Befreiung vom Schulunterricht Werden chronisch kranke Kinder stigmatisiert?

Saarbrücken · Die Kinderärzte im Saarland befürchten vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie eine Stigmatisierung chronisch kranker Kinder in Schulen und Kitas. Dabei beziehen sie sich auf ein Rundschreiben des Bildungsministeriums an die Eltern zum Schul-Start nach der pandemiebedingten Unterrichtspause.

 (Symbolbild)

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Foto: picture alliance/dpa/dpa Picture-Alliance / Christian Charisius

In dem Schreiben geht es darum, wann und bei welchen  Krankheiten Eltern die Möglichkeit haben, ihre Kinder mit Blick auf mögliche Risiken vom Präsenzunterricht befreien zu lassen. Rückmeldungen von Eltern in den Praxen der Kinderärzte hätten aber gezeigt, dass dies „in manchen Schulen umgekehrt gehandhabt wird“. Demnach komme es nicht selten vor, dass ärztliche Bescheinigungen zur Erlaubnis des Schulbesuchs verlangt würden, sagte der Vorsitzende des Berufsverbands Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Werner Meier, der SZ. Solche Formen der Stigmatisierung chronisch kranker Kinder und Jugendlicher dürften aber nicht auftreten. Immer häufiger würden die Ärzte auch damit konfrontiert, „Corona-Tests auf Verlangen von Bildungs- und Gemeinschaftseinrichtungen durchzuführen“. Dazu gebe es aber klare Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI). „Eine ,Wunsch-Testung’ führen wir nicht durch“, so der BVKJ. Meier fordert deshalb das saarländische Bildungsministerium auf, bei Schulen und Kitas noch einmal für Klarheit zu sorgen.

Beanstandet wird von den Ärzten auch, dass in dem Rundschreiben Beispiele von Krankheiten aufgeführt würden, die es so „bei Kindern entweder gar nicht oder so gut wie gar nicht gibt“, etwa koronare Herzerkrankung, chronische Bronchitis oder Zirrhose, so Meier. Dagegen fehlten manche Krankheiten, die gerade bei Kindern vorkämen, wie etwa angeborene Herzfehler. Der Verband fordert das Ministerium daher auf, alle Beteiligten – Eltern, Ärzte, Bildungs-Vertreter – an einem Tisch zusammenzubringen, um „gemeinsam Umsetzungsmöglichkeiten vorliegender Konzepte  zu erarbeiten“.

Das Bildungsministerium wies die Kritik indes zurück: Bei der Abstimmung des Rundschreibens habe man unter anderem mit Gesundheitsämtern und der Universitätsmedizin in Homburg im Austausch gestanden.

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