Widerstand gegen EinkaufsmarktKlage ist in Vorbereitung

Brotdorf. Erst vor wenigen Tagen hat sich der Stadtrat von Merzig mit großer Mehrheit für die Errichtung eines Einkaufsmarktes mit 1400 Quadratmetern Verkaufsfläche in Brotdorf ausgesprochen (wir berichteten). Doch vor Ort regt sich Widerstand gegen das Projekt. Unmittelbare Anlieger des geplanten Marktes erwägen, gegen die Ansiedlung vorzugehen

 Auf dem alten Sportplatzgelände an der Pützwiesenstraße soll der Markt entstehen. Foto: owa

Auf dem alten Sportplatzgelände an der Pützwiesenstraße soll der Markt entstehen. Foto: owa

Brotdorf. Erst vor wenigen Tagen hat sich der Stadtrat von Merzig mit großer Mehrheit für die Errichtung eines Einkaufsmarktes mit 1400 Quadratmetern Verkaufsfläche in Brotdorf ausgesprochen (wir berichteten). Doch vor Ort regt sich Widerstand gegen das Projekt. Unmittelbare Anlieger des geplanten Marktes erwägen, gegen die Ansiedlung vorzugehen. Sie halten den Standort, ein Grundstück in der Pützwiesenstraße, für ungeeignet."Vieles ist bei den Planungen für diesen Markt nicht bedacht worden, vieles liegt im Argen", erklärt Iris Schlemmer, die unmittelbar bei dem geplanten Marktgelände wohnt. Sie hat bereits im Zuge des Planungsverfahrens, das mit der Abstimmung im Stadtrat endete, gravierende Bedenken geltend gemacht. Da sei zum einen die schwierige Bodenbeschaffenheit in dem Gebiet: "Das Planungsgebiet befindet sich auf einer wasserundurchlässigen, dicken Schicht. Darüber hat sich eine durchgehende sumpfartige Schicht mit extrem hohem Grundwasserspiegel gebildet", schrieb Schlemmer an die Stadt. Das Sondergebiet, das für den Bau des Marktes in dem allgemeinen Wohngebiet ausgewiesen werden soll, befindet sich "im Zentrum dieser ehemaligen Sumpflandschaft". Schon der Bau ihres eigenen Wohnhauses habe sich wegen der geologischen Gegebenheiten als sehr schwierig und aufwendig erwiesen.

Sollte jetzt in unmittelbarer Nähe ein Gebäude mit 1400 Quadratmetern Verkaufsfläche errichtet werden, erwartet sie "erhebliche Schäden für mein Wohnhaus", schreibt Schlemmer. So ist aus ihrer Sicht mit einer Absenkung des Grundwasserspiegels zu rechnen, wodurch es zu einer Absenkung der in diesem Bereich erbauten Gebäude kommen könne - mit allen negativen Begleiterscheinungen wie Rissen in den Wänden. "Muss man sich für einen Markt dieser Größenordnung solch ein Krisengebiet aussuchen?" Es gebe "massenweise" andere freie Flächen in Brotdorf. So stehe unmittelbar neben dem geplanten Marktstandort das frühere Firmengelände der Firma Regler ungenutzt leer. "Viele Anwohner fragen sich, warum der Markt nicht dort erbaut werden kann?", sagt Schlemmer. Sie selbst würde den Markt am liebsten an ganz anderer Stelle sehen: "Ein Markt dieser Größenordnung gehört in ein Gewerbegebiet, aber nicht mitten in den Ort." Ohnehin sei die geplante Größe von 1400 Quadratmetern Verkaufsfläche für einen Ort wie Brotdorf überdimensioniert.

Ein zweites gravierendes Problem stellt für Iris Schlemmer die Verkehrsbelastung für die unmittelbaren Anlieger des Marktes dar. "Fast jeder, der zu diesem Markt will, muss mit dem Auto dorthin kommen, denn er liegt nicht in der Ortsmitte, sondern eher am Rand des Dorfes", sagt die Anwohnerin. Sie rechnet nicht nur mit einem sehr hohen Pkw-Kundenverkehr, sondern auch mit zusätzlichen Lärmbelästigungen durch den Anlieferverkehr zu dem Markt.

"Es wird in unterschiedlichen Gutachten zu dem Markt mit 1000 Autos gerechnet, die pro Tag diesen Markt aufsuchen. Aber andererseits sollen nur 100 durch die Pützwiesenstraße fahren. Nur, wo sollen denn die anderen 900 hin?", kritisiert Schlemmer. Sie hat sich juristischen Beistand eingeholt, um zu klären, auf welchem Wege sie noch gegen den Bau des Marktes vorgehen kann. Ob sie dies gemeinsam mit anderen Anwohnern tut, die im Zuge des Planungsverfahren ähnliche Einwände angemeldet hatten, müsse noch geklärt werden, sagt Iris Schlemmer. Für sie selbst steht aber fest: "Ich werde alles versuchen, um den Markt an diesem Standort zu verhindern." Merzig. Auch der Naturschutzverein Innu, der Bundesfachverband für Naturfreunde, Wald- und Naturpädagogen, will den Markt in Brotdorf, als dessen Betreiber der Rewe-Konzern im Gespräch ist, verhindern.

Dies bekräftigte Wolfgang Lehnen aus Saarlouis, Bundesvorsitzender des Verbandes. Zum einen habe der Verband beim Umweltministerium die Ausweisung des Feuchtwiesengürtels zwischen Merzig und Hausbach, in dem sich der geplante Markt-Standort befindet, als Naturschutzgebiet beantragt. Parallel dazu beschreite der Verband einen zweiten Weg: "Wir haben die Rewe-Gruppe angeschrieben und eine Klage wegen Verstößen gegen diverse Naturschutzgesetze angedroht. Die werden wir auf jeden Fall auch einreichen, sollte der Markt gebaut werden." Aus Sicht von Lehnen ist das naturschutzfachliche Gutachten, das den Planungen für die Markt-Erschließung zu Grunde liegt, ungenügend. "Wir haben dieses Gutachten in unserer Stellungnahme gegenüber der Stadt Punkt für Punkt zerpflückt." Und dennoch seien Stadtrat und Verwaltung über diese Einwände einfach so hinweggegangen, empört sich Lehnen: "Das ist nicht nur eine Farce, das ist eine Schweinerei." Er hoffe, dass sein Verband auf dem Rechtsweg einen Baustopp erwirken könne. cbe "Ich werde alles versuchen, um den Markt an diesem Standort zu verhindern."

Iris Schlemmer

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