SZ-Telefonaktion Wie man vom Alkohol loskommt

Saarbrücken · Während unserer SZ-Telefonaktion haben sich Ehepartner, Mütter, Freunde und auch Betroffene selbst gemeldet. Es ging vor allem um die Frage: Wie kommt man weg vom Alkohol, und wie geht man mit Angehörigen um, die zu viel trinken?

Wir drucken hier Auszüge aus den Gesprächen mit den Beraterinnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Am Wochenende trinkt sich mein Mann regelrecht ins Koma. Wenn ich ihn darauf anspreche, rastet er aus. Mir reicht es. Am liebsten würde ich ausziehen. Soll ich?

EXPERTIN Das können natürlich nur Sie allein entscheiden. Vielleicht hilft es Ihnen zu wissen, dass eine solche rigorose Entscheidung allen Beteiligten helfen kann. Oft bewegt sich der Betreffende erst dann, wenn er vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Und bestimmt wird Ihnen ein wenig Abstand auch guttun. Wenn Sie sich Unterstützung holen möchten – bei der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung findet man im Internet unter www.dajeb.de geeignete Anlaufstellen.

Zwei, drei Glas Rotwein am Abend sind in Ordnung – sagt meine Frau. Ich bin da anderer Auffassung. Was meinen die Experten?

EXPERTIN Wer auf seine Gesundheit achten möchte, sollte pro Tag nicht mehr als 24 Gramm reinen Alkohol trinken. Das gilt aber nur für Männer. Bei Frauen liegt die Grenze bei 12 Gramm. Die stecken zum Beispiel in einem einem Achtelliter Wein, Viertelliter Bier oder in 40 Millilitern Schnaps. Drei Gläser Rotwein sind definitiv mehr als empfohlen. Wissen muss man auch, dass man mindestens an zwei Tagen in der Woche alkoholfrei sein sollte, um eine Gewöhnung an die Droge zu vermeiden.

Mein Mann hat enorm viel Stress auf der Arbeit. Seit ein paar Wochen trinkt er deshalb übermäßig viel. Was kann ich tun? Trennung kommt nicht infrage, da wir ansonsten gut miteinander auskommen.

EXPERTIN Reden Sie Klartext: Sagen Sie Ihrem Mann ganz deutlich, dass Ihnen sein Trinken sehr große Sorgen macht, und bitten Sie ihn, das zu ändern. Je konkreter Sie Ihre Forderung formulieren, desto besser. Suchen Sie für das Gespräch einen ruhigen Moment, in dem er nüchtern ist. Wenn er seinen Alkoholkonsum verringern möchte, kann er sich Hilfe bei einer Sucht-Beratungsstelle holen. Hier erhalten nicht nur Schwerabhängige, sondern auch Menschen Unterstützung, die weniger trinken möchten. Eine aktuelle Auflistung finden Sie im Internet unter www.bzga.de/service/beratungsstellen/suchtprobleme.

Meine Tochter ist erwachsen, aber Sorge macht mir, dass sie so viel trinkt. Ich habe schon alles versucht, um Sie vom Alkohol wegzubekommen – nichts half. Was kann ich noch machen?

EXPERTIN Um dem Alkohol abzuschwören, bedarf es einer grundsätzlichen Verhaltensänderung. So eine Veränderung ist wie Klavierspielen lernen. Es braucht viel Zeit und erfordert tägliches Üben. Im Übrigen – oft ist es besser, wenn man als Mutter zwar sachlich schildert, was man beobachtet, aber nicht zu viel agiert. Vielleicht nehmen Sie Ihre Tochter einfach mal in den Arm und sagen ihr, dass es gut wäre, eine Therapie zu machen.

Mein Freund trinkt seit fast 20 Jahren, hat schon ein paar Therapien hinter sich. Ich wünsche so sehr, dass er endlich trocken wird. Aber immer wieder gibt es einen Rückfall. Wie kann ich ihm helfen?

EXPERTIN Es ist bestimmt schwer zu verstehen, aber wahr: Die beste Hilfe ist keine Hilfe. Es ist gut für Ihren Freund, wenn er spürt, dass er ganz allein für sein Leben verantwortlich ist. Er hat seine eigene Art, mit dem Alkohol-Problem umzugehen, auch sein eigenes Tempo. Lehnen Sie innerlich die Verantwortung dafür ab. Sonst ist die Gefahr groß, dass sich ein Helfersyndrom entwickelt. Dabei kümmert man sich vor allem um andere, lenkt sich von eigenen Problemen ab und kümmert sich nicht genug um sich selbst.

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