Saarbrücken. "Was denken Saarbrücker Zeitzeugen heute über die NS-Zeit?": Dieser Frage wollten Schüler der Klasse 10 des Gymnasiums am Rotenbühl einmal genauer nachgehen. Im Rahmen ihres Geschichtskurses befragten die 15- bis 16-Jährigen des bilingualen Zweigs, der auch in Englisch unterrichtet wird, daher in zwei Saarbrücker Altenheimen Senioren im Alter von 70 bis 100 Jahren zu ihren Erinnerungen und rückblickenden Bewertungen des Nationalsozialismus. Das Ergebnis dieses drei Monate dauernden Intensiv-Projekts verarbeiteten sie in einer Ausstellung, die derzeit im Eingangsfoyer der Schule zu sehen ist. Sie seien nicht mit einem festen Konzept auf die Senioren zugegangen, sondern hätten ihnen einfach viele Fragen gestellt, erklärt Schülerin Shirley Schmidt. Die Idee, daraus eine Ausstellung zu machen, sei erst später entstanden. "Wir haben dann die Zitate gesammelt und dazu Fakten und Bilder gesucht", erläutert sie das Vorgehen. In guter alter Wandzeitungs-Manier hat die Gruppe dann die Ergebnisse auf rund 17 Tafeln handschriftlich unter Themen wie "Schule", "Arbeit", "Alltag", und "Ängste" zusammengefasst, teils auf Deutsch, teils auf Englisch. "Für mich als Lehrer war der soziale Prozess sehr wichtig", sagt Uwe Krambröckers. "Es sind auch sehr viele Tränen geflossen bei den alten Menschen bei ihrer Vergangenheitsbewältigung. Wie lebhaft diese Erinnerungen sind, hat auch die Schüler erschüttert." Was seine Klasse am meisten überrascht habe, seien die rückblickenden Bewertungen der Senioren gewesen, sagt der Lehrer. So sei Hitler im Durchschnitt sehr positiv gesehen worden, die Konzentrationslager im Durchschnitt neutral. "Es wurde versucht, sie zu relativieren", so Krambröckers. Im kommenden Schuljahr plant er mit dem Parallelkurs ein vergleichbares Projekt über die Vergangenheitsbewältigung in der Nachkriegszeit.