Werkgespräch mit zwei Nischenmenschen in der Städtischen Galerie

Neunkirchen · Auf den ersten Blick haben ihre Werke nicht viel gemeinsam: Gabriele Langendorf, 1961 in Baden geboren und seit 2006 an der HBK Saar lehrend, zeigt in der Ausstellung zur SaarArt in der Städtischen Galerie Neunkirchen stilllebenartig Gegenstände des Alltags – fokussiert, konzentriert und mit größter Sorgfalt naturalistisch wiedergegeben. Der 1975 in Saabrücken geborene und heute in München lebende Johannes Lotz, der seit 2011 einen Lehrauftrag an der HBK Saar hat, zeigt zwei Großformate kaum überschaubarer Vielteiligkeit, deren verwobene figürliche, architektonische und abstrakte Komponenten vom Betrachter erst erschlossen werden müssen.

Zuckerbäckerfarben täuschen dabei aus der Ferne über manche irritierende und beklemmende Szene hinweg.

Dass sich dennoch Parallelen finden lassen, zeigte sich in einem "Werkgespräch" mit beiden Künstlern am Mittwochabend. In der lockeren Atmosphäre beteiligten sich auch einige der rund 15 Besucher an den unterhaltsamen Diskussionen. Die Leiterin der Galerie, Nicole Nix-Hauck, übernahm die Moderation. "Unsere Ausstellung wird unter dem Themenkomplex Idyll, Utopie und Abgrund zusammengefasst", erklärte sie. "Könnt ihr euch darin wieder erkennen?"

Lotz fühlte sich durchaus richtig verstanden. "Idyll und Abgrund beherrschen abwechselnd mein Gefühlsleben beim Arbeiten." Langendorf sieht es ähnlich. "Abgründe können sich auch in harmlos daher kommenden Gegenständen auftun", erklärte sie und verwies auf eines ihrer Bilder, das einen aufgerissenen, leeren Briefumschlag zeigt. Der Betrachter wird dazu animiert, selbst Geschichten zu konstruieren. Das ist der Künstlerin bewusst, wenngleich sie selbst beim Malen, wie sie betont, keine bestimmte Geschichte erzählen will. "Ich male einfach Dinge, die ich so gesehen habe." Auch Lotz will keine bestimmten Geschichten erzählen, sondern den Betrachter die Fragen stellen lassen. So verfolgte er denn auch sehr interessiert die Deutungen seiner Bildgegenstände durch die Besucher, hielt sich selbst mit Erklärungen zurück.

Und noch etwas verbindet die beiden Künstler: Unabhängigkeit von Modediktaten und Hochachtung vor den alten Meistern. Sie habe eine gewisse Bockigkeit entwickelt, meinte Langendorf. "Ich male trotzdem Stillleben." Lotz stellte fest: "Wir sind beide Nischenmenschen und Anachronisten."

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