Widerstand der entsorgten Tiere

Völklingen. Schulkinder mögen die kleinen und die großen Pausen. Ganz besonders aber mögen sie die ganz große, die riesige, die sechs Wochen lange Sommerpause, die vor ein paar Tagen begonnen hat. Kann während dieser langen Zeit nicht auch Langeweile aufkommen? In Völklingen nicht

Völklingen. Schulkinder mögen die kleinen und die großen Pausen. Ganz besonders aber mögen sie die ganz große, die riesige, die sechs Wochen lange Sommerpause, die vor ein paar Tagen begonnen hat.Kann während dieser langen Zeit nicht auch Langeweile aufkommen? In Völklingen nicht. Denn auch diesmal wieder hat die Stadt ihre Kinderferienaktion gestartet, und dazu gehört seit zwölf Jahren der bei Kindern und Eltern beliebte Klamauk unterm Schirm, jeweils mittwochs ab 15 Uhr auf dem Kolpingplatz. Vorgestern allerdings wurde der Klamauk wegen drohender Gewitterwolken in den Festsaal des Alten Rathauses verlegt, der mit mehr als hundert Kindern und rund achtzig Erwachsenen, die teilweise im Vorraum standen, randvoll besetzt war.

Erfreulicherweise startete die Reihe mit einem Grimmschen Märchen, das wie alle diese wunderbaren Geschichten eine Botschaft, eine musterhafte Lebenshilfe, transportiert. Diesmal, bei den "Bremer Stadtmusikanten", geht es um gemeinsamen Widerstand in einer Umgebung sozialer Kälte, um Neuanfang in der Not. Vier Haustiere, alt und schwach, sollen "entsorgt" werden, können aber durch ihre Freundschaft und ihre Ideen ihrem Schicksal entkommen. Beatrice Hutter, die gemeinsam mit Manfred Kessler das reisende Theater Chapiteau betreibt, spielte die Rollen der vier Tiere und zuletzt auch die des Räuberhauptmanns. Ein paar Musikinstrumente und ganz wenige Requisiten genügen ihr, die Fantasie der Kinder ergänzt die Geschichte.

"Habt Ihr Angst vor Tieren, beispielsweise vor einem Esel?", fragte Beatrice Hutter zu Beginn. Nein, natürlich nicht. Und so legt sie los, als grauer Esel mit langen Zähnen, der nichts mehr schleppen kann und verjagt werden soll, als treuer Hund, der aus der Puste kommt und abgeknallt werden soll, als halb ertränkte Katze, die die Mäuse nicht mehr kriegt, und als Hahn, der doch immer Chef war, und auf den nun der Suppentopf wartet.

Das alles zusammen aber ist nun doch zuviel für ein kleines Mädchen in der ersten Reihe. "Ich hab Angst, ich hab Angst", sagt sie leise und bahnt sich schnell ihren Weg nach hinten zu ihrer Mutter. Vom sicheren Schoß aus verfolgt sie das Geschehen und kommt zehn Minuten später dann doch wieder nach vorne. Denn die bedrohten Tiere ergreifen nun die Initiative. Sie ziehen los, in Bremen wollen sie singen und Geld verdienen. Unterwegs besetzen sie ein Haus (nur angedeutet durch ein Brett), das bösen Räubern gehört, und die vertreiben sie, indem sie sich stapeln, also demonstrieren, wie groß sie gemeinsam sind. Immer wieder werden sie von den Kindern unterstützt in dieser Mitmach- und Mutmach-Geschichte, und zuletzt schlüpfen die Kinder selbst in die angedeuteten Kostüme und kämpfen die Sache aus. Eine gestärkte und fröhlich aufgeregte Kinderschar verlässt den Festsaal.

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