Das deutsch-französische Zukunftswerk hat in beiden Ländern Projekte ausgewählt, die zeigen, dass auch ehrgeizige Ziele im Bereich Nachhaltigkeit Chancen haben, umgesetzt zu werden. Im sächsischen Nebelschütz ist die Energieerzeugung durch Solar-, Windkraft und Biogas inzwischen dreimal höher als der Energieverbrauch. Und im südfranzösische Mouans-Sartoux wurde das komplette Schulessen auf bio und lokal umgestellt. Damit solche radikalen Veränderungen gelingen, braucht es aber die Akzeptanz der Bürger. Natürlich ersetzt die Bürgerbeteiligung nicht die fachliche Planung, sie ist aber ein sehr wichtiges Element, damit sich die Projekte nicht endlos hinziehen oder gar scheitern. Wahrscheinlich waren nicht alle Menschen in den jeweiligen Kommunen erfreut über mehr Windräder oder über wegfallende Bauflächen, die dann für die lokale Landwirtschaft reserviert wurden. Doch den Entscheidungsträgern ist es gelungen, klar zu kommunizieren, welche Vor- und Nachteile die Projekte haben, was die Gemeinde konkret davon hat und die Mehrheit dafür ins Boot zu nehmen. Immer wieder wird bedauert, zum Beispiel anlässlich niedrigen Beteiligungen bei Wahlen, dass Bürger politikverdrossen und desinteressiert geworden sind. In der Dorfgemeinschaft über solche Veränderungen zu debattieren ist aber auch eine Art, Politik zu machen, die für jedermann zugänglich ist und vor allem Interesse weckt, wenn Menschen sehen, dass manche ihrer Vorschläge berücksichtigt werden und ihnen nicht alles „von oben herab vorgeschrieben“ wird. Selbstverständlich ist dieser Prozess auf Dorfebene einfacher zu realisieren als für einen ganzen Staat. Doch er zeigt, dass diese Einbindung der Bürger vor Ort, die manchmal als Hindernis wahrgenommen oder belächelt wird, nicht nur das Potenzial hat, Projekte zu bremsen oder verhindern – sondern auch sie nach vorne zu treiben.
Regionaler Leitartikel Bürgerbeteiligung treibt Klimaprojekte an
Meinung | Saarbrücken · Zur Energiegewinnung oder Nutzung von kommunalen Flächen gehen die Meinungen in der Bevölkerung oft auseinander. Wird aber ein Konsens gefunden, können auch ehrgeizige Klimaprojekte umfangreich umgesetzt werden.
08.07.2022
, 08:00 Uhr