Werktags ist das WC um 16 Uhr dicht
Sulzbach. "Bei einer immer älter werdenden Gesellschaft ist es unvermeidbar, dass zumindest die älteren Herren das Bedürfnis haben, des öfteren eine Toilette aufzusuchen." So beginnt der Brief eines Leser-Reporters aus Sulzbach, der selbst nicht mehr zu den Jüngsten gehört
Sulzbach. "Bei einer immer älter werdenden Gesellschaft ist es unvermeidbar, dass zumindest die älteren Herren das Bedürfnis haben, des öfteren eine Toilette aufzusuchen." So beginnt der Brief eines Leser-Reporters aus Sulzbach, der selbst nicht mehr zu den Jüngsten gehört. Wenn man unterwegs ist, meint er, "wird es zunehmend schwieriger, in zumutbarer Entfernung eine Toilette zu suchen und auch zu finden."So erging es ihm nach seinen Schilderungen vor wenigen Tagen in Sulzbach. "Mir war bekannt, dass es im Parkhaus in der Marktstraße eine öffentliche Toilette gibt. Mit einigem Druck in der Blase machte ich mich auf den Weg dorthin und stellte zu meiner Überraschung fest, dass die Toilettenanlage geschlossen war. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es 16.10 Uhr war - an einem Freitag. Zu meiner Verblüffung las ich auf einem Hinweisschild, dass die Toiletten nur werktags von 8-16 Uhr geöffnet sind."
Nun war guter Rat teuer. Unser Leser-Reporter machte sich auf zum Bahnhof in der Hoffnung, dort eine Toilette zu finden, aber "Fehlanzeige". Dann die erlösende Idee: auf schnellstem Weg ins Knappschaftskrankenhaus. "Dort fand ich dann eine Besuchertoilette, nachdem ich doch etwas suchen musste." Happy End also in diesem Fall.
Seine jüngsten Erfahrungen veranlassten den Senior, mal in den benachbarten Gemeinden die Situation öffentlicher oder öffentlich zugänglicher Toiletten zu überprüfen. Fazit: "In St. Ingbert - kein Problem. In Dudweiler - kein Problem. In Friedrichsthal - kein Problem. Hier scheint Sulzbach die große bürgerfeindliche Ausnahme zu sein."
Bei der Begründung für den dringend notwendigen Aus- beziehungsweise Umbau des Feuerwehrgerätehauses in Neuweiler habe es die Argumentation gegeben, dass hier auch eine Damentoilette installiert werden müsste, da es nicht zumutbar sei, dass Männlein und Weiblein eine gemeinsame Toilette benutzen. "Ich erinnere mich noch an die Zeit, als auf dem jetzigen Ravanusaplatz in Sulzbach eine öffentliche Toilettenanlage war, die man über eine Treppe nach unten aufsuchen konnte. Natürlich gab es auch eine Klofrau", schreibt der Beschwerdeführer. Und: Er komme viel in Frankreich herum und "hatte noch nie ein Problem, auch in der kleinsten Gemeinde, zumindest ein Pissoir zu finden." Auf der Suche nach einer gesetzlichen Verpflichtung von Städten und Gemeinden ist unser Leser nicht fündig geworden. Auf SZ-Anfrage teilt dementsprechend auch die Pressestelle der Stadt Sulzbach mit, dass es keinerlei Verpflichtung gebe, eine öffentliche Toilette zu unterhalten. Davon mal abgesehen, seien die Öffnungszeiten einer solchen Einrichtung im Parkhaus (Marktstraße), das von der städtischen Gesellschaft KDI betrieben wird, gekürzt worden. Geöffnet ist demnach nur noch montags bis samstags von 8 bis 16 Uhr. Sonntags bleibt die Bedürfnisanstalt geschlossen. Weil vermehrt Vandalismusschäden zu beklagen gewesen seien. Die SZ hat darüber am 4. und am 18. April 2011 berichtet.
Unser Leser-Reporter ist der Meinung, dass es sich hier um einen unhaltbaren Zustand handelt. Und: "Eine Kostenfrage kann und darf dies keinesfalls sein, wenn es um die Grundbedürfnisse der Menschen geht. Die Ordnungsämter sind ganz schnell, wenn es um Ordnungs- oder Bußgelder geht in den Fällen, in denen jemand seine Notdurft verrichtet und in irgend eine Ecke pinkelt." Natürlich sei das unschön und ekelhaft, "aber oft bleibt den Betroffenen ja gar keine andere Wahl". mh
"Im Krankenhaus fand ich
dann eine Besucher-
toilette."
Leser-Reporter
