Wie Leibs Heisje gerettet wurde

Limbach · Der ehemaliger Ortsvorsteher von Limbach, Gerd Imbsweiler, erzählt die interessante Geschichte von Leibs Heisje, einem kleinem Anwesen in der Dorfmitte. Am 22. Juni feiert hier der ASB-Ortsverband Saarpfalz sein 20-jähriges Bestehen.

 Leibs Heisje steht in der Dorfmitte von Limbach und gilt als wichtiger Treffpunkt. Foto: Gerd Imbsweiler

Leibs Heisje steht in der Dorfmitte von Limbach und gilt als wichtiger Treffpunkt. Foto: Gerd Imbsweiler

Foto: Gerd Imbsweiler

Als Frieda Hilpert, die letzte Bewohnerin dieses 1846 erbauten Arbeiter-Bauernhauses, am 9. Januar 1990 starb, wurde bekannt, dass der Speyerer Investor Jakob Rettinger, dem das Haus seit geraumer Zeit gehörte, die Absicht hatte, es abzureißen, um mit dem Gelände den Parkplatz seines danebenliegenden Einkaufsmarktes zu vergrößern.

Am 1. März 1990 fuhr ich in meiner Funktion als Ortsvorsteher nach Speyer, um Rettinger darüber aufzuklären, dass die Hauptstraße seit 1985 offizielles Sanierungsgebiet sei, die Gemeinde daher ein Interesse habe, historisch charakteristische Bausubstanz zu erhalten, wozu Leibs Heisje gehöre. Rettinger zeigte sich aufgeschlossen. Er meinte, wenn der Marktleiter, Karl Vester, die zusätzlichen Parkplätze nicht unbedingt brauche, könne er sich alternative Lösungen vorstellen. Nachdem sich Karl Vester dahingehend äußerte, kam es am 14. März 1990 zur Ortsbegehung vor dem Esbe-Markt. Teilnehmer: Rettinger, Vester, Göbel (Landeskonservatoramt) und Ortsvorsteher. Göbel erläuterte den Standpunkt seiner Behörde.

Als nach geraumer Zeit das Landeskonservatoramt Leibs Heisje zum erhaltenswürdigen Denkmal erklärte und die untere Baubehörde einen beantragten Abriss verweigerte, erhob Rettinger Einspruch. Mit Erfolg. Die obere Denkmalbehörde gab dem statt - trotz Intervention beim Behördenleiter.

Am 7. Dezember 1990 informierte ich die Öffentlichkeit: "Leibs Heisje wird demnächst der Spitzhacke zum Opfer fallen. Dies ist zu bedauern, verschwindet doch damit wieder ein typisches architektonisches Zeugnis aus einer Zeit, als die Limbacher Arbeiter und Bauern waren. Um mit dem Vieh und den landwirtschaftlichen Geräten ebenerdig ins Anwesen zu kommen, waren die Häuser nur teilweise unterkellert. Dies wiederum bedingte den hohen Treppenaufgang zur Wohnung. Diese und viele andere Merkmale charakterisieren dieses 1846 erbaute Haus.

Es hätte unbedingt erhalten bleiben müssen, zumal die vorgesehene Ortskernsanierung nicht nur die Neugestaltung des Verkehrsraums (Straßen, Fahrrad- und Gehweg) zum Ziel hat, sondern aus einer Fülle ergänzender Maßnahmen (zum Beispiel Gestaltung der Häuservorräume) besteht. Dazu gehört auch, dass unsere älteste Straße ein Spiegelbild der Entwicklung unseres Dorfes bleibt. Wo aber in jeder Generation die Zeugen der Vergangenheit immer wieder erneut abgerissen werden, wird diese Chance vertan. Es ist daher unverständlich, dass die obere Denkmalbehörde die Erlaubnis zum Abriss gegeben hat, obwohl die Fachbehörde das Haus unter Denkmalschutz gestellt hatte." Unabhängig vom Bescheid der oberen Denkmalbehörde, haben sich Interessierte schon vorher Gedanken gemacht, wie das Haus genutzt werden könne. Hier kamen Wolfgang Gütlein und seine damalige Frau Elisabeth ins Spiel: Als es um die Erhaltung der ehemaligen Pfarrscheuer ging, hatten sie den Architekten der Denkmalwerkstatt, die der ASB in Ottweiler betrieb, zu Rate gezogen. Aus Gründen der Statik (fehlender Ringanker) hatte der Gemeinderat die Restaurierung abgelehnt. Zum Leidwesen von Wolfgang Gütlein, aber die Kontaktaufnahme zum ASB hatte ihr Gutes: So bekamen wir mit, dass der ASB im Saarpfalz-Kreis Räumlichkeiten sucht, um soziale Dienste anzubieten. Das war die Chance für Leibs Heisje!

Am 9. Oktober 1990 besichtigte der Geschäftsführer des ASB in Begleitung des Bürgermeisters und des Ortsvorstehers Leibs Heisje. Der ASB-Vertreter signalisierte, das Plazet der Vorstandschaft vorausgesetzt, Interesse. Jetzt war Rettinger gefragt: Am 29. August 1991 kam es zur Ortsbegehung mit ihm: Hier nahm der eventuelle Verkauf schon Konturen an; am 13. November 1991 stieß der potentielle Käufer in der Person des ASB-Landesvorsitzenden dazu. Im März 1992 verkaufte Rettinger das Haus für 135 000 DM dem ASB, die Gemeinde schoss 30 000 DM dazu. Im Juni 1992 begann die GSE (Gesellschaft für soziale Einrichtungen), die Denkmalwerkstatt, mit der Renovierung, am 29. Oktober 1993 erfolgte die Einweihung, am Tag darauf bekam die Bevölkerung die Gelegenheit, Leibs Heisje zu besichtigen.

Schon während der Renovierung hatte die Vorstandschaft des am 29. März 1992 gegründeten ASB-Ortsverbandes Saarpfalz, zu der auch Gertrud Holzer, Heidi Reuß, Hildegard Imbsweiler, Elisabeth Gütlein und Heidi Schlichter gehörten, zahlreiche Aktivitäten entfaltet: So erlangte sie Ende 1992 die Anerkennung als mobiler sozialer Dienst für Altstadt, Kirkel-Neuhäusel, Limbach und Bexbach. Konkret hieß dies, dass Essen auf Rädern, hauswirtschaftliche Unterstützung und soziale Betreuung hilfsbedürftigen Menschen angeboten wurden. Einige dieser Angebote gibt es auch heute noch, neue kamen dank der Kreativität und Agilität der derzeitigen Leiterin, Gisela Vinzent, dazu. Eines war und ist Leibs Heisje in den 20 Jahren bis heute immer geblieben: eine im Kreis allseits bekannte Begegnungsstätte.

Resumee: Das ehemalige Arbeiter-Bauernhaus konnte zwei Tage vor dem Abriss gerettet werden - mit den Folgen: Ab 1992 hatte sich der ASB-Ortsverband Saarpfalz hier niedergelassen und Wurzeln geschlagen. Als die Gründung eines Seniorenheimes in die Diskussion kam, war es geradezu logisch, dass der ASB-Landesverband als Bewerber auftrat - mit Erfolg, wie ein Blick in die Kirchenstraße zeigt. Also: Ohne Leibs Heisje kein ASB, ohne ASB kein Seniorenheim.

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