Wie das Leben so dichtet

Saarlouis · Sprachschönheit in Alt-Saarlouiser Dialekt: Karin Peter hat 41 Texte verfasst, jeweils in Mundart und in Hochdeutsch, die die Welt ihrer Heimat spiegeln. Dazu gibt es eine CD mit den gesprochenen Texten.

Natürlich ist die Hochsprache wichtig. Aber: Sie hat keine Heimat . Wir leben nicht in ihr. Sie hat wenig Wurzeln, sie ist für manche sogar keine Muttersprache, und diese ist nach Heidegger nicht nur die Sprache der Mutter, sondern auch die Mutter der Sprache. "Dialekt ist Sprachbarriere", schreibt der Tübinger Kulturwissenschaftler Hermann Bausinger. Er meint es nicht nur als einseitige Grenze, die man als Mundartsprecher schwer überspringen kann. Er begreift die Barriere auch als "Schutzzaun", hinter dem sich nicht nur Rückständigkeit findet, sondern auch "die Modernität der Provinz" gedeiht, die sich "gegen das technokratische Modernitätsmonopol der Zentralen wendet".

Gleich zwei Besonderheiten springen beim Buch von Karin Peter ins Auge. Es handelt sich zwar um Mundarttexte, jedoch sind alle Texte auch ins Hochdeutsche übersetzt. Zusätzlich befindet sich am Ende des Buches eine CD, auf der die Autorin ihrer Mundart eine Stimme gibt. So wird die Sprachbarriere zweifach übersprungen und die Schönheit, der klangliche Reiz, die spezielle Wortwahl - all das kann sich in der Mundart von Karin Peter wohltuend entfalten.

41 Texte der Autorin spiegeln die Erlebnisse der kleinen Leute. Es sind Alltagserzählungen, die pointiert, amüsant und mit einer guten Portion Hintersinn das pralle Leben schildern. Karin Peter nutzt oft das Stilmittel des Dialogs und lässt ihre Protagonisten augenzwinkernd sich im Sprachgetümmel der moselfränkischen Mundart ausleben, um zum guten Schluss eines Textes dann doch noch "die Kurv se grien". "Pétrole Hahn" , "Fahr dabber", "Ò weer geht dat bezahlen", "Ónn alles fó neischt" heißen Überschriften, wobei es keine inhaltliche Gliederung der Textreihenfolge gibt. "Es kummd wies kummd", eben gerade wie im täglichen Leben.

Die Designerin Catrin Raber aus Schiffweiler hat die Texte illustriert. Auf dem Titelblatt präsentiert sich ein typischer "Spaßvogel" mit saarländischem "Schnawwel unn Baddschkabb" passend zur Titelgeschichte "Hall dich kurrasch!" Das bedeutet so viel wie "Kopf hoch, sei tapfer!" Gerade da merkt man aber: Mundart in ihrem vollständigen Gehalt in hochdeutsche Worte zu fassen ist "e greeser Sach". Wichtig ist für die Autorin, ihren Alt-Saarlouiser Dialekt mit seinen Besonderheiten einer Grenzsprache zu dokumentieren.

Die Texte gehen zurück auf eine ständige Kolumne in der Saarbrücker Zeitung, wodurch für die Neuschöpfung von Mundarttexten in den Regionalsprachen unseres Landes einmal ein Impuls gesetzt worden war. Das Buch stellt demnach einen Mundartschatz dar, der weit über die Stadt Saarlouis hinaus wirken kann. Mit der Musik von Herry Schmitt auf der CD zu den gesprochenen Texten der Autorin wirkt jedenfalls das Ergebnis dieser Mundartdokumentation richtig rund.

Karin Peter: "Hall dich kurrasch", Amüsante Geschichten in Saarlouiser Moselfränkisch, 142 S., 18,50 Euro. Tel. (0 68 34) 4 13 51.

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