Werte, für die sich Kämpfe lohnenZum Artikel "CDU Rohrbach mahnt Aufhängen der Kreuze in Pestalozzi-Schule an" in der Ausgabe vom 27. Juli:Ich schätze die christlich-abendländische Kultur, aus deren Bildungssystem ich (mit der Pestalozzischule angefangen) hervorgangen bin. Gott (!) sei Dank hat man mir dort relativ wenig von Jesus am Kreuz und relativ viel von anderen "europäischen Kulturgrößen" erzählt: Von Goethe, Leibniz, Kant, und, ja, sogar Pestalozzi. Werte verfallen nicht, sie wandeln sich. Und das ist gut so. Es hängt in der Pestalozzischule auch kein Stock mehr hinter der Tafel (wie noch zu meiner Zeit, 1976), obwohl auch Prügel dort (biblisch sanktionierte) Tradition war. Traditionsverhaftete katholische Stammwähler der CDU mögen in Kreuzen in Schulen das letzte Bollwerk gegen christlichen Werteverfall sehen. Ich glaube an Gott, und auch an die Werte und Ethik unserer aufgeklärten, säkularen Gesellschaft. An unsere demokratische Grundordnung zum Beispiel, an die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz ungeachtet ihres Glaubens (Art 3 GG - ergo: wo kein Kopftuch, da auch kein Kreuz in staatlichen Schulen), die Glaubensfreiheit (Art 4 GG - ergo: kein Zwang zu katholischen Symbolen vor den Nasen Andersgläubiger in staatlichen Schulen). Und ich freue mich, dass mein Kind über die Kruzifixdebatte (wie auch bereits über die Kopftuchdebatte davor) aktiv und hautnah das Ringen um Werte miterlebt: Menschenrechte, Religionsfreiheit, Glaubensfreiheit, aktiver Minderheitenschutz. Das sind die Werte der christlich-abendländischen Kultur, für die es sich zu kämpfen lohnt! Anne-Katrin Wickboldt, St. Ingbert