Deutsch-Französisches Projekt unter der Leitung von Anne Schoenen Wie „Chanson in der Schule“ weiterentwickelt werden soll

Saarbrücken · Schon seit über 30 Jahren hilft das Projekt „Chanson à l‘école – Chanson in der Schule“ mit, Schülerinnen und Schüler im Saarland zu motivieren, sich stärker für die französische Kultur und Sprache zu erwärmen. Die Saarbrückerin Anne Schoenen, die die alleinige Leitung des Projekts übernommen hat, will nun behutsam neue Akzente setzen.

 Anne Schoenen, Frontfrau der Chanson-Formation „Die Schoenen“, engagiert sich seit jahren für das Projekt „La chanson á l'ecole“ (hier bei einem Auftritt im Homburger Mannlich-Gymnasium 2018).

Anne Schoenen, Frontfrau der Chanson-Formation „Die Schoenen“, engagiert sich seit jahren für das Projekt „La chanson á l'ecole“ (hier bei einem Auftritt im Homburger Mannlich-Gymnasium 2018).

Foto: Thorsten Wolf

Begonnen hatte „Chanson à l‘école – Chanson in der Schule“ einmal als zusätzliche Konzertveranstaltungen bekannter französischer Künstlerinnen und Künstler für Schulen beim Saarbrücker Chansonfestival, das mit dem Festival Perspectives verschmolzen wurde. Später gingen die Chansonniers auch direkt in die Schule. Schon immer wichtig für den Vermittlungserfolg zwischen aktueller französischer Popmusik mit Gesang und der Schülerschaft war die Auf- und Vorbereitung der französischen Texte im Unterricht. „Man hat eine ganz andere Aufmerksamkeit seiner Zuhörerschaft, wenn sie weiß, wovon man singt“, sagt Anne Schoenen , die das Projekt „Chanson in der Schule“ im Auftrag des Bildungsministeriums seit diesem Schuljahr leitet. Die Saarbrückerin weiß, wovon sie spricht, weil sie nicht nur Lehrerin ist, sondern mit ihrer Band „Die Schoenen“ in ganz Deutschland auch selbst französische ( und deutsche) Chansons vor Publikum singt. Schon ihr Vorgänger Wolfgang Winkler war zugleich Lehrer und Chansonnier. Als Winkler 2013, kurz vor seiner Pensionierung, das damals neu ausgerichtete Chanson-Projekt übernahm, war es ihm ein wichtiges Anliegen, die pädagogisch-didaktischen Angebote zu den Chansons und Konzerten für den Französischunterricht zu erweitern.

Mit Konzerten, also Live-Auftritten französischer Bands oder Sänger/innen, sah es wegen Corona auch in diesem Schuljahr, dem ersten unter der alleinigen Leitung von Schoenen, weiterhin eher schlecht aus. „Es konnten nur zwei Workshops mit dem Rapper-Duo Zweierpasch stattfinden, einer in der Gemeinschaftsschule Rastbachtal und einer in der Gemeinschaftsschule Kleinblittersdorf“, berichtet sie. Die Workshops mit den Freiburger Zwillingsbrüdern Felix und Till Neumann, die schon oft in Saar-Schulen zu Gast waren, kamen dafür aber sehr gut an. Das Duo hat den 15- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schülern einen französischen Rap gedichtet und dann gemeinsam vertont. „Das wurde dann fleißig auf den Handys mitgeschnitten und ganz schnell zu einem richtigen Klassenhit“, sagt Anne Schoenen zufrieden.

