Wie die Vögel die Kälte überstandenSilberreiher in den Saar-Auen zu sehen

Herr Klein, was war in diesem Winter? Hat die Vogelwelt an der Unteren Saar die extreme Kälte gut überstanden?Rolf Klein: Ja, die Kältephase war ja auch nicht so lang. Getroffen hat es aber Wasservögel. Auf der Saar sind einige erfroren, deutlich mehr als in einem normalen Winter

Herr Klein, was war in diesem Winter? Hat die Vogelwelt an der Unteren Saar die extreme Kälte gut überstanden?Rolf Klein: Ja, die Kältephase war ja auch nicht so lang. Getroffen hat es aber Wasservögel. Auf der Saar sind einige erfroren, deutlich mehr als in einem normalen Winter.

Die Saar war doch zugefroren?

Klein: Sie war zugefroren, aber nicht an allen Stellen. Die Saar wurde zum Anziehungspunkt für die Vögel. Da versammelten sich dann die normalen Wintergäste wie die Krickenten, und an diesen Stellen auf der Saar dann in ungewöhnlich großer Zahl auf engem eisfreiem Raum. Ich habe rund 100 gesehen, das ist ungewöhnlich. Während des strengen Frostes kamen auch Möwen: 1000 Lachmöwen im Saarland, 25 Sturmmöwen haben wir gezählt. Die Sturmmöwen kommen normalerweise nicht in solch hohen Zahlen zu uns. Einzelne von uns haben auch Großmöwen beobachtet, die größer sind als ein Bussard. Es gab auch Steppen-, Silber- und Mittelmeermöwen. Der Frost brachte uns Arten wie Zwergsäger, die wegen des strengen Frostes aus Ostdeutschland kamen. Die sieht man sonst nicht an der Saar.

Ungewöhnlich war ja nicht nur die Kälte, sondern auch die vorangegangene ziemlich warme Phase.

Klein: Wir hatten bis Mitte Januar kaum Tagesfrost. Deswegen konnten wir draußen viele Vogelarten beobachten, die normalerweise im Süden überwintern, nun aber nicht weggeflogen waren. Das war die Singdrossel, der Zilpzalp und die Bachstelze. Die Bachstelze allerdings kann man auch sonst im Winter vereinzelt bei uns sehen. Interessanterweise gab es dadurch insgesamt aber nicht mehr Vögel als sonst im Winter. Die typischen Wintergäste wie Schnatter-, Reiher-, Tafel- und Krickenten waren zwar auch da, aber in deutlich geringerer Zahl als sonst.

Dann wurde es kalt.

Klein: Ja, sehr spät. Das erste, was geschah: Die Kraniche zogen. Die Kraniche fliegen normalerweise Anfang, Mitte Februar wieder heim. Und jetzt zogen sie Ende Januar erst weg, weil es vorher nicht nötig war. Darauf haben mich viele Leute angesprochen, die dachten, die Kraniche kämen schon wieder zurück. Aber sie sind erst in ihre Winterquartiere gezogen. Es wird interessant zu sehen, wann sie wieder zurückkommen. Sie müssen ja erstmal wieder zu Kräften kommen.

Zugvögel wie die Singdrosseln oder die Bachstelzen haben sich dann auch davongemacht?

Klein: Erstaunlicherweise habe ich auch nach der Kältephase welche beobachtet, die nicht ins Warme gezogen sind. Sie haben es gepackt, ich habe vorgestern noch zwei Singdrosseln gesehen. Das ist für uns Ornithologen hochinteressant.

In ihrem Garten haben manche Leute Vögel mit rötlichem Bauch gesehen. Was könnte das gewesen sein?

Klein: Wahrscheinlich Rotdrosseln. Die tauchten in der warmen Phase des Winters bei uns viel häufiger auf als sonst, oft in den Gärten. Die Rotdrosseln flogen von ihrem Brutgebiet in Skandinavien nicht deswegen so weit, weil es zuhause kalt war, sondern weil sie ein sehr gutes Brutjahr hatten und sich im Winter auf eine viel größere Fläche als sonst verteilten.

War Füttern in diesem Winter sinnvoll?

Klein: Es wäre sicher nicht falsch gewesen. Man muss nur einiges beachten. Das Futter darf nicht nass sein. Und nicht zu viel in einen Napf geben, damit sich Futter nicht mit Kot vermischt. Lieber mal ausleeren und neues Futter reingeben. Und es sollte vor Katzen geschützt werden. Das Futter darf nicht gesalzen sein - also keine Essensreste. Die Vögel haben dann Durst, suchen Wasser, finden keins, weil alles gefroren ist, und das lange Suchen führt zu Energieverlust. Ganz wichtig: Wer in der kalten Zeit anfängt zu füttern, sollte das nicht unterbrechen. Die Vögel gewöhnen sich daran, suchen und finden dann nichts - dann fehlt ihnen die Kraft, neue Stellen zu suchen. Bei plus fünf Grad kann man natürlich aufhören.

Körner oder Weichfutter?

Rolf: Beides. Vögel mit kurzem dicken Schnabel fressen Körner, außer bei Meisen, Vögel mit langen spitzen Schnäbeln fressen eher Insekten und Weichfutter. Merzig/Saarlouis. Auch er ist wieder zu sehen: der Silberreiher. An den Anblick von Graureihern haben sich die Menschen längst gewöhnt. Der weiße Silberreiher aber erregt immer wieder Aufmerksamkeit. "Seine Farbe lässt viele Leute vermuten, es handle sich um einen Albino, aber es ist keiner", sagt Ornithologe Rolf Klein. Silberreiher kann man in den Auen der Unteren Saar und vereinzelt sogar auf den Gauhöhen antreffen. Dort jagt er Mäuse, erklärt Klein.

Noch in den 90er Jahren waren die eleganten Silberreiher bei uns sehr selten. we

Foto: az

Zur Person

Rolf Klein, 27, leitet ehrenamtlich die Vogelstation im Ikea-Biotop in Saarlouis. Die Station liefert jährlich Daten von rund 15 000 Vögeln zur wissenschaftlichen Auswertung. Klein schreibt derzeit an einer Doktorarbeit über die Frage, wie weit Biotope zum Erhalt heimischer Tierarten beitragen können.

Mit Rolf Klein sprach SZ-Redakteur Johannes Werres. red

Rosenmontagsumzug Saarwellingen



Rosenmontagsumzug Saarwellingen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort