Wie sehen denn eigentlich Gefühle aus?

Merzig. "Wie soll ich denn Gefühle malen?", fragen die Schüler fast in allen Kleingruppen des Projektes "Hospiz macht Schule" in der Grundschule St. Josef in Merzig. Sie haben gerade einen Beitrag aus der Kindersendung "Willi will's wissen" gesehen, in dem es um Gefühle von Schwerkranken und Trauernden geht

Merzig. "Wie soll ich denn Gefühle malen?", fragen die Schüler fast in allen Kleingruppen des Projektes "Hospiz macht Schule" in der Grundschule St. Josef in Merzig. Sie haben gerade einen Beitrag aus der Kindersendung "Willi will's wissen" gesehen, in dem es um Gefühle von Schwerkranken und Trauernden geht. Moderator Willi hat einen alten Mann besucht, der weiß, dass er nicht mehr lange leben wird. Sein Herz funktioniert nicht richtig. Als Willi ihn fragt, ob er denn Angst hat, sagt er: "Ich habe noch nie eine Sekunde Angst gehabt vorm Sterben". Dabei hat er sogar ein kleines Lächeln auf den Lippen. Für seinen Sohn ist die Situation nur schwer zu ertragen. Er erklärt Willi, dass es für ihn sehr schmerzhaft ist und fängt dabei an zu weinen. "Ist es denn in Ordnung zu weinen, wenn man Angst hat vor dem Tod oder wenn ein lieber Angehöriger stirbt?"; will Willi von dem alten Mann wissen. Natürlich sei das in Ordnung. Jeder dürfe weinen, wenn er traurig ist, versichert er dem Moderator. Es erfordert manchmal halt viel Mut, seine Gefühle zu zeigen oder sogar zu weinen. Die Kinder, die dem Beitrag mucksmäuschenstill gefolgt sind, erzählen danach von anderen Beerdigungsritualen, die sie kennen. Beispielsweise, dass es möglich ist, die Asche eines Verstorbenen auf dem Meer zu verstreuen. Oder dass die Wikinger ihre Toten auf einem Floß aufs Meer hinaustreiben lassen. Im Anschluss sollen sie in den kleinen Gruppen Gefühle malen. "Wie sehen Gefühle denn aus?" fragt ein Junge etwas ratlos. So wie ihm ergeht es einigen Kindern, doch sie finden schnell eine Lösung. Sie malen einfach verschieden farbige Kleckse, Strichgesichter, die weinen, lachen oder böse sind. Oder sie greifen das Thema sachlich auf und malen Leichenwagen, Krankenwagen und den alten Mann aus dem Beitrag, wie er im Bett liegt. Wie schon an den Vortagen nutzen sie dazu hauptsächlich helle und bunt-fröhliche Farben, was zeigt, dass sie gut mit den Themen umgehen können, dass ihnen alles behutsam und kindgerecht vermittelt wird. Schließlich hören sie, wie die Geschichte "Julia bei den Lebenslichtern" weitergeht. Gestern haben sie bereits Julia kennengelernt, ein kleines Mädchen, dessen Oma plötzlich verstorben ist. Julia weint und vermisst die Oma, die mit ihr gespielt hat, die für sie da war. Ihre Mama scheint in Julias Augen jedoch keine Trauer zu empfinden. Sie weint nicht, sie sieht aus wie immer und spricht ganz ruhig mit ihrer Tochter. Julia darf nicht mit zur Beerdigung der Oma. Ihre Mama glaubt, dass sei zu traurig für Kinder. Doch das kleine Mädchen will wissen, wo Oma ist. Die Schüler äußern im Anschluss an die Geschichte ähnliche Gefühle. Sie würden auch wissen wollen, was mit Oma ist. Sie fänden es nicht gut, wenn die Eltern ihnen beispielsweise den Tod eines Angehörigen verschweigen würden. Und ebenso wenig könnten sie verstehen, wenn die Erwachsenen nicht zeigen, dass sie traurig sind. Wie sehr Trauer die Menschen beeinflussen und verändern kann, erfahren die Schüler wieder von Moderator Willi. Im letzten Teil seines Beitrags zeigt ihm dies ein Mann anhand einer Pflanze. "Wenn man einen geliebten Menschen verliert, ist es so, als würde die Pflanze ihre Wurzel verlieren. Damit hat sie keinen festen Halt mehr in der Erde und fällt beim kleinsten Windstoß um. Es erfordert dann sehr viel Kraft neue Wurzeln zu bilden und sich wieder fest in der Erde zu verankern." "Was kann ich denn tun, um zu helfen?", fragt Willi. "Viel Geduld haben, ehrlich sein und vor allem nicht weglaufen, wenn es schwierig wird", ist die Antwort im Beitrag. Und es kann dauern, bis ein trauernder Mensch wieder fest im Leben steht, die Geduld muss sein Umfeld haben. Um dieses anschauliche Bild der Pflanze zu verdeutlichen, pflanzen die Schüler vorgezogene Kastanien und Frühblüher in Töpfchen, die sie vorher bemalt haben. Sie werden die Pflanzen pflegen und in den nächsten Wochen beobachten, wie sie wachsen und sich verändern, nachdem sie sie fest mit der Wurzel in der Erde eingepflanzt haben.

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