Mit Rap, weiß die erfahrene Lehrerin, ließen sich Kinder und Jugendliche heutzutage viel eher begeistern als mit klassischem Pop-Chanson. Was trotz Pandemie weiterlaufen konnte, waren die Schüler-Wettbewerbe rund ums Chanson. Im vorigen Schuljahr, als Anne Schoenen Winkler schon in der Projektleitung unterstützte, hatten die beiden in Kooperation mit der Schulbehörde Académie Nancy-Metz einen neuen deutsch-französischen Schüler-Chanson-Wettbewerb namens „BoumBumm“ gestartet. Dabei soll jeweils eine saarländische Schulklasse zusammen mit einer lothringischen Patenklasse aus dem Bezirk der Schulbehörde Académie Nancy-Metz zusammen einen Rap schreiben. Der Einfachheit halber wurde die Musik schon vorgegeben und die französische Klasse sollte eine deutsche, die deutsche eine französische Strophe dichten und auch selbst singen. „Die Ergebnisse waren toll, manche haben im Chor gesungen, andere sich die Strophen aufgeteilt“, schwärmt Schoenen. Dank Digitalisierung ist eben vieles möglich. Den Gewinnern winkten Geld- und Buchpreise. Doch angestrebt sei, dass sich – zumindest die Gewinnerklassen – auch persönlich kennenlernen und Zeit miteinander verbringen können, betont die Projektleiterin und hofft, dass das in diesem Jahr klappt. Die neue Ausgabe von BoumBumm ist gerade gestartet. Das Motto 2022 des Wettbewerbs, der sich an alle Schulformen und Altersklassen richtet, lautet „Planète S.O.S“. Neu diesmal: Die deutschen und französischen Partnerklassen sollen schon den Text via Online-Kommunikation gemeinsam entwickeln, sie können das vorgegebene Playback durch Musizieren auf eigenen Instrumenten ersetzen und das Ergebnis auch unterlegt von einer Choreografie oder einer szenischen Darstellung darstellen. Diese Erweiterung der Präsentationsformen zeigen, wie Anne Schoenen, die als Lehrerin neben Musik unter anderem auch Darstellendes Spiel unterrichtet, behutsam neue Akzente setzt.

Das trifft auch auf den zweiten Wettbewerb zu, bei dem es darum geht, kreativ mit einem französischen Chanson auseinanderzusetzen. „Bisher hieß er ‚Unser Chanson-Projekt‘, künftig ‚chanson créative‘, kündigt Schonen an. Bisher habe er sich an ganze saarländische Schulklassen gerichtet, wegen Corona habe man die Regeln erweitert, so dass auch Schüler und Schülerinnen auch ihr Einzelprojekt einreichen können. Auch bei diesem Wettbewerb sind viele Umsetzungsformen möglich: Die Teilnehmenden können zum Beispiel einen Chansontext übersetzen, ein Chanson covern, ein Porträt des Künstlers machen oder es vertanzen. „Beim vorigen Mal hat ein Schüler zu unserer Verblüffung sogar eine selbstgemachte Chanson-Radiosendung eingereicht“, erzählt Schoenen.

Die zurückliegenden Monate hat sie auch genutzt, um nachzudenken, wie man Chanson in der Schule noch weiterentwickeln kann. Schon quasi in trockenen Tüchern ist demnach eine Medienpartnerschaft mit dem Saarländischen Rundfunk, der vom Chanson-Projekt ausgerichtete Konzerte technisch unterstützen will. „Was ich erreichen möchte, ist, dass Schüler in dem, was sie tun, wertgeschätzt werden und andere das mitbekommen“, sagt Schoenen. „Nicht nur immer in den Räumen von Schulen soll Kultur und Lernen stattfinden, sondern auch draußen.“ Warum also nicht mal besonders gute Schüler-Chansons live auf einer saarländischen Bergehalde filmen und im Vorprogramm zeigen? Und warum nicht mit dem deutsch-französischen Kinder- und Jugend-Festival Loostik kooperieren? Langfristig kann sich Anne Schoenen sogar ein französisches Chanson-Festival Beiträgen von Schülern nach dem Vorbild der Schultheatertage vorstellen.

An Ideen mangelt es Schoenen nicht. Wenn sich nicht alle umsetzen lassen, ist das noch nicht mal unbedingt eine Frage des Geldes. Denn „Chanson in der Schule“ ist mit einem 40 000-Euro-Etat und einem festen Haushaltstitel unmittelbar im Landeshaushalt relativ abgesichert. Jedoch arbeitet Schoenen weiterhin hauptsächlich an ihrer Rastbachtal-Schule, ist dort auch Koordination für Kulturelle Aufgaben und nur mit sechs Wochenstunden für die Projektleitung von „Chanson in der Schule“ freigestellt (abgestellt?) Noch steht Wolfgang Winkler ihr in „Rufbereitschaft“ für Unterstützung zur Verfügung. Viel Zeit, um viel zu reißen, ist das aber trotzdem nicht.

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