Wie man Kirchen würdig aufgibt

Ludweiler. Mit einem gemeinsamen Gebet endete am Samstagnachmittag die Synode des evangelischen Kirchenkreises Saar-West. Während des zweitägigen Treffens im Ludweiler Calvin-Haus forderten die 130 Delegierten fast einstimmig die Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Sie diskutierten aber auch Wirtschaftsfragen

Ludweiler. Mit einem gemeinsamen Gebet endete am Samstagnachmittag die Synode des evangelischen Kirchenkreises Saar-West. Während des zweitägigen Treffens im Ludweiler Calvin-Haus forderten die 130 Delegierten fast einstimmig die Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Sie diskutierten aber auch Wirtschaftsfragen.Hohen Kosten für die Unterhaltung und Sanierung von Gebäuden stehen sinkende Einnahmen gegenüber. Die demographische Entwicklung zwingt zum Handeln. "Die Gemeinden müssen überlegen, was sie mit den großen Gebäuden machen", sagte Superintendent Christian Weyer nach der Tagung im Pressegespräch. Ein Problem, das sich auch für die Völklinger Versöhnungskirchengemeinde stellte. Die Protestanten haben dem Martin-Luther-Haus den Rücken gekehrt. Das Gebäude soll an die Stadt verkauft und abgerissen werden. Gemeindegruppen sind in die benachbarte Kirche umgezogen. Genauer: in die ehemalige Traukapelle und die Sakristei. Die sanierten Räume sind nun unabhängig vom großen Kirchenraum heizbar. Es ist geplant, im Winter dort auch Gottesdienste zu feiern. In seinem Bericht lobte Weyer das "zukunftsweisende und beispielhafte Projekt". Ihre Kirche auf der Hermann-Röchling-Höhe hatte die Gemeinde Ende Januar aufgegeben.

Auch die Auferstehungskirche in Wehrden/Geislautern soll geschlossen werden. "Es hat sich noch keine zukunftsfähige Nutzung gefunden", sagte Superintendent Weyer. Das Problem ist schwierig, die Kirchen sollen auch nach dem Auszug der Protestanten ihre Würde behalten. So wie in Saarbrücken-St. Johann: Dort wird die Alte Kirche mittlerweile von der Musikhochschule genutzt. Es gibt Richtlinien: Ein Umbau zur Diskothek etwa kommt nicht in Frage. Und weil die Gebäude für eine weitere religiöse Nutzung nur an eine christliche Konfession übergeben werden dürfen, wird sich kein evangelisches Gotteshaus in eine Moschee verwandeln.

Die Auferstehungskirche ist nicht das einzige Problemkind der Gemeinde Völklingen-Warndt. Das Gebäude, das den Fürstenhausener Kindergarten beherbergt, kann nicht so saniert werden, wie es für den weiteren Betrieb nötig wäre. Ein neues Gebäude muss her. Gott sei Dank, so Weyer in seinem Bericht, stehen dafür bereits Fördermittel aus dem Konjunkturprogramm bereit.

Die neue Gemeinde entstand im Juni aus der Fusion der Gemeinden Karlsbrunn, Ludweiler und Völklingen-Auferstehung. Dank des Zusammenschlusses gibt es jetzt zwei volle Pfarrstellen. Bis zur Wahl des Presbyteriums im Februar 2012 hält ein Bevollmächtigtenausschuss die Fäden in der Hand. Weyer bescheinigt dem Übergangsgremium gute Arbeit. Zusammenwachsen, erklärt der Superintendent, funktioniere nie reibungslos. Er habe aber das Gefühl, dass man sehr offen und konstruktiv aufeinander zugehe.Foto: EVKS

Auf einen Blick

 Die Auferstehungskirche bereitet den Protestanten viel Kopfzerbrechen. Foto: Jenal

Die Auferstehungskirche bereitet den Protestanten viel Kopfzerbrechen. Foto: Jenal

Der evangelische Kirchenkreis Saar-West reicht von Hanweiler-Rilchingen im Osten entlang der Saar bis nach Perl im Westen und im Norden bis Wadern und Lebach. Derzeit leben dort 88 000 Protestanten in 27 Gemeinden mit 48 Pfarrstellen. Hinzu kommen 23 Theologen auf Funktionspfarrerstellen: Sie wirken etwa in Schulen, Krankenhäusern oder in der Telefonseelsorge. tan

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