Werden Radfahrer mies behandelt?

Saarbrücken/Dudweiler · Radfahrern werden Dinge zugemutet, die die Stadt Autofahrern nie zumuten würde: lange Sperrungen ohne Umleitung. Das kritisiert der Allgemeine Deutsche Fahhradclub. Die Stadtverwaltung wundert sich über diese Kritik.

 Unter anderem der sogenannte Gasweg in Burbach ist zurzeit für Radfahrer gesperrt. Foto: Becker&Bredel

Unter anderem der sogenannte Gasweg in Burbach ist zurzeit für Radfahrer gesperrt. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Es kommt vor, dass Menschen, die in Saarbrücken zu Fuß unterwegs sind, über Radfahrer den Kopf schütteln. Dass einige Führungskräfte im Saarbrücker Rathaus über Radfahrer staunten, lag aber nicht daran, dass da jemand zu unvorsichtig gefahren ist. Die Verwaltungsspitze wurde, wie es Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer formuliert, "etwas überrascht" von einer Pressemitteilung des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC).

Dessen Saarbrücker Sprecher, Thomas Fläschner, schrieb: "Fuß- und Radverkehr sollten in Saarbrücken eigentlich gefördert und nicht behindert werden. Leider ist diese Einsicht noch nicht in allen Köpfen der Verwaltung angekommen." Grund für diesen Vorwurf ist die "Sperrung gleich mehrerer Fuß- und Fahrradverbindungen in Malstatt und Burbach".

So sei der von vielen Malstattern benutzte Weg vom Rotfeld zur Saar mit Zäunen und einem hohen Erdwall verriegelt. Die städtische Entwicklungsgesellschaft GIU erweitert dort das Gewerbegebiet. Der ADFC frage sich, "warum schon Monate vorher und ohne dass diese Kappung der Verbindung öffentlich kommuniziert wurde, eine vorhandene, gut geteerte Straße und der daran anschließende Weg der öffentlichen Nutzung entzogen werden mussten". "An die Ausschilderung einer Umleitung hat anscheinend auch niemand gedacht", kritisiert Fläschner. Für den Autoverkehr sei so etwas eine Selbstverständlichkeit.

Wegen "Erdbewegungen" sei es "zu gefährlich" dort. Deshalb musste gesperrt werden, erklärte Wandel-Hoefer auf Anfrage. Die Verwaltung hatte auch zu Beginn der Arbeiten im April vergangenen Jahres die Öffentlichkeit darüber informiert, dass bis Mitte 2015 "aus Gründen der Verkehrssicherheit die Fuß- und Radwegeverbindung zwischen dem Gewerbepark Wiesenstraße/Saarterrassen und dem Leinpfad entlang der Saar vollständig gesperrt" ist (die SZ berichtete).

Auch dass Fläschner bemägelt, dass der Gasweg am Gasometer, der auf die Saarterrassen führt, geschlossen worden sei, versteht die Baudezernentin nicht. Das sei "ein Weg der von vielen Fußgängern auch deshalb genutzt wurde, um die stark befahrene Hochstraße zu meiden", erklärt Fläschner. Dieser Weg sei nicht von der Stadt, sondern von der Bahn geschlossen worden, aus Sicherheitsgründen, sagt Wandel-Hoefer. Und: "Wir können nicht gegen die Bahn und deren Sicherheitsbedenken argumentieren."

Der dritte, momentan nicht mehr nutzbare Weg führt vom Festplatz auf den Saarterrassen hin zur Eisenbahnbrücke über die Saar beziehungsweise zum Weg entlang des rechten Saarufers. "Er wurde ebenfalls mit Bauzäunen abgesperrt", beklagt Fläschner. Diese Strecke sei sogar eigens als Radroute zwischen der Innenstadt und Burbach ausgeschildert. Auch hier fehle eine Umleitungsausschilderung.

Der Radweg werde ab und zu gesperrt, wenn Veranstaltungen auf dem Festplatz sind, bei denen Eintritt verlangt werde, erklärt Wandel-Hoefers. Fläschners Anregung, das rechtzeitig auszuschildern, nehme sie gerne auf.

Während Fläschner sich fragt, ob es sich bei all dem "um Nachlässigkeit oder Inkompetenz handelt oder ob man diese Sperrungen schlichtweg als Unverschämtheit interpretieren" müsse, fragt sich Wandel-Hoefer, was Fläschner mit seiner Attacke bezweckt.

Erst vorletzte Woche habe es ein Gespräch zwischen dem ADFC, Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, Umweltdezernent Thomas Brück und ihr selbst gegeben, sagt Rena Wandel-Hoefer. Sie habe das Gespräch "als sehr konstruktiv" empfunden.

Und Brück hat Fläschner am Tag nach dem Gespräch auch nochmal schriftlich mitgeteilt, dass die Arbeitsgruppe Fahrradverkehr wieder aktiviert wird. In dieser Gruppe sollen unter anderem Vertreter von Polizei, Baubehörden, Ordnungsamt und ADFC Probleme besprechen und lösen.

Noch in diesem Winter sollen auch die Radwege besser geräumt werden. Der Stadtreinigungsbetrieb habe einen neuen Kleintraktor, der das besser möglich mache, schrieb Brück an Fläschner. Und mit dem Fahrradverleihsystem sei man auch auf gutem Weg, sagt Wandel-Hoefer. Sie kündigte jetzt an, nochmal mit Fläschner zu reden.

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