Brennpunkt in der Innenstadt Stadt Saarbrücken greift an der Johanneskirche ein – wie OB Conradt die Haltestelle wieder sicherer machen will

Saarbrücken · Die Haltestelle Johanneskirche in der Saarbrücker Innenstadt ist für viele einer der Brennpunkte in der Landeshauptstadt. Immer wieder kommt es zu Beschwerden und Einsätzen der Polizei. Jetzt will die Landeshauptstadt vor Ort Änderungen vornehmen.

Wie OB Conradt die Johanneskirche in Saarbrücken sicher machen will
Foto: BeckerBredel

Vielen ist sie nicht geheuer: Die Saarbahnhaltestelle Johanneskirche direkt gegenüber des Saarbrücker Rathauses. Sie ist seit langem Treffpunkt für sogenannte Randständige und sorgt immer wieder für Beschwerden von Passanten, Anwohnern und Saarbahn-Fahrgästen. Auch die Polizei ist dort regelmäßig im Einsatz. Es werden Drogen verkauft. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Die Polizei betrachtet die Johanneskirche offiziell als „gefährlichen Ort“. Mit Kameras wird der Bereich um die Kirche beobachtet.

Jetzt soll sich vor Ort einiges ändern. Wie die Stadt Saarbrücken am Freitag mitteilte, werden die Saarbahn-Fahrgastunterstände an der Johanneskirche in Fahrtrichtung Lebach durch moderne Unterstände aus Glas ersetzt. Bereits an diesem Samstag (7. Mai) wird die Saarbahn die alten Unterstände abbauen. „Der Samstag wurde gewählt, da der Abbau und Abtransport der alten Unterstände laut Betriebs- und Bauanweisungen (Betra) der Saarbahn nur in Zugpausen erfolgen darf und diese am Wochenende länger als werktags sind“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt dazu.

Ab diesem Montag (9. Mai) wird die Firma Wall dort dann zwei moderne Fahrgastunterstände errichten. Die neuen Unterstände seien vergleichbar mit jenen an der Bushaltestelle am Rathaus St. Johann in der Betzenstraße. Wie Die Kosten für die Herstellung und Errichtung der Unterstände übernimmt nach Angaben der Stadt die Firma Wall selbst. Inklusive Tiefbau und Fundamentherstellung sollen die Arbeiten mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Basis sei eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Firma Wall und Landeshauptstadt Saarbrücken, heißt es.

Johanneskirche soll wieder „ein sicherer Ort“ werden

„Das Umfeld der Johanneskirche soll wieder ein sicherer Ort für alle Menschen werden. Für die Menschen, die sich bislang und zum Teil sicherlich auch in Zukunft dort aufhalten, haben wir zahlreiche Sozialangebote in der Stadt und wir werden zusätzliche Angebote an einem neuen Ausweichstandort schaffen. Mir ist es wichtig, zu betonen, wir drängen niemanden aus dem öffentlichen Raum, auch die Menschen, die sich heute dort aufhalten, sind und bleiben Teil unserer Stadt und haben ein Recht auf ihren Platz, aber es muss im Interesse aller Menschen so gestaltet werden, dass Nutzungskonflikte minimiert werden“, erklärte Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt dazu.

„Nach 25 Jahren sind die Unterstände sanierungsbedürftig, sie weisen einen hohen Pflegeaufwand auf. Es ist an der Zeit, diese durch moderne Unterstände zu ersetzen. Das tun wir jetzt. Zudem wissen wir von vielen Kunden, dass sie die Situation an der Haltestelle Johanneskirche verängstigt und sie diese daher sogar meiden. Wir hoffen, dass wir das Sicherheitsgefühl unserer Fahrgäste dadurch erhöhen können“, erläuterte Saarbahn-Geschäftsführer Peter Edlinger.

Stadt will Alternativangebot schaffen

Als Stadt habe man Verantwortung für alle Menschen, die sich um die Johanneskirche aufhalten: Anwohner, Saarbahn-Kunden und Besucher der Innenstadt. „Unter Abwägung der verschiedenen Interessen haben wir uns für diesen Schritt entschieden“, so Conradt.

„Wir planen einen neuen Aufenthaltsort mit angemessener sozialer Betreuungsstruktur für Menschen mit multiplen Problemlagen in Innenstadtnähe. Dieser soll mit einer Toilettenanlage ausgestattet werden. Zudem soll der Platz begrünt und für das Angebot von verschiedenen Freizeitaktivitäten vorbereitet werden“, sagt Uwe Conradt. Auch der Kirchgarten soll in Zukunft wieder von Montag bis Freitag öffnen. Mit der evangelischen Kirchengemeinde hatte der Oberbürgermeister die Maßnahmen vorab erörtert.

Kritik an Abbau von den Grünen

Die Grünen im Stadtrat der Landeshauptstadt Saarbrücken kritisieren dagegen die Pläne und fordern ein Gesamtkonzept, das soziale Aspekte und Sicherheitsaspekte in Einklang bringt. „Wir sind überrascht von der plötzlichen Entscheidung der Verwaltung, die Fahrgastunterstände an der Saarbahnhaltestelle Johanneskirche bereits morgen abzubauen, bevor ein neuer Ausweichstandort für die Menschen gefunden worden ist, die sich im öffentlichen Raum aufhalten müssen. Für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, die sich an der Johanneskirche aufhalten, muss die Sozialarbeit der Landeshauptstadt Saarbrücken verbessert werden“, sagte Claudia Schmelzer, Fraktionsvorsitzende der Stadtratsfraktion von Bündnis 90 die Grünen, dazu.

„Die Demontage von Fahrgastunterständen macht die Landeshauptstadt Saarbrücken weder sicherer, noch hilft sie den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt. Soziale Probleme in der Landeshauptstadt Saarbrücken werden mit diesem Vorgehen nicht angegangen, sondern innerhalb der Stadt verlagert. Was es braucht, ist ein Gesamtkonzept, das zusammen mit Sozialarbeitern, dem Zentrum für Bildung und Beruf Saar, dem Sozialdezernat der Landeshauptstadt Saarbrücken und den Wohlfahrtsverbänden erarbeitet werden sollte,“ so Thomas Brass, sozialpolitischer Sprecher der Stadtratsfraktion von Bündnis 90 die Grünen.

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