügung haben. Mit dem diffusen Licht von Kerosinlampen ist es kaum möglich zu lesen oder zu lernen. Es ist eine schöne Vorstellung, mit einer Solarlampe einem Menschen vielleicht das gesamte Leben verbessert zu haben, allein durch die Erleichterung, in der Kindheit besser an Bildung gelangen zu können.

Aus diesem und den vielen anderen Gründen bin ich absolut vom Solarlampenprojekt überzeugt und motiviert, dabei zu helfen, so viel wie möglich Kerosinlampen gegen Solarlampen auszutauschen.

Deshalb war es für mich auch eine sehr schöne Aufgabe, einmal alle acht "Solar Lamps Entrepreneurs" (SLEs) zu besuchen, um mich nach ihrem "Business" zu erkundigen und nach Problemen oder Wünschen zu fragen. Diese kleinen Interviews konnte ich in der Regel in Englisch halten, in einem Fall jedoch beherrschte mein Gegenüber, Bernard Owino Oloo, lediglich die lokale Stammessprache "Luo", so dass ich die Hilfe eines Übersetzters brauchte. Für mich eine komplett neue Erfahrung, ich fand es sehr erstaunlich, wie viel man dennoch über Mimik und Gestik verstehen kann. Bernard erzählte mir beispielsweise ganz empört, dass ein Fischer eine gemietete Solarlampe seit mehreren Tagen nicht mehr zurück gebracht hat, obwohl er gar nichts so lange damit anfangen könnte, da diesem das Solarpanel zum Wiederaufladen fehle. Inzwischen hat Bernard zum Glück jedoch wieder alle seine Lampen beisammen.

Ein wichtiger Punkt meiner Besuche war die Tagestour nach und auf Mageta Island, eine Insel auf dem Viktoriasee rund 150 Kilometer westlich von Kisumu und direkt an der ugandischen Grenze. Einer unserer Solarlampen-Unternehmer, Keldon Omondi, lebt und vermietet nämlich dort seine Lampen. Ihn zu besuchen, war das Ziel der Tagestour. Um dort hinzugelangen, musste ich bereits um 4.50 Uhr aufstehen, da wir ein Daladala (Kleinbus) um sechs Uhr morgens von Kisumu nach Usenge nahmen. Von diesem Fischerstädtchen Usenge kann man viermal am Tag eine Fähre nach Mageta nehmen.

Gegen Mittag kamen wir auf der Insel, die die Heimat einer der ärmsten Menschen Kenias ist, an. Fast alle Familien leben hier von der Fischerei, der Verarbeitung und dem Verkauf der Fische. Fließendes Wasser und Strom hat so gut wie niemand, da die Insel keinen Anschluss an das öffentliche Stromnetz hat. So ist es auch klar, wieso Solarlampen dort sehr dringend gebraucht und benötigt werden. Eigentlich ist Mageta eine wunderschöne Insel mit einer herrlichen Natur, doch durch die allgegenwärtige Armut trägt man die ganze Zeit auch ein bedrückendes Gefühl mit sich.

Doch zurück zum Job: Nach dem Interview mit Keldon zeigte er uns den Ort, wo er seine Lampen lädt, führte uns dann wieder ans Ufer zum Fischmarkt und zu großen Fischlehmräucheröfen. Der letzte Tagespunkt war der Gang zur "Primary School" auf Mageta. Es fand kein Unterricht statt, weil die Lehrer wegen zu geringem Gehalt streikten. Mir wurde erzählt, dass aber sowieso nur die wenigsten an der Schule einen Abschluss machen, weil die Jungen schon früh zur Arbeit auf dem Wasser kommen sollen und die Mädchen nicht selten bereits vor der letzten Klasse mit 13 Jahren verheiratet werden.

All diese Dinge haben einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen, weshalb ich unbedingt versuchen will, auf irgendeine Art und Weise zusammen mit Ecofinder weitere Impulse auf dieser Insel zu setzen, damit sich die dortigen Lebensumstände etwas verbessern können. Schließlich muss ich sagen, dass sich unglücklicherweise bei meinen Besuchen heraus gestellt hat, dass einige Solarlampen bereits nach wenigen Monaten defekt waren. Dass so die ganze Projektidee nicht funktionieren kann, ist klar. Ecofinder hat deshalb bereits die Lampenmarke gewechselt und die meisten defekten Lampen ersetzt. Das Angebot an verschiedenen Solarlampen ist groß, ich habe mir vorgenommen, nach guten und günstigen Lampen zu recherchieren, die man am besten auch recht einfach noch vor Ort reparieren kann. Mehr dazu und von einer spannenden Reise nach Tansania in der nächsten "Post aus Kenia". "Es war ungewöhnlich und gewöhnungs- bedürftig, gerade in der allerersten Woche bei meiner Einsatzstelle ein Kamerateam die ganze Zeit im Rücken zu haben."

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