Ausbildung unter Wasser Wie die Polizei im Saarland ihre Taucher ausbildet

Saarbrücken/ Losheim · Polizeitaucher haben viele Aufgaben und müssen viel können: Derzeit läuft ein Lehrgang mit Anwärtern an der Saar und in Losheim.

 Die Saarländische Polizei bildet neue Taucher an der Saar in Saarbrücken aus. Im Hingtergrund die Berliner Promenande und das zuletzt gesunkene Schiff „Vaterland“.

Die Saarländische Polizei bildet neue Taucher an der Saar in Saarbrücken aus. Im Hingtergrund die Berliner Promenande und das zuletzt gesunkene Schiff „Vaterland“.

Foto: BeckerBredel

Die Saarländischen Polizeitaucher kennen weder kristallklares Wasser noch die Bilderbuchwelten der Korallenriffe. Das liegt daran, dass sie dort tauchen, wo Freizeittaucher niemals ihre Zeit verschwenden würden und weil keiner von ihnen überhaupt Freizeit- oder Sporttaucher ist. Das würde man so nicht erwarten, aber kein Polizeitaucher des aktuell im Saarland laufenden Polizeitaucherlehrgangs hat Taucherfahrung, sagt Ausbilder Thomas Bettingen und ist nicht unglücklich darüber. „So lernen die Teilnehmer unsere Art zu tauchen, die sich vom Sporttauchen durchaus unterscheidet. Wir tauchen beispielsweise niemals ohne Sicherungen, egal wie sicher, sauber und ruhig das Gewässer erscheint“, sagt er und zeigt auf die Leinen, an denen die Taucher gestern am Saarufer in Saarbrücken mit dem Partner am Ufer verbunden sind.

Die acht Lehrgangsteilnehmer, fünf Frauen und Männer aus dem Saarland und drei Gäste aus Rheinland-Pfalz, tauchen rund um das gesunkene Schwimmschiff und lernen neue Lektionen in einem insgesamt zehnwöchigen Kurs, der am Losheimer Stausee und an der Saar stattfindet. Die Saarländischen Polizeitaucher boten den Kurs an, um Nachwuchslücken in den eigenen Reihen zu schließen, da durch Abgänge bei den Tauchern die Reihen ausgedünnt wurden und man zehn ausgebildete Taucher haben müsse. „Diese Beamten sind im normalen Dienst der Bereitschaftspolizei und mit ihren Hundertschaften auch mal auswärts in Einsätzen gebunden. Mit zehn ausgebildeten Tauchern haben wir die Gewähr, dass wir immer ausreichend Personal vor Ort haben“, begründet Bettingen den Personalschlüssel.

Die Saarländischen Polizeitaucher hätten im Jahr bis zu 40 Einsätze, wobei die Wasserrettung nicht ihre Aufgabe sei. „Das machen DLRG und Feuerwehr. Wir sind zuständig für Such-, und Bergungseinsätze und Beweissicherungen. Wir kommen, wenn Tatwerkzeuge oder Beute ins Wasser geworfen wurden, wenn Leichen zu bergen sind oder Tatorte in unmittelbarer Wassernähe liegen. So kommt es auch, dass wir meistens nur zwischen null und vier Metern tief tauchen, da wir in Uferbereichen oder saarländischen flachen Gewässern tauchen. So muss schon mal ein Bach nach einer Waffe abgesucht werden, auch das ist ein Tauchereinsatz“, sagt Bettingen, der seit vielen Jahren bei den Polizeitauchern ist und sich immer wieder wundere, dass er im Saarland noch nicht alle Gewässer kenne. „Es gibt so viele Weiher, Teiche und Tümpel. Wir entdecken immer wieder Neues und finden dabei auch oft Dinge, nach denen wir gar nicht gesucht haben, wie zwei Waffen, die wir vor zwei Wochen aus dem Merziger Sporthafen geborgen haben. Nicht selten finden wir entwendete und versenkte Verkehrsschilder, Einkaufswagen oder Räder.“ Wichtig sei es aber, die Beweisstücke zu finden, die mit aktuellen Fällen zu tun hätten. Dann sei es Aufgabe der Polizeitaucher, schon unter Wasser mit der Beweissicherung, Spurensicherung und Dokumentation zu beginnen, da bei der Bergung der Gegenstände unweigerlich Spuren zerstört würden und neue sogenannte Bergespuren gesetzt würden. „Die Taucher filmen, fotografieren oder beschreiben wörtlich, was sie ertasten, wenn sie selbst nichts sehen können. An Land wird das dann genau mitgeschrieben.“

Siegfried Heinrichs aus Mainz nimmt für die Rheinland-Pfälzische Polizei am Lehrgang teil und begründet den Ausflug ins Saarland mit Ausbildermangel im Nachbarbundesland. Außerdem habe man gemeinsame Gewässer, wie die Mosel, wo man ohnehin kooperiere. Den Lehrgang bezeichnet er als „sehr strukturiert und motivierend“. Privat tauche er gar nicht. Das gilt auch für seinen saarländischen Kollegen Benedikt Selent aus Saarlouis. Obwohl der zur Bundeswehrzeit bei der Marine war, tauchte er noch nie: „Das ist für mich im Polizeidienst eine neue Herausforderung. Ich habe noch nie Wassersport betrieben, finde es aber hoch interessant. Wenn man unter Wasser wichtige Spuren sichern kann oder Tatwerkzeuge findet, leistet man einen direkten Beitrag zur Aufklärung eines Falls. Das begeistert mich“, sagt der junge Bereitschaftspolizist. Mitte des Monats werden die neuen Taucher in Losheim ihre Abschlussprüfung am Stausee machen, danach hat die Saarländische Polizeitaucherstaffel wieder ihre Sollstärke.

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