Wie Oma und Opa die Schulbank drückten
Ottweiler. Ferien hin, Ferien her - eine Alternative zum Schwimmbad ist die Schule trotzdem: Nämlich in Form des Ottweiler Schulmuseums, gelegen im reizvollen historischen Altstadtkern der früheren Residenzstadt
Ottweiler. Ferien hin, Ferien her - eine Alternative zum Schwimmbad ist die Schule trotzdem: Nämlich in Form des Ottweiler Schulmuseums, gelegen im reizvollen historischen Altstadtkern der früheren Residenzstadt. Der Ausflug in die Schulhistorie des vergangenen Jahrhunderts und noch weiter zurück ist spannend bis amüsant für die ganze Familie - für die Omas und Opas oft ein Déja-vu-Erlebnis, für die Enkel ein Kuriositäten-Kabinett.Das 1993 eröffnete Museum ist im Wesentlichen eine Schöpfung von Professor Horst Schiffler, der auch heute noch die "Seele" der - auch wissenschaftlich anspruchsvollen - Sammlung ist. Der Geruch von Bodenöl und feuchten Tafellappen empfängt rund 7500 Besucher jährlich, die große Mehrzahl davon sind Schulklassen. Drei Etagen mit acht Ausstellungsräumen sowie ein Schulturnplatz aus der Kaiserzeit neben dem Museum bieten einen fantasieanregenden Spaziergang durch den Unterricht vergangener Zeiten.
Trotz der "angestaubten" Exponate herrscht keine steife Museumsatmosphäre - im Gegenteil, für Kinder (oder neugierige Erwachsene) taucht immer wieder die Einladung "Bitte benutzen" auf. Da lassen sich mit bedruckten Würfeln Bilder basteln, die Rechenmaschine ausprobieren, auf einem Ungetüm von Schreibmaschine herumhacken, Papiertheater spielen . . . Auf Wunsch kriegen Kinder Gänsefeder oder Griffel um auf Papier oder Tafel beispielsweise die alte Sütterlin-Schrift nachzuahmen.
Fürs Erinnerungsfoto kann man in eine "Lehrer-Lämpel"-Ausstattung schlüpfen oder einem Schüler aus der Kaiserzeit sein Gesicht verleihen. Oder man kann sich in einer Schulstube um 1850 die "Eselskapp" überziehen und auf einen Holzesel setzen - eine der heute kaum nachvollziehbaren drakonischen Strafen für damalige Eleven. Eine andere war der Aufenthalt im Karzer, dem engen Schulgefängnis.
In Themenräumen wird die Entwicklung der Schulausstattung lebendig. Im Medienraum etwa wirft ein wuchtiger Diaprojektor Bilder an die Wand, eine Schulfunksendung aus den 70er Jahren ist zu hören oder alte Schulfilme sind digitalisiert am PC anzuschauen. Wer sich die Muße nimmt, die Exponate detailliert zu erkunden, entdeckt, dass Preußen-König Friedrich Wilhelm II. das Abitur 1834 als Hochschulzugang obligatorisch machte, dass die Römer auf Wachstäfelchen schrieben, oder dass die Schreibgeräte im Mittelalter teils aus Knochen bestanden. Wer weiß auch noch, dass es vor gar nicht allzu langer Zeit zum Schulanfang Glückwunschkarten für die Neulinge gab?
"Unser Museum entzündet Erinnerungen an Dinge, die man teilweise wieder vergessen hat und weckt Gesprächen zwischen den Generationen", sagt Professor Schiffler. Er arrangiert auch immer wieder Sonderausstellungen. Bis Oktober ist eine Karikaturen-Schau zu sehen. Mehr als 70 Grafiken zeigen, dass Schule und Lehrer schon immer Gegenstand von Satire waren.
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Auf einen Blick
Schulmuseum Ottweiler, Goethestraße 13, Tel. (06824) 46 49, E-Mail: schulmuseum@handshake.de
Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag, 10 - 17 Uhr, Sonntag, 11 -17 Uhr. Führungen für Gruppen nach Vereinbarung.
Eintrittspreise: Kinder 1,50 Euro, Erwachsene 2,50 Euro, Familienkarte 5 Euro.
Parkplätze sind in der Umgebung des Ottweiler Stadtzentrums ausreichend vorhanden. Der Fußweg vom Bahnhof zum Schulmuseum dauert etwa fünf Minuten.