PCB-Konzept der RAG Wie das Grubenwasser gereinigt werden soll

Saarbrücken · Die RAG hat ein Konzept vorgelegt, wie sich PCB aus dem Grubenwasser entfernen lässt. Das Umweltministerium hält es für schlüssig, vermisst aber einen konkreten Zeitplan.

 Im Fischbach wird PCB-haltiges Grubenwasser eingeleitet. Im vergangenen Jahr wurde der zulässige Grenzwert um das 7,5-fache überschritten. Eine Gefahr für den Menschen stellt das laut Experten aber nicht dar.

Im Fischbach wird PCB-haltiges Grubenwasser eingeleitet. Im vergangenen Jahr wurde der zulässige Grenzwert um das 7,5-fache überschritten. Eine Gefahr für den Menschen stellt das laut Experten aber nicht dar.

Foto: Robby Lorenz

Das Umweltministerium fordert von der RAG einen genauen Zeitplan zur Filterung des Umweltgifts PCB aus dem Grubenwasser. Der Bergbaukonzern hatte Anfang Juli ein Konzept vorgelegt, das derzeit vom Ministerium geprüft wird. „Es gibt noch Detailfragen, die geklärt werden müssen“, sagt Hilmar Naumann, im Ministerium zuständig für Wasser und Abwasser. Vor allem will das Ministerium, dass die RAG fixe Termine nennt – etwa für die Einrichtung einer Pilotanlage –, damit sichergestellt ist, dass die PCB-Problematik bis 2021 gelöst wird.

Der Grenzwert für PCB, die sogenannte Umweltqualitätsnorm, wird im Sinnerbach und Fischbach deutlich überschritten. Das Ministerium hatte die RAG deshalb verpflichtet, ein Konzept vorzulegen, wie sich das Umweltgift aus dem Grubenwasser entfernen lässt. Die Wasserrahmenrichtlinie der EU schreibt den Mitgliedstaaten vor, bis 2027 ihre Gewässer in einen guten Zustand zu versetzen. Dafür haben die Länder Bewirtschaftungspläne erstellt. Der aktuelle Plan im Saarland läuft bis 2021, bis dahin muss auch der PCB-Gehalt unter den Grenzwert gedrückt werden.

Zum Jahresende laufen die Wasserbescheide aus, die der RAG das Einleiten des belasteten Grubenwassers in die Bäche erlauben. Verlängert werden dürften sie wegen der PCB-Belastung eigentlich nicht. Dem Ministerium bleibt jedoch nichts anderes übrig, da sich bis Jahresende keine Lösung zur PCB-Reduzierung umsetzen lässt und ohne Einleitung das Grubenwasser unter Tage ansteigen würde. Allerdings wird das Ministerium die Genehmigung laut Naumann an Bedingungen knüpfen. An welche, darüber werde derzeit beraten.

Die RAG argumentiert, die Bäche könnten deutlich entlastet werden, wenn die Landesregierung die erste Phase des Grubenwasseranstiegs auf 320 Meter unter Normalnull genehmigen würde. Das Wasser würde dann ohne den Umweg über die Nebenbäche direkt am Standort Duhamel bei Ensdorf in die Saar gepumpt.

Der Verein ProH2O hatte das scharf kritisiert und der RAG vorgeworfen, allein auf die Grubenflutung zu setzen. „Das ist ein Skandal! Der Grubenwasseranstieg darf keinesfalls Teil des Konzepts zur Reduktion der Schadstoffproblematik sein. Das Grubenwasser muss unabhängig davon gereinigt werden“, hatten die Vereinsvorsitzenden gefordert. Das sieht auch das Umweltministerium so. Denn ob die erste Phase genehmigt wird, ist völlig offen. Es verlangt deshalb von der RAG, parallel mehrere Ansätze zu verfolgen, um das Problem zu lösen.

Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass man Forschungsergebnisse aus Nordrhein-Westfalen nutzen könnte, die eigentlich Ende 2018 vorliegen sollten. Dort sind seit längerem Pilotanlagen zur PCB-Filterung in Planung. Deren Umsetzung habe sich aber immer wieder verzögert, sagt Naumann. Ergebnisse sollen nun erst Ende 2019 vorliegen – laut Naumann zu spät, um das Problem im Saarland bis 2021 lösen zu können. Deshalb muss die RAG im Saarland separate Pilotprojekte umsetzen.

Laut Naumann setzt das RAG-Konzept auf zwei Optionen: einerseits auf die Filteranlage des St. Ingberter Unternehmens Blue Filtration. Dessen erster Testlauf in Reden – vom Ministerium finanziert – brachte nicht die erhofften Ergebnisse. Die reinen Baukosten für die Anlage hätten laut Ministerium bei etwa 30 Millionen Euro gelegen. „Wir müssen die Verhältnismäßigkeit im Auge behalten“, sagt Naumann. In einem zweiten Testlauf soll nun versucht werden, die Anlage zu optimieren. Finanziert wird er von der RAG.

Parallel wird die RAG ein Verfahren zur Flockung und Fällung testen. Dabei werden durch Zusatz chemischer Mittel Stoffe aus dem Wasser gelöst. Ähnliches wird Naumann zufolge in Frankreich praktiziert, um Eisen aus dem Grubenwasser zu lösen. Mit diesem Verfahren müssten sich auch Schwebstoffe aus dem Wasser entfernen lassen, an die sich das PCB anhaftet, so Naumann. Wie viel PCB sich auf diese Weise entfernen lässt, müsse in einem Pilotversuch untersucht werden.

Als Zwischenschritt ist vorgesehen, das Grubenwasser bei Camp­hausen gleichmäßig statt wie bisher schubweise einzuleiten. In Reden ist dies bereits der Fall. Dafür müssten die Pumpen ertüchtigt oder neue Pumpen installiert werden. Man geht davon aus, dass sich so die Fließgeschwindigkeit des Wassers unter Tage verringern und dadurch weniger Sediment aufgewirbelt würde, an das sich das PCB anhaftet.

